"Sie trauen sich mehr"
In der Schweiz läuft gerade die Frauen-Fußball-EM. Gleichzeitig versucht das Mädchenmobil des Südbadischen Fußballverbands, Grundschülerinnen für den Sport zu begeistern. Lara Reichle erzählt, wie das abläuft.
Interview von Laetitia Bürckholdt
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Fandest Du es besser, in einer Mädchenmannschaft zu spielen? Viele erfolgreiche Fußballerinnen sagen ja, sie seien so gut geworden, weil sie lange mit Jungs gekickt haben.
Ich denke schon, dass es gut ist, in ganz jungen Jahren mit den Jungs zusammen zu spielen, vor allem, weil sie oft eine körperlichere Art haben zu spielen. Wenn mehrere Mädchen dabei gewesen wären, hätte es sicher auch mehr Spaß gemacht, aber alleine fand ich es schon irgendwann schwierig. Ich wollte auch mit Freundinnen zusammenspielen. In der E-Jugend bei den Jungs hatte ich zum Beispiel auch zeitweise eine weibliche Co-Trainerin, da hat es mir gleich mehr Spaß gemacht. Es ist schon gut, wenn man weibliche Vorbilder und ein paar nette Mädels um sich hat.
Mit dem Mädchenmobil besuchst Du schon seit März diesen Jahres Schulen. Was passiert, wenn das Mädchenmobil kommt?
Wir bauen Stationen auf, an denen die Mädchen verschiedene Fußballübungen ausprobieren können. Am Anfang starten wir aber mit einer Vorstellungsrunde und fragen auch, wie viele Mädchen überhaupt Fußball spielen und ob sie berühmte Fußballerinnen kennen.
Und, was antworten die Mädchen?
Es ist ganz unterschiedlich. Klar gibt es welche, die im Verein spielen, aber die allermeisten erzählen, dass sie höchstens mit ihren Brüdern mal kicken. Bei den Vorbildern kennen manche vielleicht Giulia Gwinn oder Klara Bühl, aber hauptsächlich fallen den Mädchen männliche Fußballer ein. Da kann sich auf jeden Fall noch einiges tun. Wir haben die Hoffnung, dass durch die Fußball-EM da einiges vorankommt.
Warum gibt es überhaupt ein Mädchenmobil und nicht ein Fußballmobil, auch für Jungs?
Es gibt ja bereits das DFB-Mobil vom Deutschen Fußballverband, das sein Angebot an alle Kinder richtet. Wir wollen den Mädchen aber diesen geschützten Bereich anbieten. Bei uns können sie sich ausprobieren und ich glaube, sie trauen sich dann einfach mehr als mit den Jungs. Wir finden das wichtig, um den Mädchen- und Frauenfußball weiter voranzubringen. Das Ziel ist, 25 Prozent mehr Spielerinnen bis 2027 in den Vereinen zu haben.
Sind die Jungs traurig, dass sie nicht mitmachen dürfen?
Die Lehrerinnen erzählen uns schon, dass die Jungs neidisch sind. Sie gucken in der Halle auch gerne hinter dem Vorhang durch (lacht).
Ihr könnt ja leider nicht alle Grundschulen in Südbaden besuchen. Was rätst Du Mädels, die gerne Fußball spielen würden und sich bisher nicht getraut haben?
Auf unserer Homepage (sbfv.de) gibt es zum Beispiel eine Vereine-Map, da sieht man, welche Vereine in der Nähe sind und welche Mannschaften diese Vereine gemeldet haben. So wollen wir die Mädels dabei unterstützen, einen Verein zu finden, bei dem sie mal vorbeischauen und schnuppern können. Das geht in jedem Alter. Also, einfach machen! Denn wenn man ein Team gefunden hat, macht es total viel Spaß, gemeinsam zu spielen, zu gewinnen – und auch zu verlieren.
Zum Schluss zur EM: Was ist Dein Tipp, wer den Titel gewinnt?
Na hoffentlich Deutschland!
SV Denkingen in der Landesliga Fußball. Beim Südbadischen Fußballverband
macht sie bis Ende August ein Freiwilliges Soziales Jahr und betreut dabei das
Mädchenmobil.