Welt-Orang-Utan-Tag

Orang-Utans schützen – vom Frühstück bis zur Fernreise

Ob im Supermarkt, im Internet oder im Urlaub: Jeder kann auch im Alltag zum Schutz der bedrohten Orang-Utans beitragen. Sechs Tipps von Experten zum Welt-Orang-Utan-Tag.  

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Das elfjährige Orang-Utan-Weibchen Can...Am 19. August ist Welt-Orang-Utan-Tag.  | Foto: Jens Büttner (dpa)
Das elfjährige Orang-Utan-Weibchen Cantik hält im Rostocker Zoo ihren Nachwuchs im Arm. Das Orang-Utan-Mädchen wurde am 14.03.2023 gegen 19 Uhr bemerkt. Am 19. August ist Welt-Orang-Utan-Tag. Foto: Jens Büttner (dpa)

Ob Schokocreme auf dem Frühstücksbrot oder Shampoo im Badezimmerregal – viele Alltagsprodukte enthalten Palmöl. Was bei den meisten hierzulande zum Alltag gehört, hat am anderen Ende der Welt dramatische Folgen – speziell für bedrohte Menschenaffen. Auch in Deutschland kann aber jeder etwas tun, um den intelligenten Tieren, die 97 Prozent ihres Erbguts mit den Menschen teilen, zu helfen.

Am 19. August ist Welt-Orang-Utan-Tag. Die faszinierenden "Waldmenschen" mit dem rotbraunen Fell leben in der Wildnis nur noch auf Borneo und Sumatra – und verlieren jeden Tag ein Stück mehr ihres Dschungelreichs. Gerodet wird für Palmölplantagen, Papier und seltene Erden. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Orang-Utans mittlerweile als "vom Aussterben bedroht" ein.

Geldspenden sind gut – aber man kann noch mehr tun. Tierschutzorganisationen erinnern daran, dass schon kleine Entscheidungen – vom bewussten Einkauf bis zur Wahl der Urlaubsaktivitäten – mit darüber entscheiden, ob Orang-Utans noch eine Zukunft haben.

"Den individuellen Konsum zu hinterfragen, hat nichts mit Verzicht zu tun, sondern verbessert die Lebensqualität", sagt Daniel Merdes, Deutschland-Chef der bekannten Stiftung BOS (Borneo Orangutan Survival). "Damit bestimmen wir mit." Hier sieben Tipps:

1) Nur nachhaltiges Palmöl kaufen

Palmöl steckt in unzähligen Produkten – von Brotaufstrichen über Schokolade, Babynahrung und Margarine bis hin zu Kosmetika. Für konventionelles Palmöl werden riesige Regenwaldflächen vernichtet – und mehr als 85 Prozent des weltweiten Palmölangebots stammen aus Indonesien und Malaysia, wo die letzten Orang-Utans leben, wie die Organisation "Sumatran Orangutan Society" (SOS) vorrechnet.

Immer wieder sorgen Fotos und Videoclips von Orang-Utans in sozialen Netzwerken für Aufsehen, die sich nach dem Kahlschlag der Bagger völlig verstört an einen toten Baumstumpf klammern. Von einem Moment auf den anderen sind sie heimatlos geworden – denn Orang-Utans sind Baumbewohner und schlafen auch nachts in selbstgebauten großen Nestern in den Baumkronen.

Blick auf Palmölfrüchte auf der indonesischen Insel Java  | Foto: Carola Frentzen (dpa)
Blick auf Palmölfrüchte auf der indonesischen Insel Java Foto: Carola Frentzen (dpa)

Beim Einkauf können Verbraucher aufs Kleingedruckte achten: Palmöl wird oft gut getarnt und verbirgt sich auch hinter Bezeichnungen wie "Sodium Lauryl Sulfoacetate", "Cetyl Palmitate" oder einfach nur "Pflanzenöl" oder "pflanzliches Öl", wie Merdes erklärt. Nachhaltiges Palmöl mit dem RSPO-Siegel unterliegt hingegen strengen Standards und Kriterien. Unter anderem: Es darf kein Wald für neue Plantagen abgeholzt oder Torfmoore für den Anbau genutzt werden. "Es ist entscheidend, nachhaltiges Palmöl zu unterstützen, anstatt Palmöl gänzlich zu boykottieren", schreibt auch SOS auf seiner Webseite.

