"Ich seil’ mich halt ab"
Tim Vollhardt hängt beruflich ganz schön viel herum, denn er ist Industriekletterer.
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Heute hat er einen Auftrag am Neurozentrum, einem Gebäude der Freiburger Uniklinik. Dort soll er an mehreren Fenstern Jalousien austauschen, die kaputtgegangen sind. Da die Fenster von innen gar nicht oder nur wenig geöffnet werden können, muss der Austausch von draußen erfolgen – ein typischer Fall für den Industriekletterer.
Gleich werden sich Tim Vollhardt und sein Mitarbeiter Jakob Rottwilm vom Flachdach des Neurozentrums bis auf die Höhe der ersten kaputten Jalousie abseilen, um diese auszubauen und dann eine neue einzusetzen. "Wir sind beim Klettern immer zu zweit, damit einer den anderen im Notfall retten kann", erklärt Vollhardt. "Denn wir arbeiten oft an Stellen, an die selbst die Feuerwehr nicht hinkommt, weil es dort für deren Autos und Maschinen zu eng ist."
Tim Vollhardt ist seit 15 Jahren Industriekletterer. Vorher hatte er Industriemechaniker gelernt, danach noch Zimmerer. Bei einem Auftrag lernte er schließlich den Beruf Industriekletterer kennen. "Ich dachte gleich: Das ist eine super Kombination! Ich wollte sowieso unbedingt draußen arbeiten." Klettertrainer beim Deutschen Alpenverein war er ohnehin, jetzt bildete er sich zum Industriekletterer weiter – und konnte fortan Beruf und Sport verbinden. "Letztlich bin ich ein normaler Handwerker. Andere fahren mit dem Bus zur Arbeit, ich seil’ mich halt ab", sagt er lachend.
Der 45-Jährige ist schon am Freiburger Münster geklettert, um dort eine Brandmeldeanlage zu installieren, hat an verschiedenen Kirchturmuhren Ziffernblatt und Zeiger ausgewechselt, viele Dächer ausgebessert und Fensterscheiben hoher Gebäude von außen gereinigt. Auf dem Dach des Main Tower, einem 200 Meter hohen Wolkenkratzer in Frankfurt am Main, hat er auch schon gearbeitet. Außerdem beschneidet er Bäume.
Gefährlich findet Tim Vollhardt seinen Job nicht. Eher ziemlich kniffelig. "Bevor wir irgendwo hochsteigen beziehungsweise uns abseilen, müssen wir den Ort genau auskundschaften und überlegen, wo möglicherweise ein Risiko für uns besteht", erklärt er. "Danach tüfteln wir aus, wie wir uns sichern können, damit erst gar keine Gefahr aufkommt."
Auf dem Dach des Neurozentrums ist es ziemlich schwierig, einen guten Anschlagpunkt zu finden. Das ist die Stelle, an der die Kletterer ihre Seile festmachen können. Sie muss so stabil und so gut im Boden oder an einer Wand verankert sein, dass sie das Gewicht der Kletterer, die sich ja daran hängen möchten, sicher hält. Schließlich befestigen die Kletterer die Seile an einer Art schwerem Käfig, in dem allerlei Technik untergebracht ist.
Alle Knoten sitzen, die Karabinerhaken sind an der richten Stelle – und rüber geht’s über die Dachkante.
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