Nationalteam bei der EM
"Note 1+": Basketballer auf dem Weg zum deutschen Dream Team
Vor nicht allzu langer Zeit befand sich Deutschland in der internationalen Basketball-Versenkung. Nun erinnern Schröder und Co. an Team USA. Über die Tücken einer perfekten Vorrunde.
Patrick Reichardt und Lars Reinefeld (dpa)
Do, 4. Sep 2025, 8:44 Uhr
Basketball News
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Tampere/Riga (dpa) - Den Tapetenwechsel sehnten Deutschlands Basketballer regelrecht herbei. Doch noch bevor es gemeinsam mit den anderen EM-Teams per Charterflug vom oft verregneten Tampere ins sonnige Riga ging, machte Kapitän Dennis Schröder seinem sportlich berauschten Team intern eine Ansage.
Fünf fulminante Siege mit insgesamt 164 Punkten Differenz: All das ist nichts mehr wert, wenn dem Weltmeister am Samstag (14.15 Uhr/MagentaSport und RTL) gegen Außenseiter Portugal ein Patzer passiert. "Wir hatten wunderbare Tage in Tampere. Jetzt beginnt ein neues Turnier. Wir sollten bodenständig bleiben und müssen gegen Portugal ready sein", sagte Schröder, der seine Kollegen nach dem lockeren 91:61 gegen Finnland auf die Endrunde einschwor.
Da Silva: "Wir sind superstolz"
Die Vorrunde in Tampere wirkte teilweise etwas unheimlich. Der Sieg mit 63 Punkten Differenz gegen die Briten brach diverse EM-Rekorde - auch die hoch eingeschätzten Litauer und Finnen wurden mit großer Leichtigkeit bezwungen. "Unser Ziel war der Gruppensieg. Wir sind superstolz. Ich würde der Vorrunde eine 1+ geben", sagte NBA-Profi Tristan da Silva.
Mit dem souveränen Dirigenten Schröder, dem angehenden Topstar Franz Wagner und einem eingespielten Kollektiv ist Deutschland in der Vorrunde zum Topfavorit auf EM-Gold avanciert. Auch Rückschläge wie das EM-Aus von Co-Kapitän Johannes Voigtmann (Operation am Knie) oder die Erkrankung von Bundestrainer Alex Mumbru, der in der K.o.-Runde an die Seitenlinie zurückkehren könnte, steckt das Team bislang locker weg.
Weiterentwicklung nach WM-Titel
Der Spanier Mumbru wurde in den vergangenen eineinhalb Wochen exzellent von seinem Assistenten Alan Ibrahimagic vertreten. Dieser dürfte sich nun mit perfekter Bilanz wieder in die zweite Reihe zurückziehen. "Die Rückkehr von Alex ist jeden Tag näher. Es sieht ganz gut aus", sagte Ibrahimagic über Mumbru, der nach starken Bauchschmerzen kurz vor EM-Start ins Krankenhaus gebracht worden war und dort fünf Nächte bleiben musste.
Etwas besser als ganz gut sieht es für den deutschen Basketball aus. Zwar liefen die vergangenen Jahre mit dem WM-Titel, EM-Bronze und Platz vier bei Olympia schon herausragend - doch sportlich hat sich das Team seit dem Wechsel von Gordon Herbert zu Ex-Profi Mumbru noch einmal entwickelt.
"Mit Gordie ging es schon in die Richtung - und mit der Zeit wird es halt immer besser. Die Mannschaft profitiert davon, dass sie sich lange kennt", sagte Oscar da Silva auf die Frage, ob er sich an eine bessere deutsche Nationalmannschaft erinnern könne. Schwächen sind bislang kaum auszumachen, ein ernsthafter sportlicher Test blieb aus.
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Wenn der Sprecher plötzlich Rekorde recherchiert
Was für die Basketball-Großmacht USA das Dream Team um Michael Jordan 1992 darstellte, könnte für Deutschland das EM-Ensemble von 2025 werden: eine Mannschaft, die sich merklich von allen anderen in der Verbandshistorie abhebt. Rund um den Abschied von Dirk Nowitzki im Nationaltrikot war das Team des Deutschen Basketball Bunds zunächst in der Versenkung verschwunden.
Spieler und Trainer mussten Niederlagen gegen Großbritannien und die Ukraine sowie ein blamables WM-Aus gegen die Dominikanische Republik erklären. Verantwortliche hetzten in diesen Zeiten noch über die Pressetribüne und rechneten vor, mit wie vielen Punkten Abstand Deutschland verlieren dürfe, um die nächste Runde noch zu erreichen.
2025 geht der Sprecher im dritten Viertel des EM-Spiels gegen Großbritannien (120:57) mit einem Zettel herum und informiert über die höchsten Siege der Verbandshistorie. Manche Momente in Tampere wirkten etwas surreal.
Wagner freut sich auf Ortswechsel
Übergangstrainer Ibrahimagic wollte von voreiligen Lobeshymnen trotzdem nicht zu viel hören. Der 47-Jährige würdigte die Leistung des Teams zwar, sagte aber auch: "Ein ziemlich brutales und ganz neues Turnier steht an."
Zu diesem "brutalen Turnier" kommen alle anderen Titelanwärter aber mit deutlich größeren Sorgen als Deutschland. Ungeschlagen blieb außer dem Weltmeister nur die Türkei, die sogar Serbien um NBA-Ass Nikola Jokic besiegte.
Dass Deutschland nun schon im Halbfinale auf die hoch eingeschätzten Serben treffen kann, dürfte die mit riesigem Selbstbewusstsein ausgestatteten Basketballer kaum einschüchtern. Wichtiger als der Turnierbaum war am Mittwochabend der anstehende Ortswechsel. "Nichts gegen Tampere, aber es tut gut, mal eine andere Abwechslung zu haben", sagte Wagner.
© dpa-infocom, dpa:250904-930-994271/3