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Neuauflage von "Moorhuhn"

Laden, zielen, schießen – mit Klopapier auf Coronaviren-Jagd

Felix Lieschke

Von Felix Lieschke

Do, 09. April 2020 um 12:46 Uhr

Panorama

Früher isolierte der Spieleklassiker Moorhuhn Jugendliche vor dem Computer. Jetzt legen drei Emmendinger Tüftler das Spiel in der Corona-Isolation neu auf. Die Hühner bleiben diesmal verschont.

Viren mit Mundschutz und Hygieneregeln...viele Viren wie möglich zu zerstören.   | Foto: Felix Lieschke
Viren mit Mundschutz und Hygieneregeln: Bei Corona-Hunter geht es darum, so viele Viren wie möglich zu zerstören. Foto: Felix Lieschke
Das Moorschneehuhn lebte schon immer gefährlich. Weit verbreitet in arktischen Gefilden, ist sein Leben geprägt von der ständigen Suche nach Nahrung. Dabei muss es immer auf der Hut sein. Das Moorschneehuhn ist ein klassisches Beutetier für Raubmöwen, Gerfalken, den Eisfuchs und natürlich den Menschen. Von Letzterem ganz besonders. Denn die haben die Moorschneehühner in Massen getötet, als Jagen zum Volkssport wurde.

Laden, zielen, schießen, nachladen, zielen, schießen – fast jeder hat es getan. Eltern fürchteten um ihre in Isolation verwahrlosten Kinder. Chefs hatten Angst um ihre Bilanzen, weil Angestellte lieber Moorhühner schossen, als sich um ihre Arbeit zu kümmern. Millionen der Federviecher wurden täglich erlegt. Während die einen um ihre Existenzen bangten, war es für andere eine Erfolgsgeschichte. Deutschland als Dotcom-Land, Heimat der Entwickler, Silicon-Westfalen.

"Corona-Hunter" als Spaßprojekt, ohne kommerzielles Interesse

21 Jahre nach der Geburtsstunde des Spieleklassikers Moorhuhn haben sich die Zeiten geändert. Firmen mussten ihren Betrieb einstellen, weil ein Virus die Weltwirtschaft paralysiert hat. Schulen sind geschlossen, Kinder wieder in Isolation. Für drei Emmendinger Tüftler Gründe genug, den Klassiker neu aufzulegen. Als Spaßprojekt, ohne kommerzielles Interesse. Nur die Moorhühner sollten dieses Mal verschont bleiben.

Geschossen wird bei "Corona Hunter" auf Viren, die durch die Wohnung schwirren. Statt einer Waffe liegt Toilettenpapier bereit. Anders als in manchem Supermarkt lassen sich die Bestände des begehrten Hygieneproduktes auch schnell wieder auffüllen, ein Klick auf die Leertaste genügt. "Wir haben uns bewusst für ein Browser-Spiel entschieden, das die Menschen an ihrem Laptop oder Desktop-PC von zu Hause spielen können", sagt Dominic Fischer, einer der drei Entwickler.

Man kann nur hoffen, dass es für ihn besser läuft als für den Urvater seines Spiels. Denn der musste wegen geschönter Bilanzen schließlich Insolvenz anmelden.

Mehr zum Thema:

Ressort: Panorama

Dossier: Coronavirus Kreis Emmendingen

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