Fragen & Antworten
Der Fall Irié beim SC Freiburg: Wie riskant ist eine Malaria-Infektion?
Cyriaque Irié vom SC Freiburg wurde im September auf einer Länderspiel-Reise mit Malaria infiziert. Seitdem steht er nicht zur Verfügung. Welches Risiko birgt diese Krankheit für Leistungssportler?
Di, 14. Okt 2025, 6:30 Uhr
SC Freiburg
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Kreuzbandriss, Sprunggelenkverletzung, Muskelfaserriss: In der Welt des Fußballs ist man mit solchen Verletzungen vertraut. Cyriaque Irié, Sommer-Neuzugang des SC Freiburg, fehlte in den vergangenen Wochen aber aus einem ungewöhnlicheren Grund: Der Offensivspieler erkrankte an Malaria. Was gibt es zu der Krankheit zu wissen und welche Auswirkungen hat Malaria im Leistungssport? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist zur Infektion von Cyriaque Irié bekannt?
Irié absolvierte nach seinem Wechsel vom französischen Zweitligisten Troyes nach Freiburg bisher nur 30 Pflichtspielminuten für den Sportclub – beim Bundesliga-Auftaktspiel gegen den FC Augsburg (1:3). Seit der Länderspielpause Anfang September stand der 20-Jährige nicht mehr im Kader des SC. Der Verein bestätigte am 5. Oktober der BZ, dass Irié an Malaria erkrankt war und nach einem Krankenhausaufenthalt auf dem Weg der Besserung sei. Seine Rückkehr ins Training steht noch aus. Auf BZ-Nachfrage wollte sich der SC Freiburg nicht weiter zur Erkrankung des Spielers äußern. Wegen des zeitlichen Ablaufs liegt indes die Vermutung nahe, dass Irié während seiner Länderspiel-Reise im September mit Malaria infiziert wurde. Irié bestritt zwei Länderspiele für sein Heimatland Burkina Faso: am 5. September (als Torschütze) beim 6:0-Sieg in Dschibuti und am 9. September beim Heimspiel gegen Ägypten (0:0). Burkina Faso hat, wie die meisten Länder in Westafrika, eine hohe Malaria-Inzidenz. Auch in Dschibuti besteht ein ganzjährig hohes Malaria-Risiko im gesamten Land.
Wie verläuft eine Malaria-Infektion?
Malaria ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, erklärt Siegbert Rieg, Infektiologe am Universitätsklinikum Freiburg. Patienten leiden üblicherweise wenige Tage lang an Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Diese treten ein bis zwei Wochen nach der Infektion mit dem Erreger auf. Bei Eintreten dieser Symptome gilt es, schnell einen Arzt aufzusuchen: "Ohne Therapie kann Malaria innerhalb kurzer Zeit zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung werden", so Rieg. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2024 rund 600.000 Personen durch Malaria. Die meisten Erkrankungen gehen nach der Diagnose aber glimpflich aus: Die WHO geht von 263 Millionen Infektionen im selben Zeitraum aus. Nach Beginn der Therapie dauert es in der Regel drei bis fünf Tage, bis die Patienten fieberfrei sind. Nach weiteren sieben bis zehn Tagen kann die körperliche Belastung behutsam gesteigert werden, sagt Rieg. Von der Infektion bis zur vollständigen Erholung von der Krankheit kann es also einen Monat dauern, bei einem komplizierten Verlauf deutlich länger. Bei einem schweren Verlauf kann es auch zu Durchblutungsstörungen in verschiedenen Organen und zu Langzeitfolgen kommen.
Malaria im Profisport – ein häufiges Problem?
Es gibt nur wenige bekannte Fälle von Malaria im Profifußball, der prominenteste davon ist Pierre-Emerick Aubameyang. "So krank war ich noch nie", sagte der Stürmer 2021 zu seiner Erkrankung – damals in Diensten des FC Arsenal. Aubameyang hatte mit hohem Fieber zu kämpfen und verlor vier Kilogramm Gewicht. Nach drei Wochen Pause ging es für ihn wieder zurück auf den Platz. Bei einem normalen Verlauf ist nicht mit Langzeitfolgen zu rechnen. Bei Sportveranstaltungen in Malaria-Gebieten, zum Beispiel bei der Afrika-Meisterschaft, kommt es naturgemäß öfter zu Malaria-Erkrankungen von Sportlern.
Wie kann man sich vor Malaria schützen?
Siegbert Rieg rät zu einer Beratung vor der Reise in ein Malaria-Risikogebiet. Dazu zählen weite Teile von Subsahara-Afrika, aber auch einige Gebiete in Lateinamerika und Asien. Je nach Land sollten Reisende entweder ein Stand-by-Medikament für den Notfall mitnehmen, oder regelmäßig ein Prophylaxe-Medikament einnehmen. Da Malaria (fast ausschließlich) durch infizierte, weibliche Anopheles-Mücken übertragen wird, rät Siegbert Rieg dazu, sich durch Sprays und ein imprägniertes Bettnetz gegen die Stiche zu schützen. Diese Mücken sind vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch wie bei einer Erkältung ist nicht möglich.
Gibt es eine Immunität gegen Malaria?
Viele Menschen in West- und Zentralafrika erreichen eine Teilimmunität gegen Malaria, weil sie als Kinder oder Jugendliche erkranken und auch danach dem Virus fortwährend ausgesetzt sind. Dieser Schutz bleibt aber nicht ein Leben lang: "Wenn Menschen aus Malaria-Gebieten in ein Nicht-Malaria-Gebiet ziehen und nicht mehr fortwährend exponiert sind, verlieren sie diese Immunität innerhalb von ein bis zwei Jahren", sagt Siegbert Rieg.
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