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Europa-Park Rust: 50 Jahre Sehnsuchtsort im Fokus der Forschung

Sa, 12. Juli 2025

Anzeige Zum 50. Jubiläum analysiert Prof. Lindl den Europa-Park wissenschaftlich als Kulturdenkmal und Sehnsuchtsort für ein gutes Leben in moderner Architektur.

Abseits der Attraktionen: ein Stück romantisches Italien im Europa-Park. FOTOS (3): TRIMAX VERLAG

Stefan Lindl, Professor für Europäische Regionalgeschichte an der Universität Augsburg, hat sich in einem Forschungsprojekt dem Europa-Park gewidmet. Seine Arbeit mit dem Titel „Der Park - Eine Philosophie des guten Lebens“ ist auch als Buch erschienen. Es zeigt den Park von einer ungewohnten und bislang kaum betrachteten Seite. Im BZ-Interview erläutert der in Gernsbach im nördlichen Schwarzwald lebende Lindl die Hintergründe und wieso er bei der Suche nach dem guten Leben in Deutschlands größtem Freizeitpark fündig wurde.


Stefan Lindl, wie kam es zu Ihrer wissenschaftlichen Arbeit über den Europa-Park?

Ich bin Historiker, Professor an der Universität Augsburg und beschäftige mich dort unter anderem mit den Themen Denkmalschutztheorie und Städtebau. Mit Freizeitparks hatte ich bislang keine Berührungspunkte. Im Gegenteil. Ich stand ihnen kritisch mit Vorurteilen gegenüber, weil ich künstliche Kulissenwelten nicht ansprechend fand. Auch Achterbahnen und andere Fahrattraktionen reißen mich nicht mit.

Doch wie das Leben so spielt: Mein Sohn wollte unbedingt in den Freizeitpark. Ohne große Erwartungen ging ich mit und erlebte so den Europa-Park zum ersten Mal. Ich kannte ihn nur vom Hörensagen. Da ich im Badischen wohne, war er mir als Institution, der vielen Menschen leuchtende Augen bereitet, ein Begriff, mehr wusste ich aber nicht. Ich hatte mich nie mit ihm beschäftigt.

Und wie war Ihr erster Besuch in dem Park?

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Alle meine Vorbehalte verschwanden schon nach wenigen Metern, nachdem wir durch den Haupteingang durch die Deutsche Allee gegangen waren. Es war ein Gefühl der Irritation und der Bewunderung. Mit dieser umfassenden Liebe zum Detail und dem liebevollen Umgang mit den Themenbereichen hatte ich ebenso wenig gerechnet wie mit der atemberaubenden Architektur und dem kulturhistorischen Anspruch. Auf der Suche nach dem guten Leben hat mich der Park, der ein Phänomen ist, fasziniert.

Was meinen Sie konkret?

Der Europa-Park unterscheidet sich grundlegend von anderen Parks. Er spricht Menschen an, weil er nicht nur allein auf den einmaligen, oberflächlichen Effekt sowie auf Kulissen und Fahrgeschäfte setzt, sondern Themen auf vielen Ebenen und mit vielen Elementen erzählt und erlebbar macht. Er bettet die Attraktionen ein in eine Erzählwelt. Das geht so weit, dass sogar Gerüche zum jeweiligen Thema oder der betreffenden europäischen Region passen. Ebenso wie die Botanik und natürlich die äußerst detailverliebte Architektur, die in einer besonderen Form authentisch und verspielt zugleich ist. Die europäischen Länder wurden in Rust nicht originalgetreu nachgebaut, sondern lassen sich von dem jeweiligen Baustil inspirieren, ohne ihn zu kopieren. Daraus entsteht eine eigenständige Architektur, die mit ihren Vorbildern spielt. Menschen verspüren eine Atmosphäre der Wärme und Authentizität, sie erleben die dargestellten Regionen, statt nur auf Kulissen zu schauen.

