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Gesundheit

Mit einer App wollen Freiburger Mediziner Covid-19-Symptome erforschen

  • Do, 16. April 2020, 08:26 Uhr
    Gesundheit & Ernährung

Ist es eine Erkältung? Oder doch eine Infektion mit Sars-CoV-2? Wissenschaftler der Uniklinik Freiburg wollen mit einer neuen Software anonymisiert Daten zur Krankheit sammeln.

Das Ziel der App: Die Krankheit und ihre Symptome besser verstehen – und die Verlaufsprognose zu verbessern. Foto: Engin Akyurt (Unsplash.com)
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Ist es nur eine Erkältung? Oder hat sich Sars-CoV-2 im Rachen eingenistet und das Halsweh deutet auf die dadurch hervorgerufene Erkrankung namens Covid-19 hin? Oder war gar schon das kurze Fieber vorgestern der entscheidende Hinweis auf eine solche Infektion?

Das Ziel: Die Krankheit und ihre Symptome besser verstehen

Die neue App "Covid-19-Symptom-Tracker" soll dabei helfen, Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus schneller und zuverlässiger zu diagnostizieren. Dafür soll sie anonymisiert die Daten möglichst vieler Nutzer sammeln, die dann im Rahmen einer Studie ausgewertet werden. Entwickelt wurde die App von Experten am Universitätsklinikum Freiburg – zusammen mit dem Klinikum Füssen und der Frankfurter Firma Design-it.

"Gerade als Hausarzt oder Arzt in der Notaufnahme hat man in Corona-Zeiten jetzt häufig ein ungutes Gefühl." Martin Zens, Studienleiter
Zwei Hauptfragen sind es, die die Ärzte beantworten wollen. "Zum einen würden wir die Erkrankung Covid-19 gern früher und besser erkennen", sagt Studienleiter Martin Zens, "denn momentan werden so viele unterschiedliche Symptome diskutiert, dass eine Abgrenzung von Covid-19 zu einer Influenza, einer Magen-Darm-Erkrankung oder einer banalen Erkältung vor allem zu Beginn äußerst schwierig ist." Neben häufig geschilderten Symptomen wie Husten und Fieber treten auch Durchfall, Atemnot, Kopfschmerzen und andere Beschwerden als Anzeichen einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus auf. Die Forscher wollen versuchen ein Muster zu erkennen, und das kristallisiert sich umso eher heraus, je mehr Daten vorliegen.

Neben der Früherkennung liegt ein zweiter Schwerpunkt auf der Verlaufsprognose. Ist beispielsweise ein anfangs hohes Fieber ein Risikofaktor dafür, dass Covid-19 einen schwereren Verlauf nimmt? Was ist mit denen, die nur einen Tag lang Halsweh haben, wie ergeht es denen in den folgenden Wochen? "Gerade als Hausarzt oder Arzt in der Notaufnahme hat man in Corona-Zeiten jetzt häufig ein ungutes Gefühl", erklärt Zens, "man schickt Patienten mit positivem Corona-Befund für vierzehn Tage in die häusliche Quarantäne und weiß nicht, wie es ihnen dann dort ergeht. Machen die vielleicht ein Martyrium durch? Sind die nach einem Tag gesund? "

Je mehr Nutzerinnen und Nutzer, desto zuverlässiger werden die Erkenntnisse

Ein zusätzlicher Aspekt ist die hohe Dunkelziffer an mit Corona infizierten Menschen, die nicht erkannt werden, über die App aber möglicherweise auffallen. "Wir wollen Daten gewinnen, um die Krankheitsausbreitung besser zu verstehen", sagt der stellvertretende Studienleiter Fabian Duttenhöfer von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Uniklinikum Freiburg. Dabei gilt: Je mehr Menschen die App nutzen, umso breiter die Datenbasis und umso zuverlässiger die daraus gewonnenen Erkenntnisse. Derzeit ist die App in 20 Ländern auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch erhältlich.

Nutzen kann die App jeder – ob gesund oder krank – ab 18 Jahren. Mit der Anmeldung wird ein Pseudonym generiert, unter dem neue Daten gespeichert und auf einem Server in Deutschland abgelegt werden. Abgefragt werden beispielsweise Alter und Geschlecht sowie die Postleitzahl, personalisierte Informationen wie eine Mailadresse jedoch nicht. Einmal am Tag werden Nutzer dazu aufgefordert, Fragen nach ihrem Befinden zu beantworten, die Beantwortung nimmt etwa drei Minuten in Anspruch. Jeder Nutzer erhält als Feedback automatisch eine Einschätzung, wie der eigene Covid-19-Verlauf aussehen könnte.
Weitere Infos zur App gibt’s auf: eureqa.io/covid-19

Mehr zum Thema:

Wer hilft mir, wenn ich Krankheitssymptome habe?
  • Wenn Sie bei sich selbst Symptome feststellen, rufen Sie ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt an.
  • Gehen Sie keinesfalls unangemeldet direkt in eine Praxis oder in ein Krankenhaus. Gehen Sie auch nicht direkt zu einem lokalen Abstrichzentrum – sie werden dort nur getestet, wenn ihre Hausärztin oder ihr Hausarzt dies angeordnet hat.
  • Sollten die Symptome am Wochenende auftreten, kontaktieren sie die 116 117 des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Er ist freitags von 16 bis 22 Uhr sowie samstags und sonntags von 8 bis 22 Uhr erreichbar.

Regionale Infoangebote bei Fragen zum Coronavirus

Uniklinik Freiburg
0800/1827266
täglich von 6 bis 22 Uhr

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg
0711/90439555
täglich von 9 bis 18 Uhr

Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald:
0761/21873003
Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr

Landkreis Emmendingen

07641/4512222
Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr

Samstag 9 bis 16 Uhr

Sonntag 9 bis 15 Uhr

Chatbot: Chatbot Corey Landkreis Emmendingen

Landkreis Lörrach
07621/410-8971
Montag bis Mittwoch, sowie Freitag von 8:30 bis 16:30 Uhr
Donnerstag von 8:30 bis 18 Uhr
[email protected]

Ortenaukreis:
Chatbot: ortenaukreis.de/corona

Ressort: Gesundheit & Ernährung

Dossier: Coronavirus Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 16. April 2020: PDF-Version herunterladen

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