Atomenergie in Frankreich
Kernenergie-Experte Mycle Schneider: "Der Widerstand ist enorm"
BZ-INTERVIEW mit dem Kernenergie-Experten Mycle Schneider über das Aus für Fessenheim, den Aufstand der Atomlobby und Frankreichs Energiepolitik.
r ist nicht erst seit dem Super-GAU von Fukushima ein gefragter Mann: Mycle Schneider ist Politikberater bei Energiefragen. Der Deutsche lebt seit 30 Jahren in Frankreich. Michael Neubauer sprach mit ihm über die Abschaltung von Fessenheim, die Liebe der Franzosen zum Atom und die Bedeutung der Kernenergie.
EBZ: Herr Schneider, wie würden Sie das Verhältnis der Franzosen zur Atomenergie beschreiben – vor und nach Fukushima?
Mycle Schneider: Die französische Bevölkerung ist nie atomfanatisch gewesen. Viele Deutsche glauben das, aber das gehört zu den Mythen der Atomkraft in Frankreich. Die öffentliche Meinung war schon vor Fukushima gespalten: In Umfragen sprachen sich etwa 44 Prozent der Franzosen für die Atomkraft aus, 40 Prozent dagegen. Nach Fukushima waren bis zu 77 Prozent der Befragten für einen Ausstieg. Was es aber lange Zeit gegeben hat, war ein Konsens, also ein Ja zur Atomkraft innerhalb der großen politischen Parteien. Genau das hat sich nach Fukushima verändert.
BZ: Sie meinen vor allem die Sozialisten, die Partei von Präsident François Hollande?
Schneider: Richtig. Die Parti Socialiste ist heute beim ...