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Nahrungsmittel

So schmeckt der klimafreundliche Insektenburger

  • Simon Ribnitzky (dpa)

  • Fr, 11. März 2016, 00:01 Uhr
    Panorama

Insekten zu essen, ist für Milliarden Menschen normal. In Europa ekeln sich viele davor. Wie die BZ erst jüngst berichtete, würden 65 Prozent der Deutschen sie nicht in ihren Speiseplan aufnehmen.

Max Krämer (links) und Baris Özel habe...t, bis der Insekten-Burger schmeckte.   | Foto: DPA
Max Krämer (links) und Baris Özel haben lange experimentiert, bis der Insekten-Burger schmeckte. Foto: DPA

Dabei sehen Wissenschaftler in Insekten als Nahrungsmittel Vorteile – sie sind reich an Proteinen und ihre Zucht ist klimafreundlicher als die anderer Tiere. Die Jungunternehmer Max Krämer und Baris Özel finden jedenfalls: "Insekten schmecken einfach gut." Die beiden verdienen allerdings auch an ihnen.

Alles eine Frage der richtigen Larve, meinen die Osnabrücker. Sie haben einen Burger entwickelt, der gemahlene Buffalowürmer – die Larven des Getreideschimmelkäfers – enthält. Bislang gibt es den "Bux Burger" nur in der belgischen Hauptstadt Brüssel.

In einem unscheinbaren Steakhouse in Brüssels Szeneviertel Ixelles gibt es die Burger. Hier stehen auch Zebra, Känguru und Rentier auf der Speisekarte. "Der exotische Bux Burger passt da perfekt dazu", sagt Restaurantinhaberin Edit Kiss. Ein- bis zweimal am Tag werde er geordert. "Es gibt Stammkunden", beteuert Max Krämer. 16,50 Euro müssen Mutige dafür auf den Tisch legen.

Im Ofen entstehen die Bratlinge. Sie bestehen zur Hälfte aus gemahlenen Larven, also sogenannten Buffalowürmern. Der Rest sind pflanzliche Bestandteile. "Wir haben viel experimentiert", erzählt Kiss. Seit der Bratling mit ein paar Stückchen Butter in die Röhre kommt, sei er nicht mehr so trocken. Die Larven liefern zwei Züchter aus Belgien und den Niederlanden.

Wie ein ganz normaler Burger sieht er aus: zwei Brötchenhälften, Salat, Tomate, Gurke, Käse, Barbecue-Sauce – und eben der Buffalowurm-Bratling. Wer nicht weiß, dass er Insekten auf dem Teller hat, entdeckt nichts Auffälliges. "Das nimmt viel vom Ekel-Effekt", sagt Özel. Der Geruch erinnert ein wenig an geröstete Sonnenblumenkerne. Gerade der Ekel aber spricht in Deutschland derzeit für viele Menschen gegen Insekten auf dem Teller. Darin sehen 83 Prozent einen Grund, lieber keine Insekten zu essen, wie eine You-Gov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Doch der Burger schmeckt besser als erwartet. Der Geschmack erinnert an Sonnenblumenkerne – oder Erdnüsse. Die rauchige Barbecue-Sauce ist beherrschend, aber der Eigengeschmack der Wurm-Frikadelle bleibt klar erkennbar. Ein Jahr lang tüftelten Krämer und Özel am Rezept. Auch wenn die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Insekten als gesund und nahrhaft bezeichnet, ist Özel klar: "Wenn der Geschmack nicht überzeugt, funktioniert’s nicht."

Es gibt Schöneres als die Vorstellung, in einen Insektenburger zu beißen. Beim ersten Biss hilft nur: Augen zu und durch. Doch schnell wird klar: Sieht aus wie ein Burger – und schmeckt auch fast wie einer. Ein bisschen anders, aber nicht schleimig, schmierig oder eklig. Nach dem dritten Biss ist jede Zurückhaltung abgelegt.

Und danach? Gedanken, was man da gerade im Magen liegen hat, schiebt mancher wohl lieber beiseite. Die Bandbreite reicht von "Wie konnte ich nur" zu "War eigentlich ganz lecker". Das Verlangen, den Käfer-Burger sofort wieder aus dem Körper zu befördern, bleibt nach diesem Test jedenfalls aus. Das Bedürfnis, ihn jeden Tag zu bestellen, stellt sich allerdings auch nicht ein.





Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. März 2016: PDF-Version herunterladen

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