Interview
Jungwinzerin Rosa Kost aus Freiburg-St. Georgen: "Der Beruf ist sehr erfüllend"
21 Jungwinzer haben in dieser Woche an einem Wettbewerb der Landjugend in Ihringen teilgenommen. Eine war Rosa Kost aus Freiburg-St. Georgen. Was fasziniert sie an dem Beruf?
So, 8. Jun 2025, 16:30 Uhr
Südwest
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BZ: Frau Kost, Winzerin werden zu wollen, ist keine einfache Entscheidung. Was haben Ihre Eltern gesagt, als sie Ihnen davon erzählt haben?
Die haben sich eigentlich gefreut. Wir haben zuhause einen Ackerbaubetrieb und meine Mutter ist Floristin. Meine Eltern arbeiten also beide in grünen Berufen und wissen, wie anstrengend der Beruf ist. Der Weinbau lag ihnen aber am Herzen – zumal mein Opa selbst noch im Weinbau aktiv war.
BZ: Wie kam es bei Ihnen zu der Entscheidung? Sie hätten, so wie Ihr Vater, auch in den Ackerbau einsteigen können?
Ich finde aber, dass man beim Weinbau eine ganz andere Bindung zum Endprodukt hat. Beim Getreide ist es so, dass es wächst, dann erntet man es – und dann ist es weg. Beim Wein hat man aber vom Anfang bis zum Ende, von der Pflanze bis zum fertigen Wein, Kontrolle über das Produkt. Man begleitet den gesamten Prozess und hat dabei unendlich viele Möglichkeiten, Einfluss auf das Produkt zu nehmen. Aber natürlich trinke ich auch gerne Wein. Die Geselligkeit gehört für mich einfach dazu.
BZ: Trotzdem ist der Beruf kein einfacher. Sie hätten auch, so wie viele junge Menschen, die mit der Landwirtschaft groß geworden sind, sich für einen Bürojob entscheiden können.
Es war mir schon relativ schnell klar, dass ich in meinem Leben eine Verbindung zur Landwirtschaft brauche. Ob das nun Getreide oder Wein ist. Ich habe auch mein Abitur auf einem agrarwissenschaftlichen Gymnasium gemacht. Klar, der Beruf ist schlecht planbar, weil man immer von äußeren Umständen wie dem Wetter abhängig ist. Aber das macht es am Ende auch aus, das ist für mich das Schöne daran.
BZ: Glauben Sie, dass eine solche Entscheidung auch ohne familiäre Anbindung an die Branche möglich ist?
Das wäre sicher schwierig. Möglich ist es natürlich, aber wenn man nie mit der Landwirtschaft zu tun hatte, ist der Schritt in diesen Bereich ein sehr großer. Denn die Belastung in dem Job ist schon hoch.
BZ: Man steht früh auf, kommt spät nach Hause, kann kaum mal mehrere Wochen in Urlaub gehen.
Ich kenne das halt nicht anders, ich bin so aufgewachsen. Klar, das ist manchmal nicht so einfach. Etwa wenn man mit Freunden verabredet ist, aber Regen aufzieht und man plötzlich im Geschäft Pflanzenschutz machen muss. Da fehlt den Freunden manchmal schon das Verständnis, wenn man eine Verabredung kurzfristig absagen muss. Trotzdem überwiegen für mich die positiven Seiten.
BZ: Welche wären das?
Es ist einfach schön, etwas mit den Händen zu machen. Das ist schon sehr erfüllend. Und wenn man am Schluss dann den Jahrgang in der Flasche und in den Händen hat, ist das ein großartiges Gefühl.
BZ: Wie ist denn das Image der Branche bei den jungen Leuten?
Das Bild des angeblich dummen Bauers steckt noch in vielen Köpfen.
Ich merke schon, dass manche auf den Beruf herunterblicken. Viele wundern sich sogar, dass man dafür eine Ausbildung braucht. Da gibt es oft gar kein Verständnis dafür, wie viel Arbeit und vor allem auch Wissen dahintersteckt. Das Bild des angeblich dummen Bauers steckt noch in vielen Köpfen. Die fehlende Anerkennung belastet mich schon. Ebenso die Unterstellung, dass wir die Natur kaputt machen. Ich freue mich immer darüber, wenn ich dann ein wenig Aufklärung betreiben kann.
BZ: Wie ist das Verhältnis junger Winzer zu den älteren, etablierten? Sind die jungen Winzer vielleicht etwas experimentierfreudiger?
Ich glaube, dass junge wie auch alte Winzer experimentierfreudig sind. Bei den jungen merke ich aber schon, dass sie mehr auf die Arbeitszeit achten und darauf, was wirklich nötig ist und was eher den Körper kaputtmacht.

BZ: Tatsächlich achten viele junge Menschen auf die Work-Life-Balance. Gibt es auch bei den Winzern schon Stimmen, die nach der 35-Stunden-Woche rufen?
Oh nein, das würde nicht funktionieren. Aber die Arbeitszeit flexibler zu gestalten, ist mittlerweile auch in den Weinbau vorgedrungen. Und das ist oft auch möglich. Am Ende wird dabei nicht weniger gearbeitet, aber die Zeit einfach anders eingeteilt.
BZ: Was denken junge Winzer über den biologischen Weinbau? Und wie ist das Verhältnis zwischen denjenigen, die biologisch wirtschaften wollen und denjenigen, die auf konventionellen Weinbau setzen?
Ich finde es immer schade, dass man bio und konventionell immer als Gegensätze betrachten muss. Wir sagen von uns, dass wir integriert arbeiten. Das bedeutet, dass wir nur so viel Pflanzenschutz einsetzen, wie es wirklich nötig ist – und so wenig wie möglich. Wir setzen ganz viele Elemente aus dem biologischen Weinbau ein – nur lassen wir uns halt als letzte Hintertür den chemischen Pflanzenschutz offen.
BZ: Wie sind denn die Zukunftsaussichten nach einer Winzerlehre? Ohne eigenes Weingut, das man von den Eltern vererbt bekommt, wird man ein solches kaum aufbauen können.
Man kann auch als angestellter Winzer auf einem Betrieb arbeiten. Viele größere Betriebe beschäftigen viele Mitarbeiter. Meine persönliche Perspektive ist aber eine andere. Ich möchte selbst nicht auf einem Weingut arbeiten. Mich zieht es eher in den Forschungsbereich. Ich möchte nach der Ausbildung an der Uni Hohenheim Agrarbiologie studieren. Der Landwirtschaft bleibe ich damit verbunden – und das möchte ich auch immer bleiben.
Rosa Kost (21) schließt im Juli ihre Ausbildung zur Winzerin auf dem Staatsweingut in Meersburg am Bodensee ab. Sie stammt aus Freiburg St. Georgen und geht auch in Freiburg auf die Edith-Stein-Gewerbeschule.
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