BZ-Test

Kochen für Bequeme: Rezepte und Zutaten per Post

Das Angebot klingt verlockend: Ein Koch und eine Ernährungsberaterin wählen gesunde Rezepte aus, die Zutaten werden per Paket nach Hause geliefert. Nur kochen muss man selbst. Ein Selbstversuch.  

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Frische Zutaten. (Symbolbild)  | Foto: dpa
Frische Zutaten. (Symbolbild) Foto: dpa
Die Box

Es ist Freitagvormittag, als der Lieferant von UPS klingelt. Er bringt ein großes Paket mit fast allem, was man für drei Gerichte braucht: erstens gebackener Camembert mit homemade Pflaumenchutney, Mais-Gurken-Salat und Steinofenbaguette, zweitens Putenbrust auf Couscousbratlingen mit Ofengemüse und Zitronen-Joghurt-Dip und drittens Tagliatelle in cremiger Frischkäsesauce mit Fischbällchen, grünem Gemüse und Parmesan.

Diese Box hatte ich für den BZ-Test auf der Homepage von Kochzauber ausgewählt. Sie gehört zur Kategorie "Kleine Helden" und ist für Familien mit zwei Kindern gedacht. Es gibt außerdem eine Klassik-Box für zwei bis vier Personen, ein vegetarisches und ein Weight-Watchers-Angebot. Die Familienbox kostet 49,90 Euro, die Weight-Watchers-Box 49,95 Euro. Das vegetarische und das klassische Angebot sind je ab 39 Euro zu haben – je nachdem, wie viele Mitesser man hat. Im Sommer gibt es noch eine Grillbox für 69,95 Euro für vier Personen. Die Lieferung ist deutschlandweit kostenfrei. Wer sich bei Kochzauber anmeldet, kann zwischen Mittwoch und Freitag als Liefertag wählen, sich regelmäßig beliefern lassen oder alle paar Wochen mal.

Für die Lieferung per Paketdienst gibt es ein Zeitfenster. Wer dann nicht zu Hause ist, kann einen Wunschnachbarn angeben, bei dem die Box abgegeben wird, oder einen sicheren Ort, etwa hinterm Haus.

Der Inhalt

Laut Kochzauber wird die Box am Tag vor der Lieferung im Kühllager bei zwei bis vier Grad gepackt. Tatsächlich sind beim Test die Zutaten an einem heißen Sommertag gut gekühlt und frisch, als sie geliefert werden. Fleisch und Fisch sind mit Kühlelementen in eine Isoliertasche eingepackt.

Seltsam ist es, zwei Kartoffeln, eine Zwiebel und zwei Karotten auszupacken. Die gelieferten Mengen sind genau auf die Rezepte abgestimmt. Wer selbst viel kocht und häufig einkauft, würde für eine vierköpfige Familie mehr kaufen.

Die Rezepte für die kommenden drei Tage liegen bei, per Mail wurde vorab mitgeteilt, was ich zu Hause haben muss: Balsamicoessig, Butter, drei Eier, Gemüsebrühe, Öl, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Zucker und Speisestärke. Für die frischen Eier muss ich also dennoch einkaufen gehen, obwohl mir das doch eigentlich abgenommen werden soll.

Das Kochen

Die Rezepte sind einfach und gut erklärt. Für Kochanfänger gibt es zu den Rezeptkarten eine Extrakarte, auf der erläutert wird, wie man frische Erbsen pult. Auf den Karten stehen Informationen zu Zubereitungszeit und Nährwerten sowie Tipps, wie etwa, dass man zum Formen der Fischbällchen feuchte Hände haben sollte und dass Kinder hierbei gut helfen können. Die drei Rezepte gelingen problemlos und schmecken den Testessern.

Der Vergleich

Um den Service von Kochzauber vergleichen zu können, habe ich mir vorgenommen, alle Produkte, die in der Box waren, nun im heimischen Supermarkt zu kaufen. Dabei wurde darauf geachtet, dass etwa Molkereiprodukte nur in Bio-Qualität gewählt werden – genauso wie bei Kochzauber. Bei Fleisch und Gemüse ist dem Unternehmen nach eigener Darstellung Regionalität wichtiger als Bio, bei Fisch wird auf nachhaltige Fischerei geachtet. Sollte es mehrere Produkte geben, die diesen Qualitätsstandards entsprechen, wähle ich das Mittelpreisige, etwa beim Bio-Joghurt. Im großen Supermarkt in der Nähe gibt es alles, was auf der Einkaufsliste steht, in vergleichbarer Qualität, selbst Demeter-Camembert. Der Brokkoli hier ist sogar regional, der aus der Kochzauber-Kiste stammte aus Spanien. Die Putenbrust an der Fleischtheke kommt jedoch aus Bayern statt aus Baden. Pangasius gibt es hier im Handel nicht tiefgefroren, dafür aber mariniert an der Fischtheke. Produkte wie mehlig kochende Kartoffeln, Paniermehl oder Couscous muss ich in größeren Mengen kaufen, da so kleine Mengen – geliefert wurden 150 Gramm Couscous und 100 Gramm Paniermehl – abgepackt nicht angeboten werden. Die Preise rechne ich zu Hause um.

Das Ergebnis

Für die Box mit drei Gerichten habe ich 49,90 Euro bezahlt, die Vergleichsprodukte aus dem Supermarkt kosteten 33,02 Euro. An Spritkosten für die Fahrt zum Laden und zurück fällt ein Euro an – sodass ich mit 34 Euro Kosten kalkuliere. Ich habe unterm Strich fast ein Drittel beim Selbstkaufen gespart.

Würde ich mir eine Kochbox pro Woche bestellen, würde mich das im Jahr 2600 Euro kosten. Rechne ich die Ergebnisse des Tests hoch, würde ich 830 Euro sparen, wenn ich die Zutaten selbst kaufe. Mitbedacht werden sollte allerdings pro Einkauf im Supermarkt 45 Minuten Zeitaufwand, zudem der Stressfaktor, wenn man mit zwei kleinen Kindern einkaufen geht. Je nach Tagesform kann das aber auch ein Spaßfaktor sein. Und: Auch als Kochbox-Bezieher muss man seine frischen Eier irgendwo kaufen gehen.

Das Fazit

Oft genug blättert man in Kochbüchern oder Zeitschriften und findet Rezepte, die man gerne ausprobieren möchte. Manche legt man sich beiseite – und kommt im Alltag doch nur selten dazu, sie nachzukochen. Entweder fehlt die Zeit, oder eine wichtige Zutat. Das kann einem mit Kochboxen nicht passieren. Da die Zutaten frisch geliefert werden, ist man quasi gezwungen, die Gerichte zu kochen. Man probiert Neues aus und selbst Anfänger werden mit den Rezepten kaum Probleme haben. Wegen der geringen Mengen, die geliefert werden, landet wenig im Müll. Es gammeln auch keine Mengen exotischer Gewürze vor sich hin, die man nie wieder braucht. Für Normalesser waren die Mengen im Test gut berechnet, die Qualität von Zutaten und Rezepten überzeugten.

Offenkundig spricht Kochzauber Gutverdiener mit wenig Zeit an. Wem ein Drittel höhere Kosten bei dieser modernen Form des betreuten Kochens nichts ausmachen, und wer keine Zeit oder Lust hat, Rezepte auszusuchen und einkaufen zu gehen, für den sind solche Angebote eine bequeme Alternative. Vielkocher und Menschen, die Preise vergleichen oder nicht viel Geld haben, werden aber wohl auch in Zukunft lieber selbst einkaufen gehen.

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