"Man muss oft andere um Hilfe bitten"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Kim Joos, die seit ihrem 15. Lebensjahr auf einen Rollstuhl angewiesen ist, über ihre Krankheit und den Alltag.  

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Ein Kind hat zwei Freunde gemalt, von denen einer einen Rollstuhl benötigt.  | Foto: czarny_bez  (stock.adobe.com)
Ein Kind hat zwei Freunde gemalt, von denen einer einen Rollstuhl benötigt. Foto: czarny_bez  (stock.adobe.com)

Mein Name ist Emily Joos, ich bin 14 Jahre alt und gehe in die Klasse 8c des Schulzentrums Oberes Elztal. Ich habe meine 20-jährige Schwester Kim Joos interviewt, welche im Rollstuhl sitzt.

Zischup: Welche Behinderung hast du?
Joos: Spina Bifida, was aus dem Lateinischen kommt und "offener Rücken" bedeutet. Es ist eine Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks, die sich während der Schwangerschaft entwickeln. Menschen, die diese Krankheit haben, brauchen ihr ganzes Leben lang eine individuelle medizinische Behandlung.
Zischup: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, diese Fehlbildung zu bekommen?
Joos: Die Wahrscheinlichkeit, diese zu bekommen, ist sehr gering. Eins von 1000 Neugeborenen bekommt diese Krankheit, meist sind es Mädchen.
Zischup: Du konntest ja als Kind laufen, aber warum jetzt nicht mehr?
Joos: Im Alter von 15 Jahren wurde bei mir eine Zyste im Brustwirbelbereich festgestellt. Sie hat die Nerven in den Beinen mindestens fünf Jahre lang abgedrückt. Die Nerven wurden dadurch so sehr beschädigt, dass ich anschließend nicht mehr laufen konnte.
Zischup: Wie verändert sich denn der Alltag, wenn man auf den Rollstuhl angewiesen ist?
Joos: Man kommt nicht so leicht an hochgelegene Dinge ran und muss jemand anderes fragen. Außerdem kann man nicht überall hin, und es ist schwieriger, sich mit Freunden zu treffen.
Zischup: Gibt es denn bestimmte Nach- oder sogar Vorteile?
Joos: Ein Nachteil ist, dass man nicht so leicht rausgehen kann, da man nicht immer weiß, ob es rollstuhlgerechte öffentliche Verkehrsmittel gibt. Und wenn man an einem Ort ist, an dem es keinen Aufzug gibt, muss man immer andere Leute um Hilfe bitten. Manchmal werden die Personen dann sauer und meckern einen an. Ein gutes Beispiel für so etwas ist der Freiburger Hauptbahnhof. Ein anderes großes Problem ist, dass man nicht überall hingelangen und erst recht nicht überall wohnen kann, da man besonders niedrige oder umgebaute Möbel braucht. Manchmal hat es aber auch Vorteile. Man hat fast immer seinen eigenen Sitzplatz. Außerdem kann man kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und muss auch nichts zahlen, wenn man zum Beispiel einen Freizeitpark besuchen möchte.
Zischup: Gibt es auch Leute, die denken, dass du deine Behinderung nur vortäuschst?
Joos: Tatsächlich gibt es einige Leute, die einem nicht glauben wollen, das sind zum Glück aber nur wenige.
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