Baden-Württemberg

Klasse eines Gymnasiums in Plochingen testet flexiblen Schulbeginn

Seit Jahren ist immer wieder die Forderung zu hören, die Schule morgens später beginnen zu lassen. Eine Klasse in Plochingen testet nun einen flexiblen Schulstart. Das bringt ihr ein Lob des Ministerpräsidenten ein.  

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Insbesondere Teenager haben Probleme mit dem frühen Schulstart.  | Foto:  AntonioGuillem , via www.imago-images.de
Insbesondere Teenager haben Probleme mit dem frühen Schulstart. Foto:  AntonioGuillem , via www.imago-images.de
Früh in die Schule oder lieber etwas länger schlafen? Schülerinnen und Schüler eines Gymnasiums in Plochingen im Kreis Esslingen konnten das nun erstmals selbst entscheiden und haben das Angebot eines späteren Schulbeginns gerne angenommen. In der ersten freiwilligen Lernzeit seien zwei Schülerinnen und Schüler von insgesamt 27 anwesend gewesen, sagte Till Richter, Deutschlehrer der Klasse an der Schule im Landkreis Esslingen.

Die siebte Klasse des Gymnasiums testet seit dieser Woche ein Gleitzeitmodell für den Schulbeginn aus. Zweimal pro Woche dürften die Schülerinnen und Schüler entscheiden, ob sie regulär um 7.50 Uhr oder erst um 9.40 Uhr in die Schule kommen wollen. Dafür gebe es immer dienstags und freitags statt des regulären Deutsch- und Englisch-Unterrichts eine sogenannte freiwillige Lernzeit, erklärte Richter. Für diese Zeit bekommen die Siebtklässler dann Aufgaben, die sie entweder unter Aufsicht in der Schule bearbeiten können oder zu einem anderen Zeitpunkt zu Hause abarbeiten müssen.

Er gehe davon aus, dass der erste Tag des Versuches nicht repräsentativ gewesen sei, sagte Richter. So seien die Aufgaben, die die Schüler in dieser Zeit hätten bearbeiten sollen, bereits vor den Osterferien verteilt worden, sodass viele ihre Aufgaben vermutlich bereits erledigt gehabt hätten. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass nächste Woche mehr da sein werden", sagte der Deutschlehrer. Der Versuch läuft Richter zufolge nun sechs Wochen lang und soll im Anschluss von den Schülern evaluiert werden. Diese hatten in seinem Deutsch-Unterricht darüber diskutiert, was sie an der Schule stört. "Dabei kamen schnell die Unterrichtszeiten und der Schulbeginn auf. Dabei ist die Idee entstanden", sagte Richter.

An Grundschulen sind die Regeln strenger

Zuspruch für ihren Modellversuch bekam die siebte Klasse von ganz oben: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann lobte das Projekt. Es sei "mutig und respektabel", das einmal auszuprobieren, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag. Ob die Idee auch gut sei, merke man dann erst hinterher. "So genau muss man das machen, bevor man solche tiefgreifenden Reformen ausrollt: Dass man sie mal wirklich lebensnah überprüft", sagte Kretschmann.

"Eine Staffelung des Unterrichtsbeginns ist grundsätzlich möglich." Sprecher des Kultusministeriums
Nach Angaben des Kultusministeriums entscheidet über den Schulbeginn in Baden-Württemberg laut Schulgesetz die Schulkonferenz. In dem Gremium sind Schulleitung, Lehrkräfte, Eltern und Schüler vertreten. "Eine Staffelung des Unterrichtsbeginns ist grundsätzlich möglich. Die entsprechende Entscheidung ist von der Schulkonferenz der einzelnen Schule unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten zu treffen", sagte ein Sprecher des Ministeriums. Dabei müsse etwa die organisatorische Umsetzbarkeit geprüft werden, zum Beispiel mit Blick auf die Verkehrsinfrastruktur.

An Grundschulen sind die Regeln dagegen strenger. Dort solle der Unterricht jeden Tag gleichmäßig beginnen, teilte das Ministerium mit: "Die Klassen 1 und 2 beginnen spätestens zur 2. Stunde, die Klassen 3 und 4 zur 1. Stunde. Von diesen Vorgaben darf nur aus zwingenden Gründen abgewichen werden."

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