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Nachbauten berühmter Bauwerke gibt es auch anderswo. Was unterscheidet den Europa-Park von anderen?

Der Europa-Park baut nicht einfach nach, er kopiert nicht, er spürt vielmehr typische Architekturprinzipien auf und interpretiert sie. Das unterscheidet ihn von anderen Freizeitparks. Darüber hinaus befindet er sich nicht an einem beliebigen Ort, sondern - mit Renaissanceschloss sowie Grablege der vorbesitzenden Adelsfamilie und Jahrhunderte altem Baubestand - in einer gewachsenen historischen Struktur. Sehr viel Grün, Natur und sehr viel Historisches, wie das Schloss oder die von Bäumen gesäumte Elz, die mittendurch den Park fließt. Dies macht den Europa-Park weltweit einmalig. Hinzu kommt, wie bereits beschrieben, die Architektur.

Was macht diese Architektur besonders?

Prägende Figur war Ulrich Damrau, der 25 Jahre lang der Baumeister des Europa-Parks war. Er kam vom Film- und Fernsehgeschäft, war weltweit unterwegs und wusste, wie man Themen über die Architektur anschaulich und auch emotional bearbeiten kann. Dieses Prinzip aus der Welt des Films hat er im Europa-Park angewandt - und somit den Erfolg des Parks mitbegründet. Und es gibt noch einen weiteren Punkt, der mich schließlich dazu bewegt hat, darüber ein Buch zu schreiben.

Welchen Punkt meinen Sie?

Im Europa-Park gibt es unzählige authentische Orte abseits des Trubels. Ruheoasen, eine Schlosskapelle, landschaftlich reizvolle Bereiche, die sich zu entdecken lohnen, von denen aber nur wenige wissen. Das alles habe ich bei meinen inzwischen zahlreichen Besuchen erkundet. Das Buch ist eigenständig und ohne aktive Mitwirkung oder Einfluss des Europa-Parks entstanden. Ich bin mit Notizblock und meiner Kamera durch den Park geschlendert und habe den Park sozusagen gelesen. Auf den Fotos sind keine Fahrattraktionen und Menschen zu sehen. Es geht um einen Blick auf den Park an sich, der gesucht werden muss, den keine Besucherin oder Besucher sofort bekommt. Es geht um Orte und Bauten, die niemand in einem Freizeitpark erwartet. Die gibt es in Rust zuhauf.

Unternehmen aus der Region

Welche Bedeutung hat der Europa-Park Ihrer Ansicht nach?

Der Europa-Park ist mit seiner Architektursprache und seiner kulturhistorischen Erzählweise ein weltweit einmaliges Kultur Denkmal, ein keineswegs unbedeutendes Kulturerbe, das auf die Liste der großen Sehenswürdigkeiten gehört. In fünf Jahrzehnten ist mit dem Park ein sehr dichtes Universum entstanden. Es ist für mich Freilichtmuseum, Naturkundemuseum, eine spielerische Bildungsanstalt, aber auch ein Vergnügungspark. Er bietet das, was Menschen suchen. Das Versprechen auf ein gutes Leben. Der Europa-Park ist ein Sehnsuchtsort.

Wäre er auch ein Beispiel für guten Städtebau?

Ja, weil es in der Stadtplanung darum geht, dass Menschen sich wohl und aufgehoben fühlen und dass gleichzeitig auch ganz praktische Dinge berücksichtigt werden. Die Architektur im Europa-Park ist vom Menschen hergedacht. Das würde ich mir in manchen Städten, Fußgängerzonen und Wohngebieten auch wünschen. Denn wir wollen doch überall nur eines: das gute Leben.
Interview von Jürgen Ruf

Stefan Lindl ist Professor für Europäische Regionalgeschichte und Landesgeschichte an der Universität Augsburg. Seine Arbeit „Der Park - Eine Philosophie des guten Lebens“ ist als Buch im TriMax Media Verlag erschienen, 49,90 Euro.


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