Kinzigtal

Kann der Schwarzwald-Elch heimisch werden? Und braucht er einen Spitznamen?

Im Kinzigtal im Schwarzwald wurde ein Elch gesichtet. Ein Experte ist sich sicher, dass das Tier heimisch werden könnte. Einen Namen will er ihm aber nicht geben, um keinen Hype auszulösen. Aber wieso nicht?  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Der Schwarzwald-Elch im Kinzigtal.  | Foto: - (dpa)
Der Schwarzwald-Elch im Kinzigtal. Foto: - (dpa)

Ein Elch streift durch den Schwarzwald – und könnte dort womöglich heimisch werden, sofern er nicht aus menschlicher Obhut stammt. "Wir glauben das zwar eher nicht. Aber wenn es sich tatsächlich um ein wanderndes Tier handeln sollte, dann ist es eigentlich auch kein Problem, wenn es im Schwarzwald bleibt", sagt der Wildtierbeauftragte des betroffenen Ortenaukreises, Maximilian Lang.

Derzeit sei nur ein Exemplar der in Baden-Württemberg bislang nicht freilebenden Art bekannt. Doch selbst zehn Tiere wären aus seiner Sicht kein Problem, sagt Lang. Derzeit gehe er aber stark davon aus, dass das Tier aus privatem Besitz stamme. Melde sich ein Eigentümer, werde es wohl eingefangen und zurückgebracht.

Anders als bei Elch Emil

Handlungsbedarf gebe es ansonsten erst, wenn sich der Elch – wie jüngst der Jungbulle Emil in Österreich – einer Stadt nähere, sagt Lang. Emil war betäubt worden, bekam einen GPS-Tracker und wurde in der Nähe eines tschechischen Nationalparks freigelassen. "Auch beim Straßenverkehr kann es heikel werden", sagt der Experte. "Aber das Netz im Schwarzwald ist deutlich weniger dicht als in den Ballungsräumen." Ganz auszuschließen sei das Risiko eines Wildunfalls jedoch nie.

Zwar könne theoretisch auch Verbiss - also das Abbeißen von Blättern oder Zweigen - ein Problem sein, doch Lang winkt ab: "Bei nur einem oder einigen Elchen stört das nicht. Das ist bei Rehen und Hirschen genauso. Wenn es hingegen Tausende wären, wäre das etwas anderes."

Selbst eine kleine Elch-Population hält der Wildtierbeauftragte für unproblematisch. "Der Elch würde sich hier definitiv wohlfühlen und vermehren", ist Lang überzeugt. Voraussetzung dafür sei allerdings ein politischer und gesellschaftlicher Wille.

Der Elchbulle «Anton» rennt durch eine...m Wildpark Schorfheide in Brandenburg.  | Foto: Patrick Pleul (dpa)
Der Elchbulle «Anton» rennt durch einen See im Gehege im Wildpark Schorfheide in Brandenburg. Foto: Patrick Pleul (dpa)

Einen Spitznamen? Bloß nicht

Der Schwarzwald-Elch ist noch namenlos. Wie wäre es mit einem Spitznamen wie bei der Krake Paul und dem Bären Bruno? Da winkt Lang ab. "Das mach" ich besser nicht", sagt er. "Sobald man ihnen einen Namen gibt, wird es emotionaler – und gehypt."

Lebensraum Schwarzwald

Vier Gründe, warum Elche sich im Schwarzwald wohlfühlen würden:

1. Landschaft:

Der Schwarzwald ist für den bis zu 600 Kilogramm schweren Einzelgänger grundsätzlich kein schlechter Ort. Es gibt ausgedehnte Wälder, feuchte Senken und junge Laubmischbestände mit Weiden, Birken und Espen – Pflanzen, die Elche besonders gern fressen. Auch der Mensch würde in solchen Gebieten wenig stören. Zudem brauchen Elche Flächen mit leicht zugänglichem Wasser, sagt Lang. "Das finden sie hier vielerorts, etwa entlang der Kinzig oder in Moorbereichen und Feuchtwiesen."

2. Klima:

Auch das Wetter spricht für den Schwarzwald. Kühle Temperaturen und Schnee schrecken Elche nicht, im Gegenteil – sie sind ausgesprochene Kältespezialisten. "Und anders als viele denken, mögen Elche gemäßigtes, teilweise sogar raues Klima, keine Hitze und Trockenheit", erklärt Wildtierexperte Lang. Die Bedingungen im mittleren und nördlichen Schwarzwald kämen ihrem bevorzugten Habitat "ziemlich nahe".

3. Nahrung:

Elche sind sehr anpassungsfähig, wenn es ums Futter geht. Sie ernähren sich laut Lang ähnlich wie Rehe. Im Sommer fressen sie vor allem Kräuter, Blätter und Wasserpflanzen, während im Winter junge Triebe, Zweige, Baumrinde, Knospen und Nadeln von Kiefern und anderen Bäumen auf dem Speiseplan stehen. "Elche bevorzugen energiereiche Nahrung wie junge Triebe und Wasserpflanzen." Das Angebot sei in vielen Regionen gut.

4. Tradition:

Ganz so ungewöhnlich ist ein Elch in Süddeutschland gar nicht. "Elche gehören ursprünglich auch zur heimischen Fauna", sagt Lang. Bis ins 17. Jahrhundert waren sie in Mitteleuropa weit verbreitet, bevor sie durch Überbejagung ausgerottet wurden. Heute existieren stabile Populationen an der deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Grenze – und einzelne Tiere begeben sich immer wieder auf Wanderschaft. "Dadurch kommt es in den östlichen Bundesländern immer wieder zu einzelnen Sichtungen", so Lang.

Und einer, der dagegen spricht:

Ein Elch wäre im Schwarzwald allein. Es gibt keine Artgenossen, also keine Elchkuh, mit der sich der Bulle zusammenschließen oder fortpflanzen könnte. Selbst wenn ein Tier einige Jahre überlebt, entstünde daraus keine Population. Nur wenn sich Wanderkorridore von den bestehenden Vorkommen in Bayern oder Tschechien bis nach Baden-Württemberg öffnen, könnte sich das langfristig ändern – bislang aber sind die Wege zu weit und zu gefährlich.

Schlagworte: Maximilian Lang, Wildtierexperte Lang, Elch Emil Handlungsbedarf

Weitere Artikel