Toter Winkel als Ursache?

Stadt und Polizei analysieren Radunfälle auf der Heinrich-von-Stephan-Straße

Nach den beiden Unfällen mit Sattelschlepper und Radler auf der Heinrich-von-Stephan-Straße haben städtische Verkehrsplaner und Polizei die Situation vor Ort analysiert.  

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Die Heinrich-von-Stephan-Straße ist eine Herausforderung für alle Verkehrsteilnehmer. Foto: Michael Bamberger
Das Ergebnis: Die Vorschriften sind nicht nur eingehalten, sondern übererfüllt. Möglich sei, die Markierung des Radwegs rot zu färben, sagt Tiefbauamtsleiter Frank Uekermann. Er vermutet den Toten Winkel als Ursache, und zwar jener vor dem Lastwagen.

Am Montagvormittag beobachtete ein Fachmann des städtischen Garten- und Tiefbauamts den Verkehr auf der Heinrich-von-Stephan-Straße in der Unterwiehre. Sein Fazit nach einer Dreiviertelstunde: ein hoher Anteil an Radfahrern, die mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit unterwegs sind. Hinzu kommt eine kräftige Zunahme des motorisierten Verkehrs, der von Süden Richtung Hauptbahnhof rollt: von knapp 12.000 im Juni 2003 auf gut 16.000 im vergangenen Oktober. Die Zahl der Rechtsabbieger, die auf den Zubringer Mitte fahren, hat sich im gleichen Zeitraum vervierfacht. Die Daten des städtischen Garten- und Tiefbauamts unterscheiden allerdings nicht nach Laster, Auto und Motorrad.

Die Heinrich-von-Stephan-Straße erfüllt jedenfalls die ihr zugedachte Funktion als Hauptverkehrsader. Sie verbindet den Zubringer Süd mit dem Zubringer Mitte und soll den Verkehr aufnehmen, der früher über den Innenstadtring rollte. Ihr Ausbau auf vier Spuren war die Voraussetzung dafür, den Rotteckring zur Fußgängerzone zu machen. Kosten: Zehn Millionen Euro. Offizielle Einweihung war vor viereinhalb Jahren.

Heinrich-von-Stephan-Straße: 2011 und 2016 gab es Unfälle

Laut Tiefbauamt gab es auf der Heinrich-von-Stephan-Straße zwei Unfälle mit Radlern. 2011 und 2016 übersahen Autofahrer beim Abbiegen auf die B 31 (Zubringer Mitte) die Radler auf dem Radweg. An jener Stelle, wo in der vergangenen Woche gleich zwei Radfahrer von Lastwagen gerammt wurden, war laut Amtsleiter Uekermann noch kein einziger Unfall registriert worden. "Es gab nie eine Beschwerde oder einen Hinweis."

Wie berichtet, erfasste am vergangenen Mittwoch in Höhe der Rehlingstraße ein Lastzug mit der Front eine 22-Jährige, die nach dem Sturz mitgeschleift wurde und starb. An der gleichen Stelle konnte sich ein Radfahrer tags darauf noch mit einem Sprung aus dem Sattel retten, bevor ein 40-Tonner sein Fahrrad überrollte.

Radstreifen in Höhe des Unfallorts 2,15 Meter breit

"Das geht einem nahe", sagt Frank Uekermann. Er hat den Radweg nachmessen lassen und mit den Richtlinien verglichen. Die geforderte Mindestbreite liege bei 1,50 Meter, empfohlen würden 1,85 Meter, tatsächlich sei der Radstreifen in Höhe des Unfallorts 2,15 Meter breit. Auch die Verkehrspolizei hat nichts zu beanstanden. "Die Verkehrsführung entspricht den Richtlinien", teilte sie der BZ mit.

Uekermann hat sich sogar in einen Lkw gesetzt, um die Unfälle verstehen zu können. "Die Reizüberflutung ist der Wahnsinn." Drei Spiegel, Gepiepse, Geblinke. "Wie im Flugzeug-Cockpit." Und vor der Front des Lasters befindet sich ein Toter Winkel. "Das war mir so nicht bewusst."

Ein Extra-Spiegel nimmt den Toten Winkel in den Blick

Brummifahrer kennen dieses Gefahrenpotenzial. "Wir schulen unsere Fahrer speziell, wie sie die Spiegel einstellen müssen", berichtet Markus Bösch, der bei der Spedition Dischinger mit Sitz in Ehrenkirchen zuständig ist für die Ausbildung der Berufskraftfahrer. Und am rechten Außenspiegel muss ein Extra-Spiegel montiert sein, der den Toten Winkel im Frontbereich in den Blick nimmt. Laut Polizei waren am Sattelschlepper, der den tödlichen Unfall verursachte, alle vorgeschriebenen Spiegel angebracht.

Denkbar sei, den Radweg rot zu färben und noch mehr abzuheben, sagt Verkehrsplaner Uekermann. "Aber das hätte beide Unfälle nicht verhindert."

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