Fußball
Nächste Eskalationsstufe: Ter Stegen nicht mehr Kapitän
Erst das Disziplinarverfahren, nun die Absetzung als Mannschaftskapitän: Der Bruch zwischen Marc-André ter Stegen und dem FC Barcelona wird immer deutlicher.
Stefan Tabeling und Jan-Uwe Ronneburger (dpa)
Do, 7. Aug 2025, 16:38 Uhr
Fußball International News
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Barcelona (dpa) - Allzu herzlich dürfte das Wiedersehen nicht ausgefallen sein, als Marc-André ter Stegen für mehr als eine Stunde das Trainingsgelände Ciutat Esportiva Joan Gamper in Barcelona aufsuchte. Längst läuft die Kommunikation mit dem derzeit verletzten deutschen Fußball-Nationaltorhüter über Anwälte ab, am Donnerstag wurde schließlich die nächste Eskalationsstufe im katalanischen Sommer-Zoff erreicht. Ter Stegen wurde als Barça-Kapitän abgesetzt, wie der Club mitteilte.
Tweet: https://x.com/FCBarcelona/status/1953441811449757998
Erst am Dienstag hatte der spanische Meister ein Disziplinarverfahren gegen den früheren Gladbacher Keeper eingeleitet. Hintergrund ist die verweigerte Einverständniserklärung von ter Stegen, dass der Club den ärztlichen Bericht nach seiner Operation an die Liga weiterleiten darf. Damit hat der Schlussmann den finanziell weiter schwer angeschlagenen Club in die Bredouille gebracht. Die Registrierung neuer Spieler ist kurz vor Beginn der neuen Saison nur noch sehr schwer möglich.
Keine Zukunft trotz Vertrag bis 2028
Angesichts des Streits ist es schwer vorstellbar, dass ter Stegen überhaupt noch einmal das Barça-Trikot tragen wird. Sein gut dotierter Vertrag läuft aber noch bis 2028. Dabei schien der frühere Gladbacher einst der perfekte Torhüter für die Katalanen zu sein. Nach seiner Ankunft vor elf Jahren wurde er aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten selbst von Stars wie Lionel Messi hochgelobt. Und der Erfolg stellte sich auch gleich ein: 2015 hielt ter Stegen bereits den Champions-League-Pokal in den Händen.
Auch aufgrund der Verletzungsanfälligkeit hat ter Stegen aber längst seinen Status verloren, schon in der vergangenen Saison hatte der Keeper einen Großteil der Spiele verpasst. Entsprechend plant der Club mit Neuzugang Joan García von Espanyol Barcelona und Routinier Wojciech Szczesny. Ein Abgang im Sommer schien ausgemachte Sache zu sein, zumal namhafte Clubs Interesse signalisierten. Durch die erneute Rücken-Operation ist all dies hinfällig.
Streit um Länge der Ausfallzeit
Doch damit nicht genug: Mit einem Social-Media-Post brüskierte ter Stegen seinen Club, als er selbst von einer Ausfallzeit von nicht mehr als drei Monaten gesprochen hatte. Der Verein geht von einer Ausfallzeit von vier Monaten oder länger aus. In diesem Fall könnte Barça gemäß der in Spanien geltenden finanziellen Fairplay-Regeln 80 Prozent des Gehalts des ausfallenden Spielers nutzen, um einen neuen Akteur registrieren zu lassen. Pikanterweise handelt es sich dabei um García, und auch Szczesny soll noch keine Spielberechtigung haben.
Schon in der vergangenen Saison hatte Barcelona erhebliche Probleme, den Ex-Leipziger Dani Olmo registrieren zu lassen. Nun droht erneut eine Hängepartie. Und die Zeit drängt: Am 16. August startet Barça bei RCD Mallorca bereits in die Saison.
Araujo übernimmt Kapitänsamt
In der Mannschaft soll ter Stegen noch großen Rückhalt haben. Einer möglichen Abstimmung kam der Club nun zuvor. Zum Nachfolger ter Stegens wurde Ronald Araujo ernannt. Barça habe laut des Nachrichtenportals 3Cat und der Zeitung "Sport" den deutschen Trainer Hansi Flick beauftragt, diese "drastische Entscheidung" dem Keeper mitzuteilen.
Quellen des Vereins bestätigten der Fachzeitung "Mundo Deportivo", dass die Frage der Kapitänsbinde kurzfristig geklärt werden musste, da das traditionelle jährliche Freundschaftsspiel um die Trophäe Joan Gamper am 10. August stattfindet. Dabei spricht unter anderem auch der Mannschaftskapitän zu den Fans, um sie für die neue Spielzeit zu mobilisieren. Der Club sei der Ansicht, dass nicht gerade ein Spieler, gegen den ein Disziplinarverfahren läuft, diese Rede halten sollte, schrieb die Zeitung.
Ein Ende der Posse um ter Stegen ist nicht in Sicht. Auch für den Torhüter steht einiges auf dem Spiel. Bei Bundestrainer Julian Nagelsmann ist er eigentlich als Nummer eins für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko eingeplant, nachdem er sich über viele Jahre hinter Manuel Neuer anstellen musste. So dürfte im Winter auch wieder ein möglicher Transfer ein Thema werden - womöglich für beide Seiten auch die beste Lösung.
© dpa-infocom, dpa:250807-930-884856/3