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Karl Kuhn, Ortsvorsteher von Emmendingen Windenreute: "Kleine Gemeinden sind heute nicht mehr überlebensfähig"

Karl Kuhn, Ortsvorsteher von Windenreute, betont die Herausforderungen kleiner Gemeinden. Dabei steht im Emmendinger Orsteil der Hochwasserschutz seit Jahren ganz oben auf der Agenda.  

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  | Foto: Gerhard Walser
Foto: Gerhard Walser

BZ: Wie würden sie Ihren Ort in einem einzigen Satz beschreiben?

Windenreute ist ein Ort mit hoher Lebensqualität.

BZ: Und die Bewohner?

Die Bewohner treten für ihren Ort ein.

Karl Kuhn  | Foto: privat
Karl Kuhn Foto: privat

BZ: Was hat Ihr Ort, was Emmendingen nicht hat?

Wir schätzen den dörflichen Charakter von Windenreute mit seinen Dorffesten.

BZ: Was hat Emmendingen Ihrem Ort voraus?

Er steht mehr im Blickpunkt der Gremienmitglieder und Verwaltung. Seine Veranstaltungsreihen strahlen überregional aus.

  | Foto: Sylvia-Karina Jahn
Foto: Sylvia-Karina Jahn

BZ: Was sagen Sie, wenn jemand zu Ihnen kommt und sagt: Die Eingemeindung damals war ein Fehler?

Das hatten vielleicht früher einige gesagt. Ich könnte entgegenhalten, dass die Entwicklung der vergangenen Jahre klar gezeigt hat, dass kleine Gemeinden wie Windenreute heute nicht überlebensfähig wären. Allein die Aufrechterhaltung der immer komplexer werdenden Infrastruktur, aber auch die Anforderungen, die die Bürgerschaft an die Kommunen stellt, wären nicht leistbar. Und Windenreute hat keine großen Gewerbesteuerzahler.

BZ: Fühlen Sie sich vom Bürgermeister und Gemeinderat als Ortsvorsteher und Ortsteil ausreichend beachtet?

Unsere Anliegen werden wahrgenommen und respektiert. Bei der Umsetzung hat die Ortschaft nicht immer die erwünschte Priorität.

BZ: Sind Sie zufrieden mit der Nahversorgung in Ihrem Ort – oder müssen Sie zum Einkaufen woanders hin?

Die Nahversorgung in Windenreute ist wie in anderen kleinen Ortschaften seit Jahren nicht mehr ausreichend gegeben. Außer einer Bäckerei und Friseurgeschäften gibt es noch zwei kleineAutomaten. Alle warten auf die Eröffnung des Vollsortimenters in Kollmarsreute.

BZ: Wie sieht es in Sachen Verkehr aus?

Die Verkehrssituation ist Dauerthema wegen der engen und zugeparkten Straßenund fehlender Gehsteige. Durch die Entwicklungen neuer Baugebiete wird eine Verschärfung der Situation befürchtet.

BZ: Können Sie ein typisches Anliegen nennen, mit dem Bürger zu Ihnen in die Sprechstunde kommen?

Es werden regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen gefordert, trotz der einer 30er-Zone viel zu schnell gefahren wird. An der Panoramastraße gibt es regelmäßig Klagen wegen des Verkehrslärms.

BZ: Welche Großthemen beschäftigen Sie und Ihren Ortschaftsrat gerade?

Seit Jahren steht der Ausbau des Hochwasserschutzes ganz oben an. Die Entwicklung zweier großer Baugebiete mit mehr als 80 Wohneinheiten erfordert eine Anpassung der Infrastruktur hinsichtlich Verkehr, Wasser- und Stromversorgung bis hin zu ausreichender Vorhaltung von Kita- und Schulplätzen.

BZ: Jemand spendet Ihrem Ortsteil 10.000 Euro. Wofür würden Sie das Geld am liebsten ausgeben?

Die Ortschaften erhalten jährlich freie Verfügungsmittel in Höhe von 10.000 Euro. Diese Mittel verwenden wir in der Regel zur Unterstützung von Vereinen im Ort, für deren Jugendarbeit oder für notwendige Anschaffungen. Der Ortschaftsrat hat in der Vergangenheit einige Projekte aus seinen eigenen Mitteln umgesetzt. So ist eine dauerhafte Installation für das Storchennest notwendig, ein Trimm-dich-Pfad rund um die Wilhelmshöhe, eine kleine Skateranlage beim Sportplatz neben Volley- und Bouleplatz, die ebenfalls vom Ortschaftsrat finanziert wurden. So werden sechs neue Ruhebänke rund um Windenreute sehr geschätzt.

BZ: Was würden Sie mit einer Million machen? Was wäre eine sinnvolle Investition?

Illusionen darf man ja haben! Unser jährliches Budget von 10.000 Euro ist aktuell auf Eis gelegt. Selbst im Stadtsäckel deckt sie nicht mal das kommende Finanzloch. Wäre vielleicht eine Möglichkeit, den Wünschen der Ortschaft (Hochwasserschutz oder Mehrzweckhalle) auf einen vorderen Platz auf der städtischen Prioritätenliste zu verhelfen.

BZ: Warum haben Sie sich eigentlich wählen lassen?

Nach der Ablehnung der vom Ortschaftsrat vorgeschlagenen Bewerberin als Ortsvorsteherin durch den Gemeinderat wurde ich von einer Mehrheit des Ortschaftsrates gebeten, mich für das Amt zur Verfügung zu stellen.

BZ: Was nervt Sie an Ihrem Ehrenamt am meisten?

In einem Ehrenamt steht man vielen Aufgaben und Erwartungen gegenüber, die Geduld und Beharrlichkeit von einem abverlangen. Zudem ist man unterschiedlichen Zwängen ausgesetzt. Dabei sollte man keinesfalls die Nerven verlieren. Ich setze auf Geduld und Beharrlichkeit und Rückhalt im Ortschaftsrat sowie in der Bürgerschaft.

BZ: Und warum sollte man sich trotz allem kommunalpolitisch engagieren?

Gerade in kleinen Gemeinden finde ich es wichtig, für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ein offenes Ohr zu haben, ihre Anliegen ernst zu nehmen und in die großen Gremien zu tragen und ihnen Gewicht zu geben. Bürgernähe und Bürgerbeteiligung ist für viele eher ein abstrakter Begriff. Es gibt viele Hürden und Ängste, seine Anliegen vorzubringen. Deshalb ist es wichtig, sich in der Kommune zu engagieren - politisch wie bürgerschaftlich. Als Bürger aus der Ortschaft hat man einen differenzierteren Blick.

Karl Kuhn (76) ist Rentner. 2016 bin ich in den Ortschaftsrat als Parteiloser gewählt worden. Er steht aber den politischen Zielen der Grünen nahe und ließ sich auf dieser Liste aufstellen.

Dossier: mehr.bz/ortsteile2025

Schlagworte: Karl Kuhn, BZ-Serie Karl Kuhn
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