"Sie flirren und tanzen"
André Grabs ist ein Lepidopterologe, also ein Experte für Schmetterlinge. Er züchtet selbst welche in Gundelfingen und erzählt in Kursen Kindern und Erwachsenen alles, was er über die Falter weiß.
Interview von Claudia Füßler
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Da muss ich sagen: Schmetterlingszeit ist immer, man kann sie eigentlich das ganze Jahr über sehen. Im Winter ruhen sie einfach mehr. Da zieht sich der Zitronenfalter ins Gebüsch zurück und das Tagpfauenauge in die Baumhöhle. Zurzeit sieht man noch ein paar Frühlingsfalter wie den Aurorafalter, den Kleinen und den Großen Fuchs oder den Trauermantel. Aber die werden immer weniger, jetzt kommen die Wiesenfalter. Dazu gehören zum Beispiel das Kleine Wiesenvögelchen oder der Schwalbenschwanz.
Wieso haben die denn alle so schöne Namen?
Die sind meist ziemlich alt und führen oft auch in die Irre. Der Birkenzipfelfalter hat zum Beispiel nichts mit der Birke zu tun. Viele haben auch zwei Namen, der Braune Waldvogel wird auch Schornsteinfeger genannt. Wir Fachleute nennen am liebsten die lateinischen Namen, da weiß man genau, wer gemeint ist. Das wäre beim Schornsteinfeger Aphantopus hyperantus.
Wo kann man gut Schmetterlinge beobachten?
In Gärten mit heimischen Pflanzen und vor allem auf Wiesen, auf denen viel blüht und verschiedene Kräuter und Gräser wachsen. Wenn man dort ins Gegenlicht schaut, knapp über der Wiese, sieht man es flirren und tanzen. Der Hauhechel-Bläuling kommt hierher, weil er den Rotklee mag. Seine Raupen fressen ihn und die Falter trinken den Nektar.
Darf man die Falter anfassen?
Sehr, sehr vorsichtig, ja. Aber es wäre besser, man lässt es. Denn man kann dabei sehr leicht die Flügelwurzel verletzen. Die brauchen die Schmetterlinge, um die Spannung in ihren Flügeln aufzubauen, sonst können sie nicht fliegen.
Fliegen Schmetterlinge unterschiedlich?
Auf jeden Fall. Nachtfalter haben oft einen hektischeren Flug als Tagfalter. Einen Segelfalter erkennt man daran, dass er mehr segelt. Und ein Zitronenfalter flattert viel unruhig hin und her. Jeder Schmetterling hat seine eigene Art, sich zu bewegen, aber eines haben sie gemeinsam: Sie fliegen nie geradeaus. Sonst wären sie viel zu leichte Beute. Nehmen wir mal den Nagelfleck. Das ist ein großer, orangefarbener Schmetterling, den es bei uns oft gibt. Da sagen viele: Nee, hab ich noch nie gesehen. Dann sage ich: Doch! Ihr habt ihn nur nicht erkannt, weil der sehr schnell fliegt, in einem extremen Zickzack vor und zurück, hin und her.
Haben Sie einen Lieblingsschmetterling?
Ich züchte Schmetterlinge, da finde ich natürlich alle toll. Aber tatsächlich mag ich den Blauschillernden Feuerfalter ganz besonders gern. Der ist leider sehr selten und vom Aussterben bedroht. Er ist sehr klein, vielleicht so breit wie mein Daumennagel, und unglaublich schön, er schillert in Lila- und Orangetönen. Leider fliegt er nur kurz im Mai.