Medizin

Spritzen bei Knieschmerzen? Warum das mehr schadet als nutzt

Wenn Schmerzen in der Schulter, am Knie oder der Hüfte zur Belastung werden, geraten viele Patienten beim Arzt an fragwürdige Therapien. Ihr Nutzen? Die Krankenkassen ziehen mit Studien ein ernüchterndes Fazit.  

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Bei Kniespritzen überwiegen die möglichen Schäden dem Nutzen.  | Foto: IMAGO/Zoonar.com/Evgeniia Gordeeva
Bei Kniespritzen überwiegen die möglichen Schäden dem Nutzen. Foto: IMAGO/Zoonar.com/Evgeniia Gordeeva

Deutschlands Krankenkassen warnen Patientinnen und Patienten vor möglichen Schäden und Nebenwirkungen durch Selbstzahlerleistungen beim Arzt. So verursachen Spritzen gegen Knie- oder Hüftschmerzen wegen Arthrose regelmäßig Schäden, wie der Medizinische Dienst Bund bei der Präsentation seines neuen IGeL-Monitors mitteilte. Die Schmerzreduktion sei hingegen so minimal, "dass sie klinisch nicht von Bedeutung ist".

IGeL steht für individuelle Gesundheitsleistungen in ärztlichen Praxen. Jedes Jahr geben gesetzlich Versicherte laut dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen mindestens 2,4 Milliarden Euro dafür aus – von Augenheilkunde bis zur Urologie. Die Orthopädie gehört mit 397 Millionen Euro zu den drei umsatzstärksten Fachgebieten im IGeL-Markt.

Bei den Knie- und Hüftspritzen geht es um Injektionen mit Hyaluronsäure, die fehlende Gelenkflüssigkeit ausgleichen soll. Seit über 50 Jahren wurden diese Injektionen anhand von Studien mit zehntausenden Patientinnen und Patienten bewertet, wie der Medizinische Dienst erläuterte. Mögliche Schäden überwiegen demnach den Nutzen deutlich.

  | Foto: IMAGO
Foto: IMAGO

Stoßwellen bei Schulterschmerzen

Auch Kalkschulter und Tennisarm treiben viele Patientinnen und Patienten in die Praxis, beeinträchtigt durch Schmerzen und verringerte Bewegungsfähigkeit. Hier wird ihnen oft Stoßwellentherapie angeboten, auch dies eine Selbstzahlerleistung. Und das, obwohl laut der Krankenkassen-Erhebung kaum aussagefähige Studien zu der Therapie vorliegen. Bringt Stoßwellentherapie etwas? "Unklar", lautete das Urteil des Medizinischen Dienstes.

Bilanz ernüchternd

Der IGeL-Monitor nimmt nach und nach die verschiedenen angebotenen Therapien unter die Lupe. Nun zogen die Expertinnen und Experten ein ernüchterndes Fazit. Von 60 geprüften IGeL werden 31 Leistungen negativ bewertet. Bei 26 ist das Ergebnis mangels ausreichender Studien unklar. Nur 3 Selbstzahlerleistungen schneidet mit tendenziell positiv ab.

"Wir brauchen Fakten statt Werbung"

Vieles schade mehr, als dass es nütze, sagte der Vorsitzende des Medizinischen Dienstes Bund, Stefan Gronemeyer. Dass IGeL dennoch oft durchgeführt würden, liege an mangelhafter Information der Patientinnen und Patienten in vielen Praxen.

Eine Umfrage des Medizinischen Dienstes zeigt: Viele Versicherte denken, die Leistungen seien sinnvoll, würden aber nicht mehr von den Kassen angeboten. "Das ist falsch", sagte Gronemeyer. Er kritisierte Nutzenversprechen durch Praxisflyer und -TV. An die Adresse niedergelassener Ärzte sagte Gronemeyer: "Wir brauchen Fakten statt Werbung in den Wartezimmern."

Schlagworte: Stefan Gronemeyer

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