"Man muss sie anspielen können"
ZISCH-INTERVIEW mit Blechblasinstrumentenbauer Martin Schiff über seinen Arbeitsalltag und Voraussetzungen für seinen Beruf.
Lilli Messmer, Klasse 9d, Scheffel-Gymnasium (Lahr)
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Martin Schiff ist leidenschaftlicher Blechblasinstrumentemacher. Seit 35 Jahren repariert er Blasinstrumente. In seiner eigenen Werkstatt verbringt er Stunden, um defekte Instrumente wieder auf Vordermann zu bringen. Im Interview mit Lilli Messmer aus der Klasse 9d des Scheffel-Gymnasiums in Lahr erklärt er, was seinen seltenen Beruf ausmacht und warum er noch immer dafür brennt.
Schiff: Mein Beruf sieht im Wesentlichen so aus, dass ich für Musikvereine, Musikschulen, Profi- und Laienmusiker Reparaturen an ihren Instrumenten vornehme. Oftmals sind es Wartungsreparaturen, bei Blechblasinstrumenten an schwergängigen Maschinen- und Mechanikteilen, und bei Holzblasinstrumenten Kleinreparaturen und Komplettüberholungen.
Zischup: Wie lange sind Sie bereits in diesem Beruf tätig?
Schiff: Seit ungefähr 35 Jahren.
Zischup: Wie sind Sie zu Ihrem seltenen Job gekommen?
Schiff: Ich wollte schon immer etwas mit Musik machen, da ich selbst viele Jahre Trompete in verschiedenen Formationen gespielt habe. Nach dem Schulabschluss wollte ich eigentlich zunächst Orgelbauer werden, hatte dann aber das Glück, eine Lehrstelle als Blechblasinstrumentenmacher in Freiburg in der Werkstatt von Peter Steiert zu finden. Schon damals kam ich indirekt zudem mit der Reparatur von Holzblasinstrumenten in Berührung, da in der dortigen Werkstatt auch Klarinetten, Flöten und Saxophone repariert und überholt wurden. Heute sind beide Fachgebiete Bestandteil meiner Tätigkeit. Nach meiner Ausbildung arbeitete ich bis 2008 in der Reparaturwerkstatt des Musikhauses Pfettscher. Seither arbeite ich für die Karlsruher Firma "Musik Schlaile", die in Offenburg eine Filiale betreibt.
Zischup: Nun ist es so, dass Sie Ihre Werkstatt direkt neben Ihrem Haus haben – also quasi im Homeoffice sind. Wie kommen Sie an die Instrumente und die Ersatzteile?
Schiff: Die Instrumente hole ich jeden Tag in der Filiale in Offenburg ab und transportiere sie anschließend nach Hause. Dort werden sie dann repariert und entweder wieder zurück nach Offenburg gebracht oder auch von den Besitzern selbst in der Werkstatt abgeholt. Mit den Ersatzteilen sieht es ganz ähnlich aus. Ich bestelle, was nicht in der Werkstatt vorhanden ist, beim Vertrieb oder fertige schwer erhältlich Ersatzteile oft auch selbst an. Jedes Instrument hat individuelle Bestandteile und es gibt keine Normierungen.
Zischup: Gibt es auch Instrumente, die Sie nicht reparieren können?
Schiff: Oboen oder Fagotte sind zum Beispiel sehr spezielle Instrumente, welche ich dann an Leute weiter gebe, die sich ausschließlich mit dieser Instrumentengattung befassen.
Zischup: Gibt es irgendwelche Voraussetzungen, wenn man Ihren Beruf ausführen möchte?
Schiff: Man sollte die Instrumente, welche man repariert, auch anspielen können, um Fehler einzugrenzen. Auch wenn ein Instrument bearbeitet worden ist, muss man es anspielen, um herauszufinden, ob wieder alles funktioniert. Außerdem muss man sich Grundtechniken wie löten, drehen, fräsen und feilen aneignen. Diese erlernt man im Lehrbetrieb und in der Fachschule für Instrumentenbau in Ludwigsburg. Aber grundsätzlich kann den Beruf jeder mit handwerklicher Begabung lernen.
Zischup: Wie lief die Arbeit während der Corona-Pandemie?
Schiff: Nun ja, zuerst hatte unsere Filiale während des Lockdowns geschlossen und ich hatte nur wenige Instrumente zu bearbeiten. Danach stellten viele Musikvereine, Musiker und Musikschulen den Probebetrieb ein. Dadurch war mein Arbeitsaufkommen stark reduziert. Mit der Aufhebung der Beschränkungen ging es langsam bergauf. Jedoch haben wir noch immer nicht das Niveau vor der Pandemie erreicht.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.