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Wenig Schnee, volle Skischulen

Schulen in Baden-Württemberg bieten immer seltener Skifreizeiten an

  • Alexia Angelopoulou (dpa) und Otto Schnekenburger

  • Fr, 03. Februar 2023, 08:59 Uhr
    Südwest

Mit dem Bus in die Berge und raus in den Schnee – das gibt es an vielen Schulen im Land nicht mehr. Das kann finanzielle oder ökologische Gründe haben – oder am Wetter liegen.

Bei vielen Kindern ist die Freude am Skifahren ungebrochen.  | Foto: grafikplusfoto  (stock.adobe.com)
Bei vielen Kindern ist die Freude am Skifahren ungebrochen. Foto: grafikplusfoto  (stock.adobe.com)
Zu teuer, ökologisch fragwürdig und an der Zielgruppe vorbei – Skifreizeiten und Skilager an Schulen sind nicht mehr überall gefragt. "Skifahren ist kein großes Thema mehr", sagt Dirk Lederle vom Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE BW). Der Leiter der Johanniterschule in Heitersheim im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald findet das schade, aber: "Die Anzahl der skifahrenden Jugendlichen hat ziemlich stark abgenommen, selbst bei uns im Schwarzwald." Lederle schätzt, dass nur noch rund 30 Prozent der Kinder überhaupt Ski fahren können.

Genau das sei ja das Problem, findet Valentin Kiedaisch, für Ost-Baden-Württemberg Chef des Skilehrerverbands DSLV. "Ja, immer weniger Schüler und Schülerinnen können Ski fahren, da sie mit ihren Familien keinen Skiurlaub machen. Aber gerade hier sollen Schulen doch für gleiche Bildungschancen und Erfahrungen sorgen", sagt er. Im Bildungsplan des Kultusministeriums habe Wintersport seine Bedeutung verloren und werde lediglich unter "Fahren-Rollen-Gleiten" sowie Trendsportarten zusammengefasst, kritisiert Kiedaisch. Und Kiedaisch betont, dass man eine Skifreizeit auch umweltfreundlich gestalten könne.

"Generell gibt es bei Klassenfahrten die Diskussion: Muss das immer so viel kosten?"Michael Mittelstaedt
Die Finanzierung scheint das Hauptproblem zu sein. "Generell gibt es bei Klassenfahrten die Diskussion: Muss das immer so viel kosten?", sagt der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Michael Mittelstaedt. Die Debatte sei der angespannten finanziellen Situation vieler Familien geschuldet und Skifahren nun einmal nicht der günstigste Sport. "Fakt ist, viele Eltern ächzen wegen viel zu teurer Klassenfahrten."

Dirk Lederle hat beobachtet, dass unabhängig von den Kosten auch die Zielgruppe selbst nicht mehr unbedingt zu begeistern ist. Doch einige Skischulen machen gerade die gegenteilige Erfahrung. Am Kandel etwa spricht man nach der langen Wartezeit durch den warmen und fast schneefreien Dezember von einem regelrechten Nachholbedarf. "Die Skikurse sind ausgebucht, vier Skischulen sind auf dem Kandel, es gab zuletzt stets Besucherschlangen vor den Liften", sagt Martin Dold, der Betreiber der Lifte. Und auch Michael Martin, der Vorsitzende des Skiclubs Oberried, spricht von einem "riesengroßen Interesse" bei den Kindern für den letzten Skikurs, für den in einer Woche geplanten Kurs seien sämtliche Plätze schon ausgebucht. Es gebe sogar eine lange Warteliste.

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Zumindest bei Kindern sei die Begeisterung fürs Skifahren ungebrochen groß, sagt Martin. Vielleicht sei das bei Jugendlichen und Erwachsenen inzwischen anders. Größere Probleme bereiten dem Vorsitzenden des Skiclubs die veränderten Winter, weil sich damit kaum noch planen lasse. So mussten in Oberried die Vereinsmeisterschaft und die Weihnachtsskikurse wegen fehlenden Schnees abgesagt werden.

Am Haldenköpfle haben die Liftbetreiber im Dezember einen Versuch unternommen, mit maschineller Beschneiung wenigstens einen der beiden Lifte für die Skischule in Betrieb zu nehmen. Doch dann kam die Warmfront und nach eineinhalb Tagen schmolz der Schnee dahin und die Schulen mussten ihre Kurse absagen. Seit dem 20. Januar aber liegt genug Schnee für einen der beiden Lifte. Die Skiclubs seien darüber ganz happy gewesen, sagt Liftbetreiber Michael Johner.

Ressort: Südwest

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