Katar hat nicht nur Öl, Gas und demnächst die Fußball-WM, sondern auch ein europäisches Sinfonieorchester. Bei einem Besuch in Doha wird die die hohe Kunst des Kultur-Spagats erlebbar.
Roter Plüsch und goldfarbene Balkonbrüstungen – das Opernhaus in Doha ist gebaut wie ein klassisches großbürgerliches europäisches Theater. Auf der Bühne spielt das Qatar Philharmonic Orchestra (QPO) alte arabische Liebeslieder in moderner Instrumentation – mit Jazz- und Bigbanddrive, vollem Blechbläsersound, sechs Schlagzeugern und sattem Streicherschmelz. Die Sängerinnen treten in figurbetonter Abendgarderobe auf, ein Sänger in Skinny-Jeans, der andere im traditionellen weißen Dischdascha-Gewand, das bis fast auf den Boden reicht. Das Fernsehen schneidet mit. Die Stimmung ist bestens. Zum Schluss klatscht und singt das gesamte Publikum mit. Standing Ovations.
Selber Ort, andere Veranstaltung: Das QPO gibt rasant-virtuose Klavierkonzerte von Franz Liszt mit dem ungarischen Pianisten János Balázs. Im Publikum sitzen dieses Mal zumeist Europäer, die für ein paar Jahre in der katarischen Hauptstadt am Persischen Golf arbeiten. Für sie ist es ein Genuss, vertraute Musik zu hören. Für die arabischen Gäste ist das Konzert auch ein Event: Sie posten Fotos aus dem Opernhaus, chatten oder telefonieren in ihren Logen, nippen an ihren Pappbechern.
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