Leserbrief: Umweltvergehen sind nie ganz tilgbar

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SANIERUNG KESSLERGRUBE
Ein Leser schreibt zum Sanierungsplan der BASF:
Historiker werden in ferner Zukunft – sagen wir in 750 Jahren – das Jahr 1975 nicht nur als Geburtsjahr unserer Doppelgemeinde, sondern auch als lokale Geburtsstunde eines neuen Umweltbewusstseins erkennen: Zum letzten Mal wurde vor 50 Jahren die Kesslergrube mit Bauschutt, Hausmüll und Abfällen der chemischen Industrie gefüllt – aus heutiger Sicht eine unfassbare Umweltsünde!

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels haben in der Bewertung der "Nachhaltigkeit" von Altlastensanierungen ökologische Kriterien großes Gewicht erhalten (Agenda 2030). Für das im Vergleich zum Roche-Perimeter doppelt so große BASF-Areal würde ein Totalaushub CO2-Emissionen verursachen (Motto: "Gift anderswo"), die dem gesamten Fußabdruck unserer Doppelgemeinde über mehrere Jahre entsprechen. Hinzu käme eine Sanierungszeit von zwei Bürgermeister-Amtsperioden und Kosten, die dem Gemeindehaushalt über zehn Jahre entsprechen! Auf dem Weg zu Klimaneutralität (Green Deal) ist deshalb fraglich, ob sich unsere Gesellschaft in Zukunft den "Luxus" einer teuren Sanierung von Altlasten, die kein unmittelbares Risiko für Mensch und Umwelt darstellen (z.B. Kesslergrube!), noch leisten kann und wird zur Ermessensfrage der Behörden. Zum Glück liegt der schwarze Peter jedoch nicht bei der finanzschwachen Gemeinde!

Die laufende Neubewertung muss der heutigen Faktenlage, die sich durch den Totalaushub des Nachbarareals erheblich verändert hat, gerecht werden. Auf der Basis bisheriger Untersuchungen über chemische Eigenschaften und Verteilung der Schadstoffe erscheint die inzwischen etablierte Vorzugsvariante (Thermische In-Situ Sanierung) geradezu maßgeschneidert für den BASF-Perimeter. Schon heute ist jedoch absehbar: Selbst wenn alle Sanierungsziele gemäß den gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind, wird das "sichtbarere" Ergebnis eines Totalaushubs vielen Bürgern als "nachhaltiger" erscheinen.

Die öffentliche Akzeptanz wird deshalb davon abhängen, ob es BASF in den kommenden Jahren gelingt, durch offene Kommunikation die besondere Eignung und Nachhaltigkeit der gewählten Variante auch dem Ideologie-geleiteten Bürger zu vermitteln. Nachfolgende Generationen werden beim globalen Blick über den Grubenrand erkennen, dass Umweltvergehen nie ganz tilgbar sind.
Manfred Mutter, Grenzach-Wyhlen
Schlagworte: Manfred Mutter

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