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Waldbronn

Nordbadener züchtet Gottesanbeterinnen

  • dpa

  • Do, 09. Februar 2017, 00:00 Uhr
    Panorama

     

Gottesanbeterinnen im Gesicht oder gigantische Schnecken auf dem Arm: So zeigt sich Adrian Kozakiewicz auf Fotos in sozialen Netzwerken. Er will Europas jüngster Insektenzüchter sein.

Adrian Kozakiewicz  | Foto: dpa
Adrian Kozakiewicz Foto: dpa
In einem aufgeräumten Keller einer Doppelhaushälfte in Waldbronn bei Karlsruhe lebt ein Star in den sozialen Netzwerken, Adrian Kozakiewicz. Ein Hype hat sich in den vergangenen Monaten um ihn entwickelt. Er bezeichnet sich selbst als Europas jüngster Insektenzüchter. Rund 270 000 Nutzer haben seine Facebookseite "Bugs and Science" abonniert, bis zu zwei Millionen Menschen schauen sich wöchentlich seine Clips an. Hinzu kommen Tausende Follower auf Instagram, auf seinem YouTube-Kanal "InsecthausTV" rufen Hunderttausende seine Videos auf.

Vor der Kamera lässt er spektakuläre Exemplare seiner Zucht über Hand und Gesicht krabbeln, zeigt jenseits der Insektenwelt die größte Schnecke der Welt, deren Leib seinen halben Unterarm bedeckt. Er hat die weltgrößte Kakerlake im Programm, Riesenmotten so groß wie seine Gesichtshälfte sowie alle möglichen Arten seiner großen Liebe: den Gottesanbeterinnen. Ihnen vor allem widmet er seit Jahren seine ganze Leidenschaft. "Es ist eine Sucht, wie das Sammeln von Pokémon-Karten", sagt er.

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Kozakiewicz hat viel Wissen in seinem Fachgebiet angehäuft. "Ein Wissenschaftler in dem Sinne ist er zwar nicht, kennt sich aber wirklich gut aus", sagt der Biologe Rolf Mörtter, der den 20-Jährigen im Rahmen einer naturwissenschaftlichen Jugend-AG am Naturkundemuseum Karlsruhe betreute. Dort arbeitete Adrian nach dem Hauptschulabschluss, baute nebenher seine Zucht und seine Online-Firma Insecthaus weiter aus. Inzwischen schreibt er ein Buch und vertreibt seine Nachzüchtungen an Privatkunden, Händler, Forscher, Kunden in Deutschland und Europa, aber auch bis in die USA.

"Ich zeige den Leuten Lebewesen, die sie noch nie gesehen haben", sagt er. Vor acht Jahren kam er mit seinen Eltern aus Polen nach Deutschland, die Sprache lernte er in Zoohandlungen, reinigte dort Terrarien, kümmerte sich um Fütterung und Pflege, knüpfte Kontakte, ging auf Tauschbörsen, Messen. Wann seine Begeisterung entbrannte, weiß er nicht mehr. "Es gibt da keinen Anfang, das war immer so." In Polen züchtete er Falter und Heuschrecken; in Deutschland begann die Faszination für Gottesanbeterinnen. Zwei Hunde leben im Elternhaus, sie interessieren ihn null.

Manche betrachten seine Art, mit den Insekten zu posieren, mit Skepsis. "Das Tier hat davon nichts", sagt Martin Höhle, der mit seiner Firma ThePetFactory solche Schauinsekten verkauft. Das Interesse an diesen Arten wachse aber in der Tat kontinuierlich, sagt er. Sie seien gute Einstiegstiere beispielsweise für Kinder. "Mit relativ geringem Aufwand und geringen Kosten können sie artgerecht gehalten werden."

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Der Deutsche Tierschutzbund spricht sich dagegen aus, exotische Insekten zu halten. Es gebe keine Erkenntnisse, ob Insekten leiden oder nicht, so eine Sprecherin. Dass der Markt in diesem Segment wächst, vermutet aber auch sie. Valide Zahlen dazu gibt es nicht, auch der Verband deutscher Vereine für Aquarien und Terrarienkunde hat keine. Ein bis zwei Millionen Menschen hielten Insekten, schätzt Verbands-Vizepräsident Florian Grabsch.

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Kozakiewicz ist sicher, dass seine Tiere entspannt sind. Auch 90 Prozent der Kommentare unter seinen Clips und Posts seien positiv. In seinem Kellerraum reihen sich auf Holzregalen Plastikkästen und Glasterrarien aneinander. Wer sich den Scheiben nähert, sieht Spektakuläres. An Blättern und Ästen hängen langbeinige Schönheiten, manche kopfüber, manche an den Untergrund geschmiegt. Die Gottesanbeterinnen sind grasgrün, gefleckt, getarnt wie ein welkes Blatt, wie Baumrinde oder weiß und zart aufgefächert wie eine Orchideenblüte. Rund 70 Arten hat Kozakiewicz gerade versammelt, etwa 700 Einzeltiere.

Zwei- bis dreimal pro Jahr reist Adrian nach Asien. Vor allem in Thailand und Malaysia geht er auf die Suche nach Gottesanbeterinnen. Rund 3000 beschriebene Arten gebe es; die meisten seien nicht geschützt und könnten für die Nachzucht problemlos nach Deutschland eingeführt werden. 10 bis 500 Euro kann so ein Tier kosten.

Er findet viele Worte dafür, warum er Gottesanbeterinnen so liebt. Die meisterliche Tarnung, die spannenden Häutungen, die unendliche Farbigkeit und Vielfalt. Zu seinem Geburtstag hatte Kozakiewicz auf Instagram ein Foto von seinem Kuchen gezeigt: Darauf kletterten Gottesanbeterinnen aus Lebensmittelfarbe über einen Ast.

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Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 09. Februar 2017: PDF-Version herunterladen

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