Jugendliche erzählen im Augustinermuseum von der NS-Zeit

Premiere im Augustinermuseum: Schülerinnen und Schüler arbeiten an der Sonderausstellung Nationalsozialismus in Freiburg mit.  

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Wer, warum, wie? Malte Kae und Nicole ...ch die Schau und beantworten Fragen.    | Foto: Rita Eggstein
Wer, warum, wie? Malte Kae und Nicole Okon führen durch die Schau und beantworten Fragen. Foto: Rita Eggstein

Es ist ein ganz neuer Ansatz für das Augustinermuseum: Jugendliche konnten die Sonderausstellung zum Nationalsozialismus in Freiburg mitgestalten. Denn Hitlers Machtergreifung liegt 84 Jahre zurück, die Zeitzeugen von Deutschlands dunkelstem Kapitel werden weniger. Jetzt geben die Jugendlichen auch ihr Wissen bei Führungen an andere Jugendliche weiter.

Wer. Warum. Wie. Was. Groß und schwarz stehen die Fragen im Eingang des Museums. Davor standen am Samstagnachmittag Nicole Okon und Malte Kae. Die 18-Jährige und der 14-Jährige sind Teil dieses Projekts, das Schüler in die Planung und Realisierung der Ausstellung einbezog. "Ich erzähl’ Dir was" heißen die Führungen, die die Jugendlichen jeden zweiten Samstag im Monat im Augustinermuseum leiten.

"Das Besondere an diesem Format ist, dass es sich nicht um Überblicksführungen handelt", erklärt Museumspädagogin Angelika Zinsmaier. Die Ausstellung konzentriert sich auf Biografien von Freiburgern, die im Nationalsozialismus lebten – ob als Mitläufer, Täter oder Opfer. Sie haben ihren Platz in der Mitte der Ausstellung und basieren zum Großteil auf Arbeiten, die Jugendliche verschiedener Freiburger Schulen eigenständig erarbeitet haben. Auch wird versucht, das Thema Konzentrationslager jungen Menschen über Einzelschicksale greifbarer zu machen.

Die Jugendlichen entscheiden je nach Alter der Ausstellungsbesucher, wie viel sie von der damaligen Grausamkeit erzählen. "Wir versuchen das interaktiv zu gestalten", sagt Abiturientin Nicole Okon vom Wentzinger-Gymnasium, die am Samstag bereits ihre vierte Tour durch die Ausstellung hatte. Die Zielgruppe des Formats sind 13- bis 17-Jährige. "Sicherlich hatten wir auch schon etwas Jüngere dabei", ergänzt Zinsmaier, "oder nur Erwachsene."

Eine Gruppe Erwachsener hatten die Schüler auch am Samstagnachmittag. Von Unsicherheit aber keine Spur. Nicole Okon sprach hauptsächlich über das Thema ihrer Schularbeit – der Schuld oder Nicht-Schuld des Anthropologen und Erbbiologen Johann Schaeuble, der ab 1937 an der Freiburger Universität lehrte. Und Malte Kae stellte ehemalige Schüler der Lessing-Schule vor, die zu Zeiten des Nationalsozialismus als jüdische Zwangsschule fungierte, und ging auf ihre Erlebnisse ein. Nach der Ausstellungsführung sprachen die beiden noch mit einigen Teilnehmern und standen für Fragen zur Verfügung.

"Es war uns ein Anliegen, die jungen Leute bei diesem Thema ins Boot zu holen", sagt Museumspädagogin Zinsmaier, "deshalb sind wir weit im Vorfeld mit Schulen in Verbindung getreten, haben viel mit den Schülern gesprochen und gearbeitet." Die zahlreichen, etwas kleiner gedruckten, gesellschaftlichen Fragen an den Wänden des Eingangsbereiches wurden zum Beispiel gemeinsam mit Max-Weber-Schülern erarbeitet. Außerdem wirkten Schüler des Wentzinger- und des St.-Ursula-Gymnasiums sowie der Geschichtswerkstatt der Lessing-Realschule mit. Neben der Konzeption der Ausstellung und den Führungen waren die Schülerinnen und Schüler auch beim Audioguide eingebunden.

Sie haben ihn nicht nur gesprochen, sondern selbst erarbeitet: Ob fiktive Tagebucheinträge, echte Postkarten, Originalaufnahmen oder Zeitzeugengespräche – der Guide wurde mehrfach aufwendig überarbeitet. "Da stecken Stunden an Arbeit drin", erklärt Zinsmaier, "die Schüler mussten zum Teil 20 Seiten auf eine gute Seite kürzen, um die Länge der Aufnahmen nicht zu sprengen." Angelika Zinsmaier ist stolz auf ihre jungen "Kollegen". "Für uns ist dieses Format eine Premiere, und wenn man den Zuspruch sieht, würde ich sagen, sie ist sehr gelungen."

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