Jobs im Handwerk

Nur wenige Frauen trauen sich die Ausbildung zum Anlagenmechaniker zu

So ganz genau wusste Lisa-Maria Schippl vor ihrer Ausbildung noch nicht, was sie als Anlagenmechanikerin erwarten würde. Nach der Schule war sie sich aber sicher: Ein Bürojob ist nichts für sie.  

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Wer kein Angst davor hat, auch mal dre...u werden, ist in diesem Beruf richtig.  | Foto: Zacharie Scheurer
Wer kein Angst davor hat, auch mal dreckig zu werden, ist in diesem Beruf richtig. Foto: Zacharie Scheurer

Als angehende Anlagenmechanikerin ist Lisa-Maria Schippl eine ziemliche Ausnahme. Nahezu alle ihre Mitschüler sind männlich. Das Geschlecht ist aber egal, solange man Spaß am Schweißen hat.

Am Ende erleichterten ihr auch örtliche Gegebenheiten die Wahl. Dass sie ihren jetzigen Arbeitsort, das Heizkraftwerk des Berliner Energieversorgers BTB Berlin in Adlershof, quasi von zu Hause sehen kann, spielte bei ihrer Entscheidung jedenfalls eine Rolle. Kraftwerke sind aber nur eine mögliche Arbeitsstätte für Anlagenmechaniker. Sie sind zum Beispiel auch in städtischen Wasser- und Abwasserbetrieben tätig, in Raffinerien der chemischen Industrie, in der Metallindustrie oder im Schiffbau, wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie auf seiner Webseite erklärt. Bei der Arbeit als Anlagenmechanikerin geht es darum, technische Bauteile großer industrieller Anlagen zu planen, zu fertigen, zu montieren, in Schuss zu halten und regelmäßig zu überprüfen.

Schweißen, schweißen, schweißen
Für Lisa-Maria Schippl beginnt der Arbeitstag frühmorgens um 6.30 Uhr im Betrieb. "Wir fangen mit einer kleinen Besprechung an, was für den Tag ansteht." Sicher behelmt geht es dann zum Beispiel darum, Leitungen sowie die gasbetriebenen Motoren der großen Blockheizkraftwerke zur Strom- und Warmwassergewinnung zu warten oder Zählerwerte auszulesen. "Auch viel Schweißen gehört zum Beruf", sagt die Auszubildende. Häufig müssen zum Beispiel Zuleitungen zur Versorgung mit Fernwärme verschweißt werden.

Außerdem begleitet die 20-Jährige ihren Ausbilder regelmäßig zu Wartungen bei den Kunden – also zu Fernwärmeübergangsstationen, an denen die Energie aus dem Kraftwerk ankommt. "Das ist eine der schönsten Seiten des Berufs für mich. Ich bin immer in Bewegung, habe etwas für meine Hände zu tun, und es gibt unterschiedlichste Aufgaben, die erledigt werden müssen."

Interesse für Mathe, Physik und Handwerk
In Kauf nehmen müsse man dafür, dass man bei der Arbeit auch dreckig werde, sagt Schippl. Ihr macht das wenig aus. Wer darüber nachdenkt, die Ausbildung als Anlagenmechaniker anzugehen, sollte ihrer Meinung auf jeden Fall Interesse für Mathe und Physik mitbringen. Melanie Blank, Bereichsleiterin Personalmanagement bei der BTB Berlin, guckt bei Bewerberinnen und Bewerbern vor allem auf deren handwerkliches Talent. Denn selbst wenn man noch nicht genau weiß, was einem in dem Beruf alles erwartet – dass es kein Bürojob ist, sollte einem klar sein.

Zum Bewerbungsverfahren bei der BTB Berlin gehöre deshalb auch eine kleine handwerkliche Aufgabe, die es möglichst geschickt zu meistern gilt, sagt Blank. Weil Anlagenmechaniker im späteren Berufsleben oft mit Kunden zu tun haben, achtet die Personalerin außerdem darauf, wie Bewerber kommunizieren und ob sie Interesse haben, ihre Kompetenz weiterzuentwickeln. "Die Noten interessieren uns dagegen gar nicht mal so sehr", sagt Blank. Die Zensuren in Mathe und Physik sollten allerdings nicht die schlechtesten sein.

Oft über 1000 Euro im letzten Lehrjahr
Die Ausbildungsvergütung kann sich je nach Arbeitgeber, Branche und Bundesland unterscheiden. Bei der BTB Berlin bekommen die Nachwuchskräfte die Tarifvergütung, die bei 820 Euro brutto pro Monat im ersten Lehrjahr liegt und später auf 1128 Euro ansteigt. Die Bundesagentur für Arbeit gibt Orientierungswerte zwischen 570 und 1047 Euro brutto monatlich im ersten Lehrjahr und zwischen 720 und 1264 Euro im letzten Lehrjahr an. Neben der Digitalisierung ist es vor allem die Energiewende, die die Branche aktuell begleitet. Je nach Einsatzgebiet von angehenden Anlagenmechanikerinnen und Anlagenmechanikern können sich also auch Aufgaben nach und nach ändern – die Anlagen werden immer moderner.

Weiterbildung zum Meister
Weiterbildung ist entsprechend wichtig in diesem Beruf. Wer sich nach der Ausbildung weiterqualifizieren will, kann zum Beispiel Industriemeister oder Industriemeisterin Metall werden. Auch der Techniker der Fachrichtung Metallbautechnik bietet sich an, wie das Informationsportal zur Ausbildung in der Metall- und Elektro-Industrie darlegt. Wer an die Hochschule geht, kann zum Beispiel ein Ingenieurstudium der Fachrichtung Anlagenbetriebstechnik oder ein Maschinenbaustudium draufsetzen.

Lisa-Maria Schippl möchte gerne in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben und ihren Meistertitel machen. "Ich würde später gerne auch junge Menschen in dem Beruf ausbilden", sagt sie. Anderen etwas beizubringen, das habe ihr schon immer Spaß gemacht. Als Frau ist die 20-Jährige in ihrem Job eine ziemliche Ausnahme. Nur ein Bruchteil der Azubis, die in diese Lehre starten, ist weiblich, zeigen Statistiken des Bundesinstituts für Berufsbildung. Schippl ermuntert junge Frauen dazu, keine Scheu vor dem männerdominierten Umfeld zu haben. Zugleich rät sie: "Man sollte sich aber immer erst in einem Praktikum angucken, ob das wirklich etwas für einen ist."
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Schlagworte: Lisa-Maria Schippl, Melanie Blank

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