Kriminalität

Prozess nach den Bombendrohungen an Schulen und Behörden

Ein junger Mann soll Bombendrohungen an Schulen, Behörden und Unternehmen verschickt haben. Warum? Das lässt er im Prozess durchblicken. Sein mutmaßlicher Komplize überrascht zudem mit einer Aussage.  

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Die beiden Angeklagten im Landgericht Stuttgart  | Foto:  Marijan Murat (dpa)
Die beiden Angeklagten im Landgericht Stuttgart Foto:  Marijan Murat (dpa)

Minute um Minute pushen sich die beiden jungen Männer am Telefon gegenseitig, sie lachen, wenn der "Digga" dem "Habibi" mal wieder verrät, was er so vorhat. "Willst Du dann klassisch Bombendrohungen? Es gibt ja noch was anderes, einen Amoklauf oder so", fragt der eine in der Tonaufnahme.

Was klingt wie ein ziemlich schlechter und bitterböser Scherz, hat im Herbst 2023 Angst und Schrecken an Dutzenden Universitäten, Schulen und Behörden in ganz Deutschland ausgelöst. Die beiden Männer haben nun vor dem Stuttgarter Landgericht eingeräumt, für die mehr als 50 Drohmails verantwortlich zu sein. Auch baten sie die damals Betroffenen um Entschuldigung. Er habe nach Aufmerksamkeit und Anerkennung gestrebt, ließ der 20-Jährige vor der Stuttgarter Kammer über seinen Anwalt verlesen. "Andere Motivationen gab's bei ihm nicht", sagte der Verteidiger weiter. Sein ein Jahr älterer mutmaßlicher Komplize aus Hamburg habe ihn nach eigener Aussage zu den Schreiben angespornt.

Einen terroristischen Hintergrund sieht die Staatsanwaltschaft nicht

Sein Mandant sei seinerzeit nicht fähig gewesen, sich in die Gedanken der Betroffenen hineinzuversetzen. "Mittlerweile hat er's kapiert", sagte der Anwalt. Der junge Mann bereue die Taten. Einen terroristischen Hintergrund sieht die Staatsanwaltschaft nicht.

Dabei scheint der Jüngere in eine Falle gelockt worden zu sein: Seine Internet-Bekanntschaft will ihn nach eigener Aussage vor allem zu den Taten verleitet haben, um einer Frau zu imponieren. Er habe gewusst, dass sein Schwarm Kontakte zum Bundeskriminalamt habe – und habe Screenshots von den Chats mit dem jüngeren Angeklagten gemacht. Nach einer Stunde Verhandlung wandte sich der 21-Jährige dem Jüngeren auf der Anklagebank direkt zu und bat ihn deshalb um Verzeihung. "Entschuldigung angenommen", nuschelte der andere. Beide Männer müssen sich wegen des Vorwurfs der Störung des öffentlichen Friedens durch angedrohte Straftaten verantworten.

Auch die Polizei-Hochschule in Villingen-Schwenningen wurde bedroht

In den Mails soll von hochexplosivem Sprengstoff mit Zeitzünder die Rede gewesen sein, der bei den Empfängern platziert worden sei. Zudem sollen die Verfasser vorgegeben haben, Säuglinge, Kinder und Menschen mit Behinderung umbringen zu wollen. Laut Anklage sollen die Angeklagten den Eindruck erweckt haben, dass die Schreiben von der Terrororganisation Hamas stammen. Dafür habe der jüngere Angeklagte Formulierungen wie "Allahu Akbar" verwendet und behauptet, man wolle mit den Taten die "Brüder im Mittleren Osten" rächen.

Die E-Mails gingen an Empfänger in Baden-Württemberg und sieben weitere Bundesländer – und lösten teils große Polizeieinsätze aus. In Baden-Württemberg waren mehrere Schulen und die Universität Stuttgart, das KIT in Karlsruhe, die Polizei-Hochschule in Villingen-Schwenningen und die israelitische Gemeinschaft in Ulm betroffen. In Mannheim wurde zudem die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit geräumt.

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