Fußball
Regionalligist Bahlinger SC feiert Happy End wie aus dem Drehbuch
Hinter dem Bahlinger SC liegt eine schwierige Saison. Der Abstieg war greifbar. Doch nun feiern die Regionalliga-Fußballer Klassenerhalt und Pokalsieg. Splitter eines außergewöhnlichen Schlusspunkts.
Sa, 31. Mai 2025, 11:30 Uhr
F-Regionalliga
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Es gibt Szenen, die sind wie aus dem Drehbuch. Der Samstag vor einer Woche bot eine solche Dramaturgie. 15 seiner 35 Lebensjahre hat Yannick Häringer beim Fußball-Regionalligisten des Bahlinger SC verbracht. Die vergangenen Jahre gehörte er zu dem Stamm an Spielern, die aus dem einstigen Dauer-Oberligisten einen ambitionierten und etablierten Regionalligisten geformt haben. Diesen Sommer beendet er seine Karriere in Bahlingen.
Dass ausgerechnet er am vergangenen Samstag, nach 120 Spielminuten und einem packenden Elfmeterschießen vor fast 5000 Zuschauern im Dreisamstadion mit seinem letzten Strafstoß den Pokalgewinn des BSC im südbadischen Cup-Finale gegen den Verbandsligisten Auggen (5:3 im Elfmeterschießen nach zuvor torloser Partie) besiegelte, hatte daher fast schon Hollywood-Format.
"Zum Ende in die glücklichen Gesichter in unserer Kurve zu blicken, war ein richtig schöner Abschluss für mich", sagte Häringer nach dem Pokalerfolg, mit dem sich die Kaiserstühler nun für die erste Runde des DFB-Pokals qualifiziert haben (Auslosung findet am 15. Juni statt) . Und er fügte hinzu: "Wir waren in diesem Jahr einfach dran, Geschichte sollte so geschrieben werden."
Die Saison war eine große Belastungsprobe für den Bahlinger SC
Die Freude fiel bei Kapitän Häringer nicht nur aufgrund seiner langen Vereinszugehörigkeit derart groß aus. Denn die aktuelle Saison war eine Belastungsprobe für die Kicker von der Ponderosa. Monatelang standen sie am Ende der Regionalliga-Tabelle. Einen Winter lang schienen die Rot-Weißen wie die sicheren Absteiger. Das Abenteuer Regionalliga – im siebten Jahr kurz vor dem Ende. Doch dann berappelte sich das Team von Trainer Dennis Bührer. Es spielte eine starke Rückrunde, zitterte zwar zum Saisonfinale erneut, packte dann aber am letzten Spieltag – aufgrund von Hilfe der Konkurrenz – doch noch den Klassenerhalt.
Insofern erlebte Trainer Bührer beim Pokal-Zittersieg über den zwei Klasse tiefer spielenden FC Auggen ein Déjà-vu. "Das Spiel war ein Spiegelbild der Saison", sagte Bührer und fügte hinzu: "Ich habe noch keine Saison erlebt, die so schwierig war wie diese und in der wir so leiden mussten wie in dieser."
Der Bahlinger SC ist ein kleiner Verein unter den Regionalliga-Traditionsteams
Am Ende ist das vergessen. Und es wäre bitter gewesen, wäre es anders gekommen. Denn Bührer hat im Kaiserstuhl eine kleine, aber feine Fußball-Enklave etabliert. Als kleiner Verein aus der Provinz trotzt das Bührer-Team Größen wie den Stuttgarter Kickers, Traditionsmannschaften wie Trier und Offenbach sowie Nachwuchsteams wie der Bundesliga-Reserve des SC Freiburg.
Ex-Profi Bührer war einer von einigen Machern beim BSC. Er lotste einen alten Bekannten zurück an die Ponderosa, Milorad Pilipovic. Der 66-jährige Fußball-Trainer hatte den BSC bereits vor einem Jahrzehnt geführt, und davor einst selbst hochklassig gekickt – für den Karlsruher SC, den SC Freiburg und zwischen 1994 und 1997 eben auch für die Bahlinger. An seine Seite stellte Bührer Serhat Ilhan. Der langjährige BSC-Kicker machte aus dem Trainer-Duo ein Trio. Und so gelang es Bührer, viel Knowhow in Bahlingen zu versammeln.
Ihr besonderer Verdienst diese Saison war, die Ruhe bewahrt zu haben. Und das in einem extrem schwierigen Jahr in der Regionalliga. "Wir hatten eine gute Mischung aus den Neuzugängen, die mittlerweile funktionieren, und unseren Stabilisatoren", sagt Bührer.
Der 35-jährige Gymnasiallehrer Häringer war der Stabilisator beim BSC
Einer seiner wichtigsten Stabilisatoren war dabei Häringer. Der 35-jährige Gymnasiallehrer, der seit 2013 im Kaiserstuhl kickt, hat ohnehin alle Höhen und Tiefen an der Ponderosa miterlebt. Diese Saison hielt er den Laden irgendwie zusammen, obwohl es auch eine Phase gab, in der er nicht in der Startelf stand, und war der vielleicht wichtigste Ansprechpartner für Bührer. Hinzu kamen Entwicklungssprünge bei den erwähnten Neuzugängen. Vasco Walz, Daniel Monga, Ismael Mansaray, Ibrahima Diakité und Philipp Sonn – sie alle gewannen zunehmend an Fahrt und schafften am Ende den Schlussspurt mit dem Höhepunkt des Pokalgewinns im Dreisamstadion.
Der Sieg im Südbadischen Cup-Wettbewerb war nicht nur Häringers letzte Partie für Bahlingen. Auch Bührers Zeit endet nun nach sieben Jahren. Sein Nachfolger steht schon fest: Stefan Reisinger, der als Spieler 96 Bundesligapartien sowie 209 Zweitliga-Spiele bestritt, unter anderem für den SC Freiburg, übernimmt zur neuen Saison.
Dass Häringer und Bührer gemeinsam einen Abschied vor besonderer Kulisse feiern durften: Schöner hätte man sich das nicht ausdenken können.

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