"Sternchensehen im Rhönrad"

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Freiburger Studentin Merrit Diederichs über ihren etwas ungewöhnlichen Lieblingsplatz.  

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Das Rhönrad kommt nur mit viel Muskelk....  Oben: Merrit bei einer Aufführung.   | Foto: privat
Das Rhönrad kommt nur mit viel Muskelkraft in Schwung. Oben: Merrit bei einer Aufführung. Foto: privat

Merrit Diederichs kommt aus der Nähe von Stockach und studiert in Freiburg an der Evangelischen Hochschule. Ihr Lieblingsplatz ist das Rhönrad. Sie liebt es, sich darin zu drehen. Carla Blessing, Schülerin der Klasse 8a der Max-Planck-Realschule in Bad Krozingen, wollte von ihr wissen, was sie an dem Sportgerät so fasziniert.

Zischup: Merrit, dein Lieblingsplatz ist im Rhönrad. Wie kamst du zum Rhönrad?
Merrit: In der elften Klasse, da war ich 17 Jahre alt, stand eine Projektarbeit auf dem Lehrplan, und ich wollte gerne ein Thema im Fach Sport präsentieren, das auch einen praktischen Teil hat. Deshalb habe ich nach Sportarten gesucht und mir auch Videos vom Rhönradturnen angesehen. Sofort war ich fasziniert und habe dann geschaut, ob ich in der Nähe von Stockach eine Möglichkeit finde, das Rhönradturnen zu lernen. Ich fand in Konstanz-Allmansdorf einen kleinen Verein. Die Fahrzeit dorthin betrug zwei Stunden mit dem Zug, und unser Training fand einmal in der Woche statt. Wir waren eine reine Mädchengruppe von acht Mädchen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren.

Zischup: Was fasziniert dich am Rhönrad?
Merrit: Das Rhönradturnen ist ein sehr ästhetischer Sport. Von außen sieht es einfach aus. Der Sport ist aber ziemlich anstrengend. Man braucht alle Muskeln, um das Rhönrad in Bewegung zu bringen, besonders die Bauchmuskeln, sowie eine enorme Körperspannung. Die Verbindung von Rollen und Turnen ist ein wahnsinniges Gefühl. Beim ersten Mal hab ich geschrien, weil ich gedacht habe, ich falle raus.

Zischup: Weißt du, woher das Rhönradturnen kommt?
Merrit: Ja, ein Junge namens Otto Feick, der 1890 als Sohn eines Kunstschlossers geboren wurde, ließ sich schon sehr früh für handwerkliche Tätigkeiten begeistern. Sein Traum war es, ein Turngerät zu entwickeln. Ein Kindheitserlebnis, bei dem er zwei Fassreifen miteinander verbinden ließ, führten zum Ziel. Er rollte kopfüber einen Berg hinunter und verwirklichte später seinen Traum mit dem Bau eines Rhönrads. Sein erstes Rhönrad, auch Universal-Rad genannt, entstand 1924. Es hieß Gerät für Belustigungszwecke.

Zischup: Findest du, dass das Rhönradturnen eine seltene Sportart ist?
Merrit: Es ist eine seltene Sportart, es gibt hier in der Region meines Wissens keinen Verein, bei dem man diese Sportart lernen kann. In Bayern gibt es einige Vereine, die auch auf Turniere gehen.

Zischup: Wird einem vom ständigen Drehen schwindelig?
Merrit:
Mir wurde es nicht schwindelig, dafür dreht es sich zu langsam. Es kann auch schneller rollen, aber mehr als Sternchensehen hatte ich nicht. Ich denke, das Gehirn gewöhnt sich recht schnell an das Drehen.
Zischup: Gibt es bestimmte Voraussetzungen, die man für das Rhönrad braucht?
Merrit: Mir kam zugute, dass ich davor lange Jahre Geräteturnen gemacht habe. Man braucht ein allgemeines Gefühl für seine Körperspannung, das ist wichtig. Mit Übergewicht ist es recht schwer zu turnen. Im Prinzip kann sich jeder auf die Stange im Rhönrad setzen und rollen. Diesen Sport kann man schnell erlernen.

Zischup: Gibt es eine bestimmte Kleidung, die man beim Turnen braucht?
Merrit: Man benötigt keine spezielle Kleidung. Wichtig sind biegsame Sportschuhe, weil man in den Bindungen mit dem Fuß steht und der sich biegen muss.

Zischup: Hast du dich schon einmal verletzt?
Merrit: Einmal bin ich mir über die Finger gerollt und das hat ganz schön weh getan. Ich hatte vergessen, die Hand zu öffnen, als ich mit dem Rad kopfüber nach unten rollte. Das ist mir leider noch mehrmals passiert. Ich bin sogar einmal aus dem Rad herausgeflogen. Ernsthaft verletzt habe ich mich jedoch nie.
Zischup: Gibt es in Freiburg für dich eine Trainingsmöglichkeit?
Merrit: In Freiburg habe ich keine Trainingsmöglichkeit. Während des Studiums habe ich dafür auch gar keine Zeit.

Zischup: Hast du schon an Meisterschaften für Rhönradturnen teilgenommen?
Merrit: Es gibt Europa-und Weltmeisterschaften. Ich selbst habe nie an Meisterschaften teilgenommen. Mein Verein hat eher Showturnen gemacht. Die Trainingshalle war zu klein, um für eine EM trainieren zu können. Wir waren in Konstanz und in Singen bei Showevents dabei. Oft war ich mit jemandem zusammen im Rad, da kann man tolle Figuren machen. Mit unserer Trainerin haben wir uns die Choreografie und die Kostüme überlegt. Mein Rad hatte einen Durchmesser im Einzelturnen von 2,20 Meter und beim Partnerturnen brauchte ich einen Durchmesser von 2,25 Meter. Das Rad stellte mir der Verein.

Zischup: Danke, dass du mir von deinem Lieblingsplatz erzählt hast. Ich habe dadurch richtig Lust aufs Rhönradfahren bekommen.

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