Sammeln und Horten

Messie-Syndrom: Wenn das Leben nicht mehr in Ordnung ist

Lisa Petrich

Von Lisa Petrich

So, 21. Mai 2023 um 12:47 Uhr

Gesundheit & Ernährung

BZ-Abo Dreckige Teller, Müllberge, Gestank – so stellen sich viele die Wohnungen von Messies vor. Betroffene des pathologischen Hortens erzählen, warum das oft nicht der Realität entspricht.

Bis heute hat Waltraud Berger Angst davor, dass es an der Haustür klingelt. Die Rollläden seien bei ihr immer zu, erzählt sie. Niemand solle die riesigen Bücherstapel sehen, die bis zur Decke reichen, oder die Schuhkartons, die in allen Winkeln der Wohnung stehen. "Meine Küche ist stockvoll", sagt sie. Deshalb hat Berger sich seit zehn Jahren nichts mehr gekocht. Alles ist vollgestellt, an die Kochfläche kommt sie gar nicht erst ran. Also ernährt sie sich meistens von Snacks, zweimal in der Woche nimmt sie in einer Tagesgruppe für Menschen mit psychischer Erkrankung ein warmes Mittagessen zu sich. Dort kann sie auch ihre Wäsche waschen. Sie habe zu Hause zwar eine Waschmaschine, aber die sei genauso von Gegenständen belagert wie die Küche, sagt sie.
Berger ist ein Messie – so bezeichnet sie sich selbst. Sie sammelt und hortet Dinge in einem Ausmaß, das weit über das normale Aufbewahren von Sachen hinausgeht.
"Das mit dem Messie-Sein hat sich langsam eingeschlichen" Waltraud Berger, Betroffene Waltraud Berger, Anfang 70, sitzt in einem Café in Offenburg und isst eine Flädlesuppe. Die grauen, glänzenden Haare trägt sie offen, sie sind ordentlich gekämmt. Über ihr rundliches Gesicht huscht ein freundliches Lächeln, als die Bedienung vorbeiläuft. Sie schaut sich im großen, spärlich eingerichteten Café um. Es ist nicht viel los, die anderen Gäste sitzen mehrere Tische von ihr entfernt. Niemand in Hörweite. "Das mit dem Messie-Sein hat sich langsam eingeschlichen", sagt sie dann und streicht ihren Strickpulli glatt. "Das hab ich seit ungefähr 30 ...

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