Kontorsionskunst und Klischnigg

Beim Varieté am Seepark zeigen sieben Artisten und ein Conférencier ihr Können – und wie man sich durch einen Kleiderbügel windet.  

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Anna Shalamova mit ihren Hula-Hoop-Reifen Foto: Michael Bamberger

Bühne frei heißt es wieder seit Donnerstag für das 27. Varieté am Seepark, das dieses Jahr mit seinem Programm "Wenn wundersame Kräfte wirken" die Zuschauer begeistern will. In der knapp zweistündigen Vorstellung zeigen sieben Artisten und Conférencier Matthias Brodowy dem Publikum ihr Können – von akrobatischen Meisterleistungen über wirbelnde Reifen und sekundenschnellem Kleidungswechsel bis hin zur Körperkunstform Klischnigg.

Dem süßlichen Popcornduft folgend, strömen die Zuschauer in den Saal im Bürgerhaus am Seepark, der sich an diesem Feriennachmittag immerhin fast füllt. Von diesem "Popcorngefühl" singt Moderator Matthias Brodowy auch in seinem Eröffnungslied, und schon kann man sie spüren: die erwartungsvolle Spannung, wer da welches Kunststück auf die Bühne zaubern wird während der nächsten zwei Stunden.

Den Auftakt bildet das Duo Man’s World, das ganz in Weiß daherkommt. Scheinbar federleicht macht der eine auf dem Kopf seines Partners einhändig einen Handstand, lässt sich schwungvoll in die Luft werfen oder stemmt sich in die Waagrechte. Mit Präzision und konzentrierter Kraft hebeln sie in ihren Turnkunststücken scheinbar die Schwerkraft aus.

Die ersten paar Minuten des Programms sind gefüllt, und auch Brodowy gerät mehr und mehr in Fahrt. Wenn er seine Kabaretteinlagen zum Besten gibt, johlt die Menge. Während die Zuschauer bei Man’s World, dem Akrobatiktrio D.A.S. und der Kontorsionskünstlerin Anastasiya, die sich geschmeidig kopfüber in alle Richtungen windet, staunen, sorgt Barto für den Programm-Höhepunkt: Klischnigg heißt seine Körperkunstform, mit der er seine Gummi-Gliedmaßen in jede Richtung verrenken kann.

Kunstvoll quetscht er sich durch einen Kleiderbügel. "Das macht er nicht wirklich", flüstert eine Zuschauerin ehrfürchtig und bekommt sichtbar schon vom Zusehen Schmerzen. Mit seiner ulkig-komischen Mimik und der tollpatschigen Art erobert Barto zudem im Nu die Kinderherzen. Obwohl die Kleinen in der Minderheit sind, hört man sie deutlich kichern. Vor allem, als er sich komplett zusammenfaltet und in einer roten Tonne stecken bleibt oder sich mithilfe eines aufgeblasenen Gummihandschuhs in Kuh, Hai und Hahn verwandelt und damit munter über die Bühne blödelt.

Das Programm, das auch dieses Jahr wieder die Handschrift von Regisseur Udo Püschel trägt, erweist sich als Show mit Idee, jeder ist hier Teil eines Ganzen. Dazu trägt vor allem Brodowy bei. Der Hochkaräter führt die Zuschauer nicht nur mit cleverem Witz, Selbstironie und norddeutschem Charme durchs Programm, sondern gönnt ihnen zwischendurch mit Klavier und Gesang auch kleine Verschnaufpausen. Sei es dann das Duo Potapov, das tanzend in Sekundenschnelle Kleider wechselt, oder Anna Shalamova, die als Spieluhrpuppe im Bühnennebel zum Leben erwacht und mit unzähligen Hula-Hoop-Reifen über die Bühne tanzt – in dem buntgemischten Programm ist für Alle, Groß und Klein, Stammgäste und Varieté-Neulinge, etwas dabei.

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