Kunst
Poignons verzaubernde Naturstimmungen in Bernau
Im Hans Thoma-Museum in Bernau entführt eine Ausstellung von Nicolas Poignons in mystische Landschaften. Seine Werke sind geprägt von Licht und Schleiern.
Do, 12. Jun 2025, 12:00 Uhr
Bernau
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In der Bernauer Ausstellung wurden ausschließlich Kohle- und Silberstift-Zeichnungen ausgewählt, in denen Naturstimmungen vorherrschen. Für seine Zeichnungen fertigt Nicolas Poignon Skizzen an, die er im Atelier ausarbeitet. Dabei geht es ihm nicht um Realismus, um möglichst wirklichkeitsgetreue Abbildungen der Landschaft, obwohl seine Zeichnungen durchaus auch als gekonnt belichtete Schwarz-Weiß-Fotografien durchgehen könnten. Sondern, wie Jürgen Glocker es in der Einführung bei der Vernissage ausdrückte, "im Mittelpunkt steht Verzauberung". Poignons Blick verschränkt Außen und Innen. Die Konfrontation mit einem Stück Natur und die vor Ort entstandenen Skizzen geben den Impuls für innere Bilder, die im Künstler aufsteigen und die er am Ende aufs Papier bringt – letztlich Seelenlandschaften.
Damit steht sein Werk quer zur technisierten, digitalisierten, von Hektik geprägten Welt. Poignon spürt dem Lebensgefühl nach, drückt die Sehnsucht nach einem unverfälschten Dasein aus. Er knüpft nicht nur an die Bildwelt des 19. Jahrhunderts an, entscheidend ist das meditative Moment im Schaffen. Er konzentriert sich auf wenige Motive, in der Bernauer Präsentation sind dies Wege, Bäume und Wasser. Diese teilweise mystischen Motive passen, so Museumsleiterin Margret Köpfer, ausgezeichnet zu Bernau. Die sanft ansteigenden, von Bäumen gesäumten Wiesen könnten überall auf dem Weidberg sein und manches ist tatsächlich auch wiederzuerkennen, etwa der Weg zum Bödele.
Licht spielt eine entscheidende Rolle, und nicht selten scheint sich ein leichter Schleier zwischen Bild und Betrachter zu legen, der eine verzauberte Atmosphäre schafft. Aus diesen Unschärferelationen, so Glocker, resultiere der ästhetische, der poetische Reiz, das Staunenswerte und Faszinierende an Poignons Werken, das über die Brillanz seines handwerklichen Könnens Hinausgehende.
Die numinosen Schleier und das genial in Szene gesetzte Halblicht signalisieren, was zu verlieren droht. Und weisen zugleich Wege zu uns selbst, wie es Jürgen Glocker im Flyer zur Ausstellung formuliert. So entstehen Bilder wie die große Kohlezeichnung eines Waldes, in der der Künstler zur Erhöhung des Kontrastes Pastellkreiden mit einbezieht und deren hell leuchtender Bildhintergrund einen geheimnisvollen Sog entwickelt, der den Betrachter förmlich in das Bild hineinzieht – ganz im Sinne des Titels der Ausstellung "Wo ich nahe, wo ich lande…"
Manche Darstellungen streifen das Abstrakte, die Landschaften werden quasi unkörperlich. Dieser Zug von Poignons Werken wird besonders deutlich in den im Kabinett gezeigten Silberstiftzeichnungen, einer Technik, die Poignon als einer von ganz wenigen Künstlern heute noch beherrscht. Bereits in der Antike bekannt, erlebte diese Technik eine Blüte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aufgegriffen wurde sie wieder im 20. Jahrhundert bei Vertretern der Neuen Sachlichkeit.
Poignon stellt seine Silberstifte aus altem Silberbesteck her, indem er den Zinken einer Gabel auf einen Bleistifthalter montiert. Der Zinken wird abgerundet, um das Papier nicht zu verletzen, und aus demselben Grund wird das Papier mit Gouache grundiert. So entstehen duftig leichte, nebelumwobene Landschaften.
Am 14. Juni um 19 Uhr wird im Rahmen der Ausstellung ein Konzert zu hören sein. Gespielt werden unter anderem Werke von Grieg und Chopin, das Konzert wird gestaltet von Markus Kern und Kaoru Yamamoto, Violine sowie Yuki Ohira, Klavier.