Lesetipp
Nicht genug Augen im Kopf
Patrick Müller aus der Redaktion Waldkirch empfiehlt "Ungebetene Gäste" von Ayelet Gundar-Goshen.
Patrik Müller & Redaktion Waldkirch
Fr, 25. Jul 2025, 19:00 Uhr
Literatur & Vorträge
Thema: Lesetipp
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Es ist ein kurzer Augenblick nur, ein Moment der Unaufmerksamkeit, wie ihn alle Eltern schon mal erlebt haben, man hat nicht genug Augen im Kopf. Am Ende ist hier jedenfalls ein Mensch tot, erschlagen von einem Hammer, den ein kleiner Junge den Balkon hinuntergeschubst hat. In "Ungebetene Gäste" nimmt Ayelet Gundar-Goshen diesen Albtraum und dreht ihn weiter: Denn die Szene spielt in Tel Aviv, der Arbeiter, dem der Hammer gehört, ist Araber – und auch das Leben von Naomi, der Mutter des Jungen, wird nie wieder so sein wie zuvor. Die 1982 geborene Gundar-Goshen denkt auch in ihrem fünften veröffentlichten Roman über die komplizierten Gemengelage in ihrem Heimatland nach und stellt heikle Fragen, moralisch wie politisch. Dabei schreibt sie aber so packend, dass "Ungebetene Gäste" an keiner Stelle als das gewichtige Buch rüberkommt, dass es tatsächlich sogar ist. Naomi und ihre Familie verlassen Israel nach dem Vorfall mit dem Hammer und ziehen nach Nigeria, ihr Mann nimmt dort einen gutbezahlten Job an. Doch der Vergangenheit entkommt keiner, bei Gundar-Goshen sowieso nicht – und man hat nie genug Augen im Kopf.
Ayelet Gundar-Goshen: Ungebetene Gäste. Roman. Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Kein & Aber, Zürich 2025. 306 Seiten, 25 Euro.