Südkorea

K-Popband BTS pausiert bis 2025 und tritt Militärdienst an

Der Entschluss der Boygroup BTS, den Militärdienst anzutreten, sorgt im Heimatland Südkorea für Aufruhr. Was wie ein patriotisches Opfer aussieht, ist ein Feilen an der eigenen Legende.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
BTS gilt als beliebteste Popgruppe  Sü...oreanische Band die US-Albumcharts an.  | Foto: Lee Jin-Man (dpa)
BTS gilt als beliebteste Popgruppe Südkoreas und ist auch international erfolgreich. 2018 führten sie als erste koreanische Band die US-Albumcharts an. Foto: Lee Jin-Man (dpa)
Sie hätten es wohl nicht tun müssen. Das südkoreanische Verteidigungsministerium hatte schon ein Referendum angedacht, um zu ermitteln, ob es für die sieben Musiker eine Ausnahme geben sollte. Und laut Umfragen hätte die Mehrheit wohl entschieden, dass sie um den Gang in die Kaserne herumkommen. Schließlich werden auch Sportler, die Goldmedaillen für Südkorea gewinnen, von der Pflicht ausgenommen, so etwa der Fußballprofi Heung-Min Son von Tottenham Hotspur.

Jeder Mann muss in Südkorea den Militärdienst leisten

Doch nun erklärten die Mitglieder von BTS, der mit Abstand beliebtesten Gruppe der südkoreanischen Popmusik und auch eine der populärsten weltweit: Zum Militärdienst, den prinzipiell jeder Mann für rund 20 Monate leisten muss, wollen sie sich genauso melden wie alle anderen Südkoreaner. Jin (29), der älteste der sieben Sänger, wird in Kürze als Erster zum Dienst antreten. Seine sechs Kollegen werden ihm nacheinander folgen.

Seit das am Montag verkündet wurde, ist das ostasiatische 52-Millionen-Land aufgewühlt. Nicht nur jugendlich orientierte Medien berichteten groß über das Thema, sondern auch konservative Tageszeitungen mit älterer Leserschaft. Die führende Nachrichtenagentur Yonhap veröffentlichte zuerst eine Eilmeldung, in der sie die bloße Nachricht verkündete, um kurz darauf in einem separaten Artikel zu fragen: "Warum hat BTS entschieden, den Militärdienst zu machen?"

Was wie ein überraschender Entschluss aussehen mag, hat sich über die letzten Monate angedeutet. Bereits im Sommer verkündete BTS, als Gruppe eine Pause einzulegen, damit sich die Mitglieder eine Zeitlang auf ihre Solokarrieren konzentrieren könnten.

Hängepartie wird für die eigene PR genutzt

Durch die monatelange Hängepartie hat die Boygroup die Frage nach dem Militärdienst nun erfolgreich für ihre eigene PR genutzt. Denn in Südkorea, das seit dem dreijährigen Koreakrieg ab 1950 noch immer formal im Kriegszustand mit Nordkorea verharrt, ist der Militärdienst höchst unbeliebt. Er gilt deshalb aber auch als patriotisches Opfer für die Gesellschaft – das die BTS-Mitglieder nun zu erbringen scheinen.

Dabei wird sich die Story eines Superstars, der sich mit anderen Rekruten ein Zimmer teilt, einen schmalen Lohn bezieht und in Camouflage den Umgang mit einer Waffe erlernt, gut vermarkten lassen. Das zeigte schon Elvis, der King of Rock’n’Roll, der in den 1950er-Jahren seinen Militärdienst in Deutschland leistete und dadurch noch beliebter wurde. Zudem wird Jin, der als erstes BTS-Mitglied in die Kaserne zieht, vorher noch ein Album veröffentlichen.

So dürfte die erfolgreiche Vermarktung der Gruppe und der einzelnen Mitglieder kaum enden, sondern nur auf andere Weise weitergehen. Dies deutete auch die Reaktion der Finanzmärkte auf die Aktie von Hybe an, dem Unternehmen, das BTS vermarktet. Am Tag nach der Nachricht über den anstehenden Militärdienst fiel der Wert des Papiers nicht etwa, sondern schloss den Handelstag mit einem Plus von fast fünf Prozent gegenüber dem Vortag. In der neuen Situation werden offenbar auch neue Möglichkeiten erkannt.

BTS ist ein Wirtschaftsfaktor für Südkorea

BTS ist für Südkorea längst nicht nur deshalb bedeutend, weil es das Land weltweit kulturell bekannter gemacht hat – 2018 führten sie als erste koreanische Band die US-amerikanischen Albumcharts an. Eine Studie des Hyundai Research Institute schätzte den Beitrag, den die Gruppe jährlich zur südkoreanischen Volkswirtschaft leistet, kürzlich auf rund 3,5 Milliarden US-Dollar, zuzüglich indirekter Effekte von rund 1,3 Milliarden.

Dabei sind die BTS-Mitglieder auch Botschafter für die gesamte K-Popszene, die seit den 1990er-Jahren in diversen asiatischen Ländern beliebt ist und seit einigen Jahren auch weltweit junge Menschen begeistert. Analysten erwarten, dass koreanische Popmusik weiter wachsen wird. Das Unternehmen CT Investments, das vor kurzem einen auf K-Pop spezialisierten Investmentfonds auflegte, sieht die Branche erst in der frühen Wachstumsphase. Ab 2025 soll BTS wiederkommen. Am Comeback schmiedet die Truppe offenbar schon jetzt.
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel