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Nachruf

Fachmann für Hochglanz-Nähe und Nacktheit

Carolin Buchheim

Von

Mo, 22. August 2016

Freiburg

Der Promi-Fotograf Oliver Rath, der lange in Freiburg gelebt hat, ist im Alter von 38 Jahren gestorben.

Oliver Rath im Mai 2015 vor einem seiner Werke   | Foto: dpa
Oliver Rath im Mai 2015 vor einem seiner Werke Foto: dpa
Im Nah ran gehen war Oliver Rath Spezialist. Prominente, Genitalien und die Genitalien von Prominenten fotografierte Rath bevorzugt ultrascharf und hochglänzend im Close-Up. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist der Selfmade-Fotograf im Alter von 38 Jahren gestorben, wie sein Management gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.

Der in Heidelberg geborene Rath hatte seine Karriere als HipHop-DJ "Al Kapone" in Freiburg begonnen. Seine ersten Aufträge als Fotograf machte er 2007 für das Online-Portal fudder.de, fotografierte Konzerte und Modenschauen. Rath startete ein Fotoblog und zog 2010 nach Berlin, wo er die Stadt mit seinen Stickern dekorierte und als Fotograf schnell Erfolg fand. In den Klatschspalten der Hauptstadtpresse war Rath alsbald dauerpräsent. 2012 eröffnete er unweit des Rosenthaler Platzes die "Rath Gallery". Auch als DJ war Rath weiterhin aktiv, legte gemeinsam mit dem Freiburger Jan Ehret als "Ehret und Rath" auf.

Oliver Rath wurde nicht müde, mit seinen Hochglanzbildern in einer Zeit, in der eigentlich fast nichts mehr provozieren kann, die Provokation zu suchen. Großbusige Models in klassischer Helmut-Newton-Pose und bei sexuellen Aktivitäten im Terry-Richardson-Look gehörten zu seinem fotografischen Standard-Repertoire; Drogen-Utensilien und SM-Outfits zu seinen liebsten Requisiten. Wie Richardson stellte auch Rath sich schon mal nackt hinter die Kamera, wenn die Modelle davor unbekleidet waren. Für den Fotografen war Nacktheit mehr als nur Provokation. "Nacktheit ist ehrlich", sagte er etwa 2012 in einem Interview.

Rath brillierte hingegen, wenn er Prominente aus Film, Fernsehen und Musik in oft aufwendig ausstaffierten Dekorationen in Szene setzen konnte. Iris Berben, die Scorpions, Sophia Thomalla, Westbam, HP Baxxter, Ferris MC, Joko und Klaas – wer mutig genug war, ließ sich von Rath ablichten. "Bei Oliver Rath habe ich nie das Bedürfnis, meine Klamotten anzubehalten", wird etwa TV-Sternchen Micaela Schäfer in Raths Bildband "Berlin Bohème", der 2014 erschien, zitiert.

Rath verlor bei seinen Arbeiten nie die Freude an der Spontaneität: Selbst nebenbei entstandenen Gala-Schnappschüsse, wie etwa von Joachim Löw oder Karl Lagerfeld, verschaffte er einen typischen Rath-Look.

Im vergangenen Jahr machte Oliver Rath Schlagzeilen, weil er plante, seine Lebensgeschichte verfilmen zu wollen – mit Simone und Sophia Thomalla in Hauptrollen. Sophia Thomalla postete am Samstag auf Instagram ein Foto, das sie mit Rath zeigt. Auf Twitter erinnerte Wilson Gonzalez Ochsenknecht an Rath: "Lebe wohl, mein guter Freund". Auf Raths Website wurde am Wochenende ein Kondolenzbuch eingerichtet, in dem Freunde, Fans und Weggefährten Nachrichten hinterließen.

In Freiburg sind einige von Raths Bildern seit April zu sehen – sie hängen in einem Waschsalon im Sedanquartier. Bei der Eröffnung sprach Rath über den Film, seine Plänen für die Zukunft und kündigte ein Musik-Album an. "Musik, finde ich, ist genauso eine Kunst wie Bilder machen, auch Kochen und Stricken. Für mich ist ganz viel Kunst, was irgendwie anders ist." Auch für seine alte Heimat fand Rath damals gute Worte: "Ich freue mich, auch mal wieder hier zu sein. Ich bin ja ein altes Bobbele."

Zuletzt arbeite Rath an einem zweiten Bildband, der noch in diesem Jahr erscheinen sollte. Der Arbeitstitel: "Born wild in Berlin".

Oliver Rath hinterlässt seine Partnerin Tina und die gemeinsamen Kinder Matilda und Vincent.

Ressort: Freiburg

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mo, 22. August 2016:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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