Zisch-Interview zum Thema Basketball

"Neben Talent ist der Wille entscheidend"

Christina Zehender, Klasse 9 a des Friedrich-Gymnasiums in Freiburg, interviewte Christian Berkes, den Jugendtrainer des USC-Freiburg.  

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Wer bekommt den Ball?  | Foto: Seeger
Wer bekommt den Ball? Foto: Seeger
Leistungssport: mehr als nur Spaß am Spiel? Unter diesem Motto hat Zisch-Reporterin Christina Zehender, Klasse 9 a des Friedrich-Gymnasiums in Freiburg, den Jugendtrainer des USC Freiburg Christian Berkes interviewt. Christina wollte so einen Einblick in die Struktur und die Ziele der Nachwuchsförderung gewinnen. Sie interessierte besonders, was es für Jugendliche bedeutet, Leistungssport zu machen und erhoffte sich, eine Welt von Leidenschaft und Begeisterung für den Sport, Teamgeist, Faszination des Erfolges zu erfahren. Doch wie ist die Wirklichkeit?

Christina: Welche Rolle spielen Sie beim USC Freiburg/ USC Eisvögel im Bereich Nachwuchsförderung?
Christian Berkes: Seit einem Jahr arbeite ich beim USC als hauptamtlicher Nachwuchstrainer. Zu meinen Aufgaben gehört die Koordinierung der Nachwuchsarbeit bei Spielerinnen im Alter zwischen 10 bis 17 Jahren. Zusätzlich bin ich für die Ausbildung von talentierten Nachwuchsspielerinnen für Auswahlteams bzw. unsere ersten Damenmannschaft, die Eisvögel, zuständig.

Christina: Welche Erfolge hat die Nachwuchsarbeit des USC Freiburgs aufzuweisen und worin liegen ihre Ziele?
Christian Berkes: Einige Spielerinnen der Jahrgänge 1988 bis 1991 haben den Sprung in die Jugendnationalmannschaft geschafft und konnten erfolgreich in die erste Damenmannschaft integriert werden. Aufgrund notwendiger Umstrukturierungen im Bundesligabereich weisen die Jahrgänge 1992 bis 1995 ein Loch auf. Mein Ziel ist es, mittelfristig über eine konsequente Nachwuchsarbeit eine hohe Kontinuität zu schaffen und wieder Freiburger Spielerinnen für die Jugendnationalmannschaften und vor allem für unsere Bundesligamannschaft heranzuziehen.

Christina: Was müssen Jugendliche für Eigenschaften mitbringen, um irgendwann für die Eisvögel in der Bundesliga spielen zu können?
Christian Berkes: Von Vorteil sind eine gewisse Körpergröße und eine überdurchschnittliche athletische Veranlagung. Für mich ist neben dem offensichtlichen Talent der eigene Wille entscheidend. Große Freude am Basketball ist notwendig, um eine hohe Selbstdisziplin zu entwickeln. Das Talent hat circa 20 Prozent Anteil am Erfolg, dagegen 80 Prozent ist harte Arbeit.

Christina: Welchen Arbeitsaufwand muss eine talentierte Spielerin leisten, um später auf höchstem deutschem Niveau zu spielen?
Christian Berkes: Eine Studie Anfang der 90er Jahre an der Berliner Universität der Künste zeigt in diesem Zusammenhang folgendes: Übt oder trainiert man eine Sache gezielt, etwa 1000 Stunden, ist man in dieser nicht nur überdurchschnittlich gut, sondern nimmt sogar eine Spitzenposition ein. Das würde heißen, dass eine Spielerin über zehn Jahre täglich drei Stunden oder über 15 Jahre gesehen täglich etwa zwei Stunden trainieren müsste.

Christina: Wann ist das ideale Alter, um mit dem Basketball zu beginnen?
Christian Berkes: Kinder sollten spätestens im Grundschulalter mit einer Spielsportart beginnen, um ihre allgemeine Spielfähigkeit zu entwickeln. Eine Spezialisierung auf beispielsweise Basketball sollte spätestens mit dem Übergang auf eine weiterführende Schule erfolgen.

Christina: Wie wirkt sich die hohe Trainingsbelastung auf die Spielerinnen aus?
Christian Berkes: Spielerinnen müssen langsam und zielorientiert an eine hohe Trainingsbelastung herangeführt werden. Zudem beinhaltet unser Training neben Basketball Inhalte wie Athletik, Kraft, Koordination und andere Elemente, die zu einer altersgerechten Ausbildung unserer Spielerinnen beitragen. Diese vielseitige Ausbildung sowie eine physiotherapeutische Betreuung unterstützen unsere Spielerinnen, sich erfolgreich im Leistungssport zu entwickeln.

Christina: Welche Rolle spielen bei der Ausbildung von Kinder und Jugendlichen schulische Leitungen?
Christian Berkes: Die tragenden Säulen unsere Arbeit sind Schule und Basketball. Damit unsere Spielerinnen wie gewünscht trainieren können und dürfen, legen wir auf die Schulleistung ein besonderes Augenmerk. Ein guter Schulabschluss, eine gute Ausbildung sind unabdingbar die Basis für das spätere Leben. Sportlicher Erfolg und Basketball sind das "Sahnehäubchen auf der Torte". Um dies zu unterstützen, arbeiten wir eng mit Elternhaus und Schule zusammen.

Christina: Gibt es Unterschiede in der Nachwuchsförderung in Deutschland zu anderen Ländern?
Christian Berkes: Ja, dabei lassen sich gravierende Unterschiede feststellen. Vergleicht man die Nachwuchsförderung mit den Top-Nationen Frankreich, Spanien oder Serbien, dann liegen wir zurück. In diesen Ländern beginnen die Kinder früh im Alter von fünf bis sechs Jahren mit Basketball, ihre Ausbildung liegt fast ausschließlich in den Händen von hauptamtlichen Trainern. Zudem haben diese Länder spezielle Leistungszentren an einem Ort mit genügend geschultem Betreuungspersonal gebildet und gewährleisten damit ein ideales Ausbildungsumfeld in Schule und Basketball.

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