Löwinnen jagen! Und der Löwe liegt faul im Schatten

JUZ-INTERVIEW mit dem 23-jährigen Martin Lacey, der beim Zirkus Krone als Dompteur mit den Raubtieren in die Manege steigt.  

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OFFENBURG. Martin Lacey (23) hat einen gefährlichen Beruf. Er ist Dompteur beim Zirkus Krone. Kathrin Möschle und Sebastian Schmidt haben sich mit ihm unterhalten.

BZ: Wie sind Sie dazu gekommen, ausgerechnet Löwen zu dressieren?
Martin: Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der sich alle mit Raubtieren beschäftigen. Meine Mutter ist zur Zeit mit fünfzehn weißen Tigern in Amerika unterwegs, mein Vater ist ein bekannter Raubtierdompteur in England und mein älterer Bruder gastiert mit einer Tiger-und Löwenshow in Irland. Nur mein jüngerer Bruder ist eine Ausnahme. Er spielt lieber Basketball.
BZ: Gibt es einen Grund, weshalb Sie mit Löwen und nicht mit Tigern arbeiten?
Martin: Eigentlich aus keinem bestimmten Grund. Tiger sind Einzelgänger, Löwen leben dagegen in Rudeln und verhalten sich dementsprechend. Gruppentiere sind dynamischer. Ich bewege mich in der Manege schnell und die Löwen reagieren darauf. Bei Tigern kann man so schnelle Reaktionen kaum erreichen.
BZ: Gibt es Unterschiede beim Arbeiten mit männlichen und weiblichen Tieren?
Martin: Bei den Löwen sind die Löwinnen für die ganze Arbeit zuständig. Sie jagen, während der "König des Dschungels" faul im Schatten liegt. Männliche Löwen sind wesentlich träger als weibliche. Außerdem sind sie viel größer und schwieriger zu motivieren.
BZ: Wie lange dauert es, ein Programm einzustudieren?
Martin: Jeder, der mit Tieren arbeitet weiß, dass viel Arbeit und Mühe hinter einer Show steckt. Ich kenne die Tiere seit ihrer Geburt. Ich denke, sie haben mich in ihre Familie integriert und halten mich für einen "funny-looking lion". Schließlich füttere ich sie, kümmere mich um sie und bin tagtäglich rund um die Uhr für sie da. Es dauert aber auf jeden Fall zwei Jahre, bis ein Programm steht.
BZ: Es wäre also nicht möglich, dass Sie mit den Löwen Ihrer Eltern arbeiten?
Martin: Doch schon, aber das geht nicht von heute auf morgen. Ich kann nicht zu den Löwen sagen, mach dies oder tue das. Ich muss sie erst kennen lernen und das braucht seine Zeit. Es ist aber auch möglich, dass sie mich nicht leiden können. Sie haben einfach viel mehr Kraft als ein Mensch. Mein kleinster Löwe wiegt 180 Kilogramm, ich dagegen nur 80. Daran sieht man schon, dass ich im Notfall keine Chance hätte. Ich kann einen Löwen zu nichts zwingen.
BZ: Fehlt Ihnen nicht ein zu Hause oder macht es Ihnen nichts aus, permanent unterwegs zu sein?
Martin: Ich bin an das Reisen gewöhnt, denn meine Eltern haben einen eigenen Zirkus. Mit elf Jahren ging ich ins Internat, um meine Schulabschlüsse abzulegen. Es war eine gute Erfahrung, aber mir haben die Tiere und das Reisen gefehlt. Wenn ich jetzt an einen Ort komme, langweilt er mich nach ein oder zwei Wochen. Ich brauche eine sich immer wieder ändernde Umgebung. Man lernt eine Menge Leute kennen. Es ist natürlich schwierig, mit allen in Kontakt zu bleiben. Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Ich muss mich um meine Löwen kümmern. Es ist nicht so, dass ich überhaupt keine Freizeit habe. Ich habe auch noch einen Pfleger für die Löwen und gehe natürlich auch abends weg wie es alle jungen Leute tun, aber ich darf meine Verantwortung nicht vergessen.

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