Kindeswohl
In Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr 13 Kinder von ihren Angehörigen getötet
Die Familie sollte für Geborgenheit und Vertrauen stehen. Doch hunderte Kinder in Baden-Württemberg werden Jahr für Jahr Opfer von Gewalt im familiären Umfeld.
Marco Krefting (dpa)
Mi, 7. Mai 2025, 20:00 Uhr
Südwest
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Geschlagen, vergewaltigt, getötet – und das von Menschen aus der eigenen Familie: 1989 Opfer im Alter bis 13 Jahren nennt der Sicherheitsbericht des Landesinnenministeriums für das Jahr 2024. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von fast neun Prozent. Aber auch über mehrere Jahre betrachtet war es der höchste Wert. 2016 waren der Statistik zufolge 1124 Kinder betroffen. Hinzu kamen 2024 dem Ministerium zufolge 1151 Fälle bei Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren (2023: 1008 Fälle). Dabei gilt es zu beachten: Wenn jemand innerhalb eines Berichtsjahres mehrmals Opfer von strafbaren Handlungen geworden ist, wird er einem Ministeriumssprecher zufolge in der Statistik mehrfach gezählt.
Für die Erfassung der Zahlen gibt es bundesweit einheitliche Regeln. Es gehe vor allem um Opfer von Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung. Auch Versuche werden gezählt. Körperliche Verletzungen werden nach dem Grad ihrer Schwere erfasst. Als schwer verletzt gilt man demnach, wenn man in einem Krankenhaus stationär zur Behandlung aufgenommen wurde. Psychische Verletzungen werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hingegen nicht erfasst.
13 Kinder wurden 2024 dem Bericht zufolge im Südwesten von Angehörigen getötet. Sieben von ihnen seien ein Jahr alt oder jünger gewesen. Unter Jugendlichen gab es demnach im Jahr 2024 hier keine Fälle. 870 von ihnen wurden aber Opfer von anderen Körperverletzungsdelikten. Bei Kindern gab es laut dem Sicherheitsbericht hier 1213 Betroffene. Im Vergleich zum Vorjahr sei dies ein Anstieg von mehr als sechs Prozent. 367 Kinder seien sexuell missbraucht worden – in etwa so viele wie im Vorjahr. Mädchen werden dem Bericht zufolge mit einem Anteil von rund 53 Prozent etwas häufiger Opfer als Jungen. Im Bereich des sexuellen Missbrauchs aus dem familiären Umfeld heraus sei der Anteil mit knapp 80 Prozent allerdings deutlich höher.
In akuten Krisen nehmen Jugendämter die Kinder und Jugendlichen in Obhut
Zum familiären Bereich zählen unter anderem Eltern, Großeltern und Geschwister, auch Pflege-, Adoptiv- und Stiefeltern sowie Halbgeschwister. Aber auch beispielsweise Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen werden dazugerechnet.
In akuten Krisen nehmen Jugendämter Kinder und Jugendliche in Obhut und bringen sie in einer speziellen Einrichtung oder bei geeigneten Personen unter. 2023 gab es nach aktuellsten Zahlen des Statistischen Landesamtes 3090 Fälle von dringenden Kindeswohlgefährdungen. Das sei ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewesen.
Hilfe für Kinder gibt es bei der "Nummer gegen Kummer" unter 116 111 montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr und beim Weißen Ring täglich von 7 bis 22 Uhr unter der Rufnummer 116 006.