"Jetzt fehlt es an der Weiterbildung"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Lehrer Wolfgang Wolff über die digitale Ausstattung am Marie-Curie-Gymnasium in Kirchzarten.  

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Blick in einen Computerraum des Marie-Curie-Gymnasiums Foto: Privat

Wolfgang Wolff ist Lehrer am Marie-Curie-Gymnasium (MCG) in Kirchzarten und dort seit zwölf Jahren Netzwerkberater. Insgesamt teilen sich drei Lehrer die Betreuung des Schulnetzwerkes. Wolff ist für den Schulserver und die PCs und Laptops verantwortlich. Die Zischup-Reporter Dominik Hasse und Carlo Trescher aus der Klasse 9c des MCG haben Wolff interviewt.

Zischup: Was genau machen Sie eigentlich zum Thema Technik hier am MCG?
Wolff: Ich übernehme gemeinsam mit Herrn Mertens die Wartung der elektronischen Geräte in den Klassenzimmern. Außerdem mache ich die Updates auf dem Schulserver und kümmere mich um unsere Lernplattform Moodle.

Zischup: Was hat sich, seitdem Sie am MCG für die Technik zuständig sind, verändert?
Wolff: Als ich vor zwölf Jahren an die Schule kam, gab es hier drei PCs im Lehrerzimmer, 16 im heutigen Computerraum, weitere vier im damaligen Technikraum und noch sechs Laptops im Physik-Fachraum. Momentan hat das MCG 84 PCs in den Computerräumen, 50 Schüler-iPads und noch an die 80 Laptops. Nicht zu unterschätzen ist das Wachstum über Corona hinweg, denn Anfang dieses Jahres gab es für die Schule 100 neue PCs, die hauptsächlich in den Klassenzimmern verbaut wurden. Zusätzlich erhielten die Klassenräume alle einen Beamer und eine Dokumentenkamera, um endlich von den veralteten Overheadprojektoren Abstand zu nehmen. Die Lehrer bekamen außerdem noch eigene Dienst-iPads. Das alles veränderte sich innerhalb der letzten zwölf Jahre.

Zischup: Welche Probleme traten während des Lockdowns auf?
Wolff: Erste Probleme traten dadurch auf, dass alle Lehrkräfte und auch die Schülerinnen und Schüler ganz verschiedene Hardware-Ausstattungen besitzen, was zum Beispiel bei Videokonferenzen eine Rolle spielt. Denn je nach Ausstattung variiert die Verbindungsqualität und auch die Tonqualität, was Probleme in der Kommunikation aufwirft. Das zweite große Problem war, dass wir Lehrerinnen und Lehrer nicht für den Online-Unterricht ausgebildet wurden und viele Dinge, die man im Präsenzunterricht einfach zeigen konnte, im Homeschooling gar nicht in der Form möglich waren. Wir müssen uns auch eingestehen, dass manche Lehrerkräfte nicht mit der Situation klarkamen und dadurch Lücken im Lernstoff aufgetreten sind. Aber all das zog auch eine starke Lernkurve auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Schülerinnen und Schüler nach sich. Dieses dazugewonnene Wissen kann auch im Präsenzunterricht eingesetzt werden, zum Beispiel durch Erklärfilme und Ähnliches.

Zischup: Und was wäre der nächste Schritt?
Wolff: Der nächste Schritt wäre, dass hier jemand in der Schule arbeitet, der das professionell kann, also das Betreuen der Medien, und dass ich das nicht mehr machen muss. Denn bei der Größe ist es langsam nahezu unmöglich, alles zu warten, zu gucken, dass es funktioniert, gleichzeitig Kollegen zu schulen – das ist einfach zu viel. Also ich bin der Meinung, dass gerade die Fort- und Weiterbildung der Lehrer, dass das jetzt eigentlich der Flaschenhals ist. Wir sind von den Geräten gut bis sehr gut aufgestellt. Es müsste jetzt halt entsprechende Weiterbildungen geben, und es müsste auch wirklich jemand hier sein, der sich um die Installation der Geräte kümmert und der auch da ist und helfen kann, wenn es Probleme gibt.

Zischup: Was würden Sie die Zuständigen bei den verschiedenen Ministerien fragen, wenn diese hier wären?
Wolff: Für die Ausstattung einer Schule ist der Schulträger verantwortlich. Wenn jetzt eine Schule das Glück hat, einen relativ reichen Schulträger zu haben, ist die auch relativ gut ausgestattet. Wenn die Schule das Pech hat, einen relativ armen Schulträger zum haben, sind sie relativ schlecht ausgestattet, und das ist ein Zustand, der nicht haltbar ist. Es sollte im Prinzip eine Standardausrüstung für alle allgemeinbildenden Gymnasien in Baden-Württemberg geben, auf die jedes Gymnasium einen Anspruch hat. Wir haben zum Beispiel keine schnelle Internetverbindung. Das bremst uns bei vielen Sachen enorm aus. Das würde ich zum Beispiel gern fragen, warum das nicht zentral geregelt wird und nicht klar ist, dass jede Schule einen entsprechenden Internetzugang kriegt. Oder die Lehrer-Geräte. Warum kriege ich die nicht direkt vom Land? Wenn ich die Schule wechsle, muss ich mein iPad wieder hergeben. Wenn ich von meinem Dienstherrn, der das Land ist, das Gerät bekommen würde, wäre das meins – auch in einer anderen Schule.

Zischup: Wissen Sie, wie hoch das Budget ist, das zur Verbesserung der Technik bereitsteht, und reicht dieses aus?
Wolff: Ja, das reicht aus. Die PCs, die wir haben, sind auf fünf Jahre geleast und die Kosten in der Anschaffung liegen bei jeweils 600 Euro. Wir haben jetzt 100 bekommen, dann weiß man ungefähr, wie groß das Volumen ist. Geld ist genug da, das Problem ist, wie es ausgegeben wird.

Zischup: Wie bewerten Sie die digitale Situation an unserer Schule?
Wolff: Die Voraussetzungen sind relativ gut. Wir haben ein paar Räume, da haben wir Probleme, aber bei der Anzahl von Unterrichtsräumen und Geräten, die wir installiert haben, wäre es einfach nicht normal, wenn ab und zu nicht eins kaputt wäre. Wir sind von der Hardware sehr gut, was jetzt fehlt, ist, dass man den Lehrern die Zeit und die Möglichkeit gibt, sich richtig einzuarbeiten, und dass man für jedes Fach und für jeden Lehrertyp das richtige Maß findet, wie viel die modernen Medien genutzt werden.

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