"Schreiben macht glücklich"

Shaja Aenehsazy aus Freiburg ist am Wochenende beim 30. Treffen junger Autoren in Berlin.  

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Aenehsazy: Dass andere Menschen ins Stottern kommen, wenn sie ihren Nachnamen aussprechen wollen, begleitet sie seit dem Kindergarten. Dennoch und gerade deshalb steht sie zu ihrem Namen: Dem stammelnden Schulleiter, der ausweichen wollte und meinte, "Shaja" wäre ausreichend, entgegnete die selbstbewusste junge Frau: "Es ist nicht egal!". Ein komplizierter Name sei gut, weil er auffällt, meint sie.

Shaja Aenehsazy ist 19 Jahre jung und Schriftstellerin aus Freiburg. Als Preisträgerin ist sie zum Treffen Junger Autoren an diesem Wochenende nach Berlin eingeladen. Dieses Treffen wird jedes Jahr von den Berliner Festspielen im Rahmen ihrer Bundeswettbewerbe veranstaltet. Nur zwanzig Nachwuchsautoren aus ganz Deutschland bekommen die Gelegenheit, an den dortigen Workshops teilzunehmen – eine von ihnen zu sein, ist für Shaja Aenehsazy eine große Ehre. Höhepunkt der Veranstaltung ist eine gemeinsame öffentliche Lesung aller Preisträger im Haus der Berliner Festspiele.

Ihr Nachname steht auch für ihr Wurzeln. Ihre Eltern stammen aus dem Iran, haben sich in Deutschland kennengelernt, Aenehsazy wuchs mit drei älteren Geschwistern auf. "Oft weiß ich nicht recht, woher ich komme. Andere Einwanderkinder wissen, was ich meine", sagt sie. Die zwei Welten werden auch in ihren Texten thematisiert: "Ich habe hier nicht viel, zu Hause habe ich mehr, aber ein Fahrrad, ja das ist hier. Stützräderfrei. Ich bin jetzt selbstständiger als vorher. In diesen 6 Wochen wachse ich immer, auch wenn ich vor ständigem Schreck, der Kakerlaken wegen, zwei ganze Wochen gebückt und zu Boden blickend herumlaufe."

Als Kind war sie oft im Iran, erzählt Aenehsazy, bei Großeltern, Tanten und Onkeln, dort hat es ihr gut gefallen. Bis sie ungefähr elf Jahre alt war. Dann hätte sie dort ein Kopftuch tragen müssen, aber "das haben mir wohl meine Eltern nicht antun wollen." Sie ist zweisprachig aufgewachsen, kann aber die iranische Landessprache Farsi nicht perfekt. Ihre Mutter möchte das fördern und liest ihr persische Märchen vor. Überhaupt ist die lebenslustige Freiburgerin ein Familienmensch. Bei ihr zu Hause geht es turbulent zu, laut und lustig. Die Geschwister und die Familie sind ihr der eine Rückhalt, das Schreiben ihr anderer. "Es tut gut und stabilisiert mich", erzählt die 19-Jährige. Geschrieben hat Aenehsazy schon immer – ihre Mutter hat es vorgemacht. Sie merkte erst, dass Schreiben etwas Wertvolles ist, als ihr Bruder sagte, wie schön ihre Texte klingen. "Es sind Gedankengänge, die durch den Kopf flashen, sich in einem System bewegen", beschreibt die quirlige junge Frau den Ausgangspunkt des Schreibens. Im Moment des Aufschreibens werden die Gedanken verarbeitet, entwickeln sich zu einer Geschichte, einem Gedicht.

Über einen Schulwettbewerb ist sie zum Treff "Schreibcouch" gelangt, momentan schreibt sie am szenisch-literarischen Projekt "Das Haus" des Freiburger Literaturbüros mit. Solche Treffs sind ihr wichtig; zum Austausch, aber auch, weil sie hier zum Mitmachen an größeren Wettbewerben wie dem der Berliner Festspiele ermutigt wurde."Ich freue mich auf Berlin", sagt Aenehsazy, die dieses Jahr ihr Abitur gemacht hat. Einmal im Jahr ist sie in der deutschen Hauptstadt, um ihre erweiterte Familie, Großeltern und Onkel, zu besuchen. Die aufgeschlossene Autorin hofft, auf dem Treffen Beziehungen zu anderen jungen Autoren aufnehmen zu können. Vielleicht, meint sie, könnte das ein Sprungbrett sein für andere Gelegenheiten, sich zu zeigen und weiterzuentwickeln.

Eine dieser Möglichkeiten wäre ein Studium in Leipzig für kreatives und literarisches Schreiben. Aber zuvor geht Aenehsazy auf Reisen, für dreieinhalb Monate nach Südostasien. Es fällt ihr noch schwer, Freiburg den Rücken zu kehren. Sie ist sich noch nicht sicher, wohin es sie zieht. Eins ist aber gewiss: Dass das Schreiben nie aufhört.

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