Österreich

Nashorn tötet Pflegerin im Salzburger Zoo

Die Tierpflegerin galt als routiniert und vorsichtig. Das Nashorn galt als pflegeleicht. Trotzdem kam es bei morgendlichen Routinearbeiten zu einem tödlichen Unglück.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Der Eingang des Zoos in Salzburg  | Foto: Franz Neumayr (dpa)
Der Eingang des Zoos in Salzburg Foto: Franz Neumayr (dpa)
Im Zoo Salzburg ist eine 33 Jahre alte deutsche Tierpflegerin vor den Augen ihres Ehemannes von einem 1,8 Tonnen schweren Nashorn angegriffen und getötet worden. Der 34-jährige Ehemann war ebenfalls Tierpfleger im Nashorngehege. Er wurde am Dienstagmorgen schwer verletzt, als er seiner Frau zu Hilfe kommen wollte, wie die österreichische Polizei mitteilte. Die Frau war gebürtig aus München, lebte aber in Österreich. Der Mann ist Österreicher.

Die Tierpflegerin wurde am Brustkorb verletzt und starb trotz Wiederbelebungsversuchen noch an der Unfallstelle im Innenbereich der Nashorn-Anlage, wie die Geschäftsführerin des Zoos, Sabine Grebner, in einer Pressekonferenz berichtete. Ihr Mann erlitt laut Grebner einen Oberschenkelbruch, als er das angreifende Tier von seiner Frau weg in den Außenbereich lotste. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.

"Wir sind natürlich tief bestürzt und geschockt", sagte Grebner. Die Pflegerin arbeitete seit 2014 im Zoo Salzburg und galt wie ihr Mann als sehr erfahren im Umgang mit Nashörnern. "Sie war immer sehr vorsichtig und sehr bedacht und hat ein extrem gutes Gespür für die Tiere gehabt", sagte die Chefin des Zoos.

Die Frau sei in den Morgenstunden getötet worden, als sie das Nashornweibchen namens Yeti mit einem Stift zum Schutz gegen Insekten eincremen wollte. Dies sei eine Routinearbeit, die zwischen März und Oktober täglich vorgenommen werde, sagte Grebner. Es sei noch nicht klar, weshalb das Tier so reagiert habe. Alle vier Nashörner im Zoo seien an die Pflege gewöhnt und würden sich bürsten lassen, auf Zuruf ins Innengehege kommen oder auch ohne Narkose Blutabnahmen dulden.

Yeti ist ein 30 Jahre altes Nashorn, das in einem afrikanischen Tierreservat geboren wurde und seit 2009 im Zoo Salzburg lebt. "Es ist unser kooperativstes Nashorn", sagte Grebner. Normalerweise sei der Umgang zwischen Pflegern und diesem Weibchen sehr unkompliziert verlaufen. Nach dem tödlichen Vorfall will der Zoo nun untersuchen, ob das Tier vielleicht in der Nacht auf Dienstag im Stall durch irgendein Vorkommnis aufgebracht worden sei. Außerdem will der Zoo prüfen, wie die Pflege der Nashörner verändert oder verbessert werden kann, und welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen eventuell getroffen werden müssen. Der Zoo Salzburg sei wie andere Zoos für Notfälle mit Waffen, Narkosegewehren und Pfeffersprays ausgestattet. Doch bei einem so plötzlichen Angriff mit direktem Kontakt zwischen Tier und Mensch "hilft ihnen einfach keine Waffe", sagte Grebner.

Die Geschäftsführerin deutete an, dass Yeti als Vertreterin einer gefährdeten Tierart nicht eingeschläfert werden wird. Das Tier werde auch nicht von seinen Artgenossen im Zoo isoliert, denn die Pflege-Routine müsse beibehalten werden. Das Rote Kreuz bot Mitarbeitern und Angehörigen psychologische Betreuung an.

Laut Grebner war bislang in deutschsprachigen Zoos kein derartiger Angriff eines Nashorns vorgekommen. Die Tierschutzorganisation Peta wies jedoch in einer Stellungnahme darauf hin, dass es in Deutschland und der Schweiz in den vergangenen Jahren tödliche Unfälle mit Raubkatzen gab. Die Organisation forderte das Ende der Zoo-Haltung von Wildtieren. Die "artwidrigen Haltungsbedingungen" seien unweigerlich mit Tierleid verbunden und führten häufig zu schweren Verhaltensstörungen, sagte Peta-Vertreterin Yvonne Würz.

Tödliche Zwischenfälle mit Tieren in Zoos sind selten. Im August 2022 etwa spießte eine große Antilope einen Tierpark-Mitarbeiter auf der schwedischen Insel Öland auf. Im September 2013 tötete ein Tiger im Münsteraner Zoo einen Pfleger, der eine offene Schiebetür übersehen hatte. Im August 2012 starb eine Tierpflegerin in Köln nach dem Biss eines Sibirischen Tigers in den Hals. Sie hatte vergessen, die Raubkatze vor der Reinigung des Geheges einzusperren.
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel