Veranstaltung
In Freiburg stellen zwei Freunde ein neues Festival auf die Beine – mit geliehenem Geld
Anfang Juni bekommt Freiburg im Artik mit "Im Sommer mit Sonne" ein neues Festival. "Wir schmeißen uns da auch ein wenig ins kalte Wasser", sagen die beiden jungen Organisatoren – es ist ihr erstes Großevent.
Mo, 2. Jun 2025, 11:42 Uhr
Feiern und Kultur
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Der Innenhof des Jos Fritz Cafés – es ist ein Ort, den die beiden Freunde Jonathan Trumpf (23) und Elias Reisser (22) gut kennen. In den letzten Monaten saßen sie hier regelmäßig und besprachen die Festival-Organisation. Beide sind erschöpft – doch ihre Leidenschaft ist trotzdem zu spüren. Jetzt organisieren sie ihr erstes Festival, das 6. und 7. Juni auf dem Artik-Gelände Freiburgs stattfinden wird.
Die beiden Jungs sind Teil des ISMS-Kollektivs. Lachend erklären sie, dass es viele verschiedene Bedeutungen für die Abkürzung gibt. ISMS bedeutet eigentlich "Ich sag mal so", ein Insider zwischen den Freunden. Die Abkürzung steht aber auch für das Im-Sommer-mit-Sonne-Festival.
Das Kollektiv entstand im Corona-Jahr 2020. Elias Reisser erinnert sich: Da es damals kaum Kultur-Angebote für junge Menschen gegeben habe, veranstaltete er mit Freunden einen ersten Rave. Im Jahr darauf fingen sie an, regelmäßiger Technopartys zu organisieren. Daraus habe sich das Kollektiv herauskristallisiert. Jonathan Trumpf und Elias Reisser seien zwar die zwei Gesichter, die für das Kollektiv stehen, "im Endeffekt ist es aber eine Freundesgruppe und alle gehören dazu, die Lust haben bei Events mitzuhelfen", sagt Elias Reisser.
Von Technopartys hin zu eigenem Festival
Das Kollektiv stehe für "Vielfalt, Tanzen, Räume erschaffen für die Freiburger Subkultur", erklären die beiden Freunde. Die letzten Jahre etablierten sich die ISMS-Technopartys zu einem festen Bestandteil der Freiburger Techno-Szene. In diesem Jahr erfüllen sie sich einen Traum und bieten das erste ISMS-Festival an.
Lokale und deutschlandweite Künstler und Künstlerinnen werden auf In- und Outdoor-Bühnen auftreten. Das Angebot ist genreübergreifend und reicht von Indie, Punk, Pop, Neue Deutsche Welle, Techno bis hin zu Rap. Neben bekannteren Indie-Acts wie der Künstler Frytz werden auch einige Newcomer eine Bühne haben. Am Freitag- und Samstagabend gibt es eine Afterparty, für die zusätzliche Tickets erworben werden können. "Im Idealfall kommen jeden Tag zwischen 500 und 600 Leute", wünschen sich die beiden.
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Die beiden Freunde haben keine Erfahrung im Festival-Business. "Wir schmeißen uns da auch ein wenig ins kalte Wasser", sagt Elias Reisser. Die Zusage für das Artik-Gelände haben sie erst Anfang des Jahres bekommen, weshalb sie das Festival innerhalb von vier Monaten "aus dem Boden stampfen" mussten. Neben den Phasen des Tatendrangs habe es auch Phasen der Unsicherheiten gegeben, in denen sie an eigene Grenzen gestoßen seien. "Aber es bringt nichts, zu zweifeln. Ich bin eher Optimist", sagt Elias Reisser und dreht sich lachend eine Zigarette. Beide schauen sich an und schmunzeln – "unser Motto ist: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt".
Auch die Suche nach Sponsoring stellte sich schwieriger heraus als erwartet. Sie haben sich nun 15.000 Euro von einer Privatperson aus dem Bekanntenkreis geliehen, die sie nach dem Festival zurückzahlen wollen. Ihnen gehe es nicht darum, große Gewinne einzufahren – ihr Ziel sei es lediglich, die Kosten zu decken. Sie haben sich privat noch nie etwas auszahlen lassen: "Wir machen das alles freiwillig, weil wir dafür brennen und eine Leidenschaft haben", sagt Elias Reisser. "Wir wünschen uns, dass die Leute verstehen, dass das ein Herzensprojekt ist und nicht eine dieser Kommerz-Veranstaltungen, die mal nach Freiburg kommen, aber die nichts mit der Freiburger Kultur oder Szene zu tun haben".
Es sind nur noch wenige Tage bis zum Festival – die beiden Freunde wünschen sich, dass bis dahin noch mehr Tickets verkauft werden. Bislang laufe der Verkauf nämlich schleppend, da es wenig Vorlaufzeit gab und sie erst Anfang des Jahres mit Werbung anfangen konnten.
Freiburg hat was zu bieten
Vom Freiburger Kulturamt habe es nur wenig finanzielle Zuschüsse gegeben. "Es wäre schön, mehr Unterstützung von der Stadt zu bekommen. Ich habe das Gefühl, dass Subkultur oft unter den Tisch fällt. Die Gelder sind meist knapp", sagt Elias Reisser. Er findet, dass in Corona-Zeiten eine ganze junge Generation unter Reglementierungen gelitten habe und danach vergessen worden sei. Viele junge Menschen seien aus Freiburg weggegangen, weil die Stadt kulturell wenig zu bieten habe: "Natürlich ist es leicht, sich zu beschweren. Aber es braucht auch Leute, die hier bleiben und was verändern wollen". Elias Reisser und Jonathan Trumpf möchten Menschen aus anderen Orten Deutschlands auf Freiburg aufmerksam machen, um zu sagen: "Schaut mal, in Freiburg geht auch was. Die Stadt hat was zu bieten."
Würden sie nochmal innerhalb von wenigen Monaten ein Festival organisieren? Beide atmen tief durch: "Jetzt gerade würde ich sagen: Ja, auf jeden Fall. Hättest du mich vor zwei Wochen gefragt, hätte ich dir vielleicht etwas anderes gesagt", so Jonathan Trumpf. Wenn das Festival gut laufe, können sie sich vorstellen, es nächstes Jahr ein weiteres Mal anzubieten. Aber dann mit mehr Vorlaufzeit.
Festival "Im Sommer mit Sonne": 6. und 7. Juni. Eintritt ab 18. Tagesticket zwischen 25-30 Euro. Festival Pass: 55 Euro.