Adam LeBor
Korruptes Ungarn

Auf dem Korruptionsindex steht Ungarn derzeit auf einem lausigen Platz 77. Zur Zeit der Flüchtlingskrise 2015 dürfte das ähnlich gewesen sein, jedenfalls zeichnet der Brite Adam LeBor, der jahrelang als Journalist in Ungarn lebte, in seinem Thriller ein schockierendes Bild des korrupten Staatsapparates zu jener Zeit. Zwar regierte damals längst Victor Orban, doch als wolle er sagen, kriminelle Energie kenne keine Ideologie, lässt LeBor einen post-kommunistischen Kader das Land ruinieren. Ungarn schließt seine Grenzen, trotzdem werden am Londoner Flughafen zwei radikale Islamisten mit echten ungarischen Pässen festgenommen, am Keleti-Bahnhof verschwindet ein syrischer Asylbewerber. Der aufrechte Roma Balthazar und seine Ex, die schöne Journalistin Eniko, ermitteln. Die Machenschaften des skrupellosen Staatsapparates wirken authentisch, dazu gibt es ein klein wenig Helden-Kitsch für die Seele. Beeindruckend.
Adam LeBor: District VIII. Aus dem Englischen von Jürgen Bürger. Polar Verlag, Stuttgart 2023. 380 Seiten, 26 Euro.