Fußball
Markus Merk: Nun Extremsportler statt Schiedsrichter
Als Schiedsrichter hat sich Markus Merk einen großen Namen gemacht. Heute geht der 63-Jährige immer noch als Extremsportler über Grenzen.
dpa
Di, 10. Jun 2025, 20:00 Uhr
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Inmitten dieses wahnsinnigen Wüstenrennens in der Sahara blickte ein Italiener Markus Merk prüfend ins Gesicht: "Du hast doch damals unser Champions-League-Finale gepfiffen, oder?", sagte der Fan des AC Mailand. Auch bald 17 Jahre nach seinem Karriereende bleibt Markus Merk so etwas wie der ewige Schiedsrichter. "Es hört nie auf", sagt seine Frau Sabine erst seufzend, dann lachend. Dabei führt Merk längst ein Leben als Extremsportler – und das mit 63 Jahren.
Vor einigen Wochen hat sich der gebürtige Kaiserslauterer einen Lebenstraum erfüllt. Einen, der ihn über seine Grenzen getrieben hat: Marathon des Sables in Marokko. 250 Kilometer in sieben Tagen. Die Finisher dürfen sich als "Legenden" bezeichnen. Beim Start jeden Morgen ertönt der ACDC-Hit "Highway to hell" – es ist ein wahrer Höllenritt. Die längste Etappe beträgt 82,5 Kilometer, über 16 Stunden brauchte Merk dafür. Ein Sandsturm und Magen-Darm-Beschwerden raubten ihm die letzten Kräfte.
"Man spricht da vom härtesten Food race on earth", erklärt der langjährige Bundesliga-Referee. "Ich habe sechs Kilo in sechs Tagen verloren. Lauftechnisch wird es jeden Tag weniger, so um die 20 Prozent sind es irgendwann."
Ein Idyll mit "Rebenmeerblick"
Der dreimalige Weltschiedsrichter des Jahres sitzt mit seiner Frau Sabine zu Hause entspannt beim Cappuccino, als er von seinen Touren erzählt. Die beiden haben aus einem Hofgut im pfälzischen Edelweindorf Weisenheim am Berg ihr persönliches Idyll geschaffen – mit viel Eigenarbeit. Der Blick geht über die Rheinebene bis nach Heidelberg. "Meerblick", sagt Merk und lächelt: "Rebenmeer."
An diesem Tag steht für die beiden nur ein sogenannter Yogalauf an, wie sie ironisch sagen: acht Kilometer durch die idyllische Landschaft. Die allermeisten Bergtouren und Wettkämpfe – wie zuletzt den Rom-Marathon – bestreiten sie gemeinsam. Ihr Motto hängt als Spruch an der Küchenwand: "Das Leben findet heute statt."
Früher sonntags erst mal in den Wald
Merk, von Beruf Zahnarzt, hat schon einen Ultratrail in Thailand bestritten, war auf Skiern bei einer Expedition am Nordpol, hat Sechs- und Siebentausender in den Anden und im Himalaya bestiegen, war beim Transalpin-Marathon über 280 Kilometer und dreimal beim legendären Wasa-Lauf auf Langlaufskiern dabei.
Nun steht die Tour Bodensee – Nebelhorn an, ein Rauf und Runter über 83 Kilometer. Merk lief schon mit 15 Jahren seinen ersten Marathon. "Wenn ich samstags aus dem Kessel raus war, brauchte ich am Sonntagmorgen erst mal den Wald", sagt der frühere Unparteiische, der auch bei zwei Welt- und Europameisterschaften pfiff.
"Markus war hinsichtlich seiner Fitness ein Vorbild für mich. Ich konnte schon zu seinen aktiven Zeiten nicht fassen, wie viele Extremsportaktivitäten er neben seinen Einsätzen absolviert hat", sagt sein Ex-Kollege Felix Brych, der gerade seine Schiedsrichterkarriere beendet hat. "Manchmal konnte man fast glauben, es schlagen zwei Herzen in seiner Brust."
Natürlich lässt es Merk mit über 60 inzwischen etwas langsamer angehen, aber das Ziel verliert er nie aus den Augen. Wie seine 52 Jahre alte Frau. "Es ist fantastisch, diese Leidenschaft zu teilen. Andere gehen halt in ein Golfhotel", sagt er. Im Dauertraining sind die beiden immer.
Der Sport hat auch Spuren hinterlassen
"Wir wollen so fit sein, dass wir innerhalb von ein paar Wochen ein größeres Event bestreiten können", sagt er. "Unser größtes Ziel ist, dass wir gemeinsam lange fit bleiben. Wir nehmen alle Herausforderungen, ohne getrieben zu sein." Im Bekanntenkreis, so seine Erfahrung, "machen sportlich fast alle nichts mehr, weil sie ihre Vorgaben nicht mehr erreichen."
Die sportliche Leidenschaft und Ausdauer haben aber auch Spuren hinterlassen: Im vergangenen Jahr stand eine Knie-Operation an, zwei Finger hat er dauerhaft mit Tapes verbunden: Bei einer Rettungsaktion 2014 auf einem Siebentausender in Kirgisistan sind ihm die Kuppen erfroren. Aber: Seinem Körper gehe es immer besser, seit seine Frau ihn vor zwei Jahren überredet hat, ins Kraftstudio zu gehen. Dass Muskeltraining im zunehmenden Alter extrem wichtig ist, haben verschiedene Studien bewiesen.