Nachwuchs wird dringend gesucht

Am "Tag des Handwerks" präsentierten sich 15 Innungen.  

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Auch richtiges Sägen will gelernt sein – gerade mit einer japanischen Säge. Foto: Rita Eggstein

FREIBURG-INNENSTADT. Es wurden Kleider genäht, Steine behauen, gemalt und Zimmermännchen gesägt – es war also ordentlich Action am Samstag bei strahlendem Sonnenschein auf dem Platz der Alten Synagoge. 15 Innungen präsentierten sich beim "Tag des Handwerks". Dabei ging es vor allem um eins: Den Handwerksberuf jungen Leuten nahe zu bringen. Denn auch in der Region Freiburg herrscht Nachwuchsmangel, was wiederum heißt: Viele Lehrstellen sind unbesetzt.

Knapp zwei Dutzend Stände sind auf dem Platz zwischen Theater und Uni aufgebaut – als kleine Leistungsschau des Handwerks. Hier finden sich Glaser und Fliesenleger, Buchbinder und Schornsteinfeger, Steinmetze und Dachdecker. Zwei Auszubildende der Freiburger Firma Ullmann stehen am Samstagmorgen am Stand der Innung für Elektro- und Informationstechnik und erklären Interessierten ihren Beruf. Firmenchef Reiner Ullmann ist auch mit dabei: "In unserem Beruf heißt es lebenslang Lernen", so der Innungsobermeister. Erst diese Woche hat er 80 neue Auszubildende zur Informationsveranstaltung der Elektroinnung Freiburg begrüßt. Die Zahl der Lehrlinge sei im Großen und Ganzen okay. Aber es seien bei den insgesamt 113 Betrieben der Innung rund 50 Ausbildungsplätze frei geblieben.

Die Lage habe sich komplett geändert. "Heute sind es die Firmen, die sich um die Lehrlinge bewerben", sagt Ullmann. Man müsse den Kontakt suchen. Die Elektroinnung macht das in den sozialen Netzwerken, per Facebook und per Instagram. Und sie macht es live im Direktkontakt wie hier beim "Tag des Handwerks" auf dem Platz der Alten Synagoge.

Mögliche Interessenten können ihr handwerkliches Geschick am Stand der Zimmerleute bei einer Sägeübung ausprobieren. Ein Stück Holz wird abgesägt – heraus kommt am Ende eine kleine Figur, ein Zimmermännchen. Die Lehrlinge Hannes Brutscher und Felix Nopper zeigen, wie es geht. Als Werkzeug dient eine japanische Säge: "Die funktioniert auf Zug und nicht auf Stoß wie die europäischen Sägen", erklärt Simon Gerspacher, Firmenchef aus der March und Mitglied im Vorstand der Zimmererinnung. Das Nachwuchsthema gibt es auch bei den Zimmerleuten: "Wir haben insgesamt noch immer einen ganz guten Stand", sagt Gerspacher. Aber es gebe hier noch freie Stellen.

Der Besucherandrang ist gut, das Interesse vorhanden – aber oft sind es eher ältere Besucher, die sich etwas von den Meistern und Gesellen an den Ständen erklären lassen. Zwischendurch gibt es Musik und Tanzeinlagen. Oberbürgermeister Martin Horn und Johannes Ullrich, der Präsident der Handwerkskammer, hatten zu Beginn den "Tag des Handwerks" eröffnet – ehe sie je auf zwei Rädern eine Runde durch den Segway-Parcours drehten. Auch die Stadt Freiburg bildet ja in verschiedenen Handwerksberufen aus, wie der OB erklärt.

Derweil wird am Stand des Handwerks an einem Halbtagesprojekt gearbeitet. Zwei Maurerlehrlinge setzen im Schweiße ihres Angesichts Stein auf Stein mit Mörtel rund um eine Holzschablone. Entstehen wird ein Spitzbogen. Und sie beantworten die verschiedenen Fragen der interessierten Zuschauer und mauern nicht bei Informationen. Unten am Boden liegt bereits der Abschlussstein bereit. "Tag des Handwerks 2018" steht darauf. "Man muss alles so berechnen, dass der Stein am Ende auch genau passt", sagt Ausbilder Martin Schmitt, der an der Gewerbeakademie der Handwerkskammer arbeitet. Auch auf dem Bau werden junge Mitarbeiter gesucht. Nur vier oder fünf neue Lehrlinge hätten sich zum neuen Ausbildungsjahr gemeldet, so Schmitt. Deswegen ist er froh, dass die Resonanz an diesem Samstag in der Freiburger Stadtmitte so gut ist.
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