Lesetipp

Nicht genug Augen im Kopf

Patrick Müller aus der Redaktion Waldkirch empfiehlt "Ungebetene Gäste" von Ayelet Gundar-Goshen.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
BZ-Redakteur Patrik Müller hat alle fü...tzdem: "Wo der Wolf lauert."  | Foto: Miroslav Dako
BZ-Redakteur Patrik Müller hat alle fünf Bücher von Ayelet Gundar-Goshen gelesen. "Ungebetene Gäste" hat ihn zuletzt begeistert, sein Favorit bleibt trotzdem: "Wo der Wolf lauert." Foto: Miroslav Dako

Es ist ein kurzer Augenblick nur, ein Moment der Unaufmerksamkeit, wie ihn alle Eltern schon mal erlebt haben, man hat nicht genug Augen im Kopf. Am Ende ist hier jedenfalls ein Mensch tot, erschlagen von einem Hammer, den ein kleiner Junge den Balkon hinuntergeschubst hat. In "Ungebetene Gäste" nimmt Ayelet Gundar-Goshen diesen Albtraum und dreht ihn weiter: Denn die Szene spielt in Tel Aviv, der Arbeiter, dem der Hammer gehört, ist Araber – und auch das Leben von Naomi, der Mutter des Jungen, wird nie wieder so sein wie zuvor. Die 1982 geborene Gundar-Goshen denkt auch in ihrem fünften veröffentlichten Roman über die komplizierten Gemengelage in ihrem Heimatland nach und stellt heikle Fragen, moralisch wie politisch. Dabei schreibt sie aber so packend, dass "Ungebetene Gäste" an keiner Stelle als das gewichtige Buch rüberkommt, dass es tatsächlich sogar ist. Naomi und ihre Familie verlassen Israel nach dem Vorfall mit dem Hammer und ziehen nach Nigeria, ihr Mann nimmt dort einen gutbezahlten Job an. Doch der Vergangenheit entkommt keiner, bei Gundar-Goshen sowieso nicht – und man hat nie genug Augen im Kopf.

Ayelet Gundar-Goshen: Ungebetene Gäste. Roman. Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Kein & Aber, Zürich 2025. 306 Seiten, 25 Euro.

Schlagworte: Ayelet Gundar-Goshen, Ruth Achlama, Patrick Müller
Zeitungsartikel herunterladen Fehler melden

Weitere Artikel