Krieg spielen auf offener Straße
FUDDERS APP-CHECK: Mit dem Smartphone-Game "Father.io" können sich Spieler virtuelle Feuergefechte liefern – in der Realität.
Dunya Oulatto
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Diese Szene zeigt das Video, mit dem das Smartphone-Spiel "Father.io" wirbt. Das Handy wird darin zum Fenster zwischen Gaming-Welt und Realität. Es verwandelt Supermärkte, Büros und Schulflure in Kampfarenen. Befinden sich "Ziele" in Reichweite, erhält der Spieler eine Nachricht: "Feinde in deiner Nähe." Sofort muss er sich kampfbereit machen und die Gegner ausschalten. Gelingt ihm das, gibt es Punkte.
Das Smartphone fungiert dabei als Feuerwaffe. Die Handykamera fängt das Sichtfeld ein und ermöglicht es dem Spieler, Personen im eigenen Umfeld virtuell zu erschießen – er muss nur auf das Display tippen. Außerdem hat sich die Entwicklerfirma Proxy42 den "Trigger" ausgedacht, einen Infrarotaufsatz, den der Spieler aufs Handy steckt. "Im Grunde funktioniert das Spiel wie ein Lasertag-Spiel", zitiert das Online-Magazin Wired Programmierer Francesco Ferrazino – nur, dass sein Shooter durch das Smartphone erweitert wird. Die Story von "Father.io" erinnert wiederum an Hollywood-Filme wie "Matrix" oder "Die Tribute von Panem": Die sogenannten "Evolved" sind mit einem Virus infiziert und wollen die Menschheit ausrotten. Die Spieler bekämpfen einander auf offener Straße. Von Vergleichen mit Ballerspielen wie "Call of Duty" oder "Medal of Honor" wollen die Entwickler aber nichts wissen. "Wir haben ganz bewusst auf jegliche Kriegsrhetorik verzichtet", so Ferrazino. Er wolle nicht Gewalt imitieren, sondern den spielerischen Gedanken von Shootern auf die Realität übertragen. "Wir brauchen keine echte Gewalt, weil unser Game sowieso schon sehr echt ist", sagte er gegenüber Wired. Trotzdem erreichen Ballerspiele mit "Father.io" ein ganz neues Level.
So genial der Shooter aus technischer Sicht erscheinen mag – aus ethischer bleibt er fragwürdig. Ein Game, das Schießereien in aller Öffentlichkeit simuliert, dürfte bei Kritikern für Aufruhr sorgen. Bei den Spielern scheint das Konzept dennoch anzukommen: Mehr als 55 000 von ihnen haben sich laut Medienberichten bereits in die Warteliste eingetragen. Verkaufen will Proxy42 das Spiel dann für iOS und Android, ab dem Frühjahr – für 59 US-Dollar inklusive Aufsteck-Trigger.
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