2) Frisch kochen statt Fertigpizza

Palmöl steckt auch in Tiefkühlgerichten und Backwaren. Wer frisch kocht, umgeht nicht nur versteckte Palmölquellen, sondern spart auch Verpackungsmüll – und unterstützt zudem noch regionale Produzenten. Noch wichtiger: In Deutschland fließt der größte Teil des importierten Palmöls gar nicht in Nahrungsmittel, sondern in den Tank – als Beimischung zu Biodiesel. Wer das Auto öfter stehen lässt, Rad oder Bahn nutzt, schützt also gleich doppelt: weniger Palmölkonsum und weniger CO2-Emissionen. Also am besten zum Wochenmarkt radeln – der wohl leckerste Artenschutz, den es gibt.

3) Kein "Kuscheln" im Netz

Im Internet verbreitete Fotos von Influencern, die Orang-Utan-Babys im Arm halten oder Bilder von vermenschlichten Affenkindern in bunten Kleidchen sind keineswegs harmlos. Sie zeigen meist Tiere, die aus der Wildnis gerissen wurden – oft, nachdem ihre Mütter getötet wurden. Likes und Herzchen fördern ungewollt den illegalen Handel. Besser: Solche Inhalte weder liken noch teilen, sondern direkt bei der Plattform melden. Organisationen wie BOS dokumentieren Missbrauch und setzen sich für die Rettung der Tiere ein.

4) Im Urlaub keine Orang-Utan-Show besuchen

In Thailand und Kambodscha werden oft Shows mit "boxenden" oder als "Showgirls" verkleideten Orang-Utans angeboten. Solche Touristen-Attraktionen sollten unbedingt gemieden werden. Es hilft auch, auf Plattformen wie Tripadvisor auf das Problem aufmerksam zu machen.

Ausgebeutete Orang-Utans im Freizeitpa...s» verkleideten Orang-Utans angeboten.  | Foto: Jayaprakash Bojan (dpa)
Ausgebeutete Orang-Utans im Freizeitpark Safari World in Bangkok. In Thailand und Kambodscha werden oft Shows mit «boxenden» oder als «Showgirls» verkleideten Orang-Utans angeboten. Foto: Jayaprakash Bojan (dpa)

"Diese widerlichen Boxing-Shows hinterlassen völlig traumatisierte Orang-Utans. Nur mittels Bestrafung durch Schmerz werden sie zu solch einem unnatürlichem Verhalten getrieben", sagt Merdes. Leider sei das Modell aber sehr erfolgreich: In Kambodscha habe bereits ein weiterer Safari-Park geöffnet, und China zeige großes Interesse an einer Kette von Parks, erzählt er. "Jeder Tourist ist somit Teil des Problems und macht sich wissentlich oder unwissentlich mitschuldig."

5) Nur seriöse Tour-Angebote

In Indonesien und Malaysia gibt es viele Möglichkeiten, Orang-Utans in freier Wildbahn zu beobachten – doch nur wenige Anbieter arbeiten BOS zufolge wirklich tiergerecht. Seriöse Touren folgen strikten Richtlinien: kein direkter Kontakt, klare räumliche Trennung, begrenzte Besucherzahlen und ein Teil der Einnahmen fließt an Schutzprojekte und lokale Gemeinden. Fehlen solche Standards oder werden Tiere für Fotoszenen dressiert, sollte man das Angebot meiden.

Auf der Aufnahme sind junge Orang-Utan...vival) in Zentral-Kalimantan zu sehen.  | Foto: Jayaprakash Bojan (dpa)
Auf der Aufnahme sind junge Orang-Utans im Rettungszentrum Nyaru Menteng der Stiftung BOS (Borneo Orangutan Survival) in Zentral-Kalimantan zu sehen. Foto: Jayaprakash Bojan (dpa)

6) CO2-Ausgleich mit Köpfchen

Fliegen schadet dem Klima. Wer es trotzdem tut und seinen ökologischen Fußabdruck verbessern will, setzt teils auf CO2-Kompensation. Doch die tatsächliche Klimawirkung vieler solcher Angebote ist umstritten.

WWF Deutschland rät, für den CO2-Ausgleich nur Klimaschutzprojekte zu wählen, die mit dem Gold-Standard ausgezeichnet wurden – die also Emissionsreduktionen mit den UN-Nachhaltigkeitszielen vereinen.

BOS hat derweil das Projekt "Waldflieger" ins Leben gerufen. "Anstelle eines modernen Ablasshandels werden konkret Palmölplantagen in Regenwald umgewandelt", erläutert Merdes. So wird nicht nur CO2 gebunden, sondern auch Lebensraum für viele Arten geschaffen. Der Umwelt- und Artenschutzbeitrag eines Waldfliegers orientiert sich am CO2 ‑Ausstoß, den der Flug verursacht und wird anhand der aktuellen Preise für CO2-Kompensationen in die genaue Fläche Aufforstungsgebiet umgerechnet.

Schlagworte: Daniel Merdes, Cetyl Palmitate, Lauryl Sulfoacetate

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