Streit ums Renteneintrittsalter – an die Beitragsjahre koppeln?

Soll der Rentenbeginn künftig an die Beitragsjahre gekoppelt werden – und nicht mehr ans Lebensalter? Der Vorschlag ruft kontroverse Reaktionen hervor.  

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In der Debatte über die nächste Rentenreform in Deutschland rückt der Zeitpunkt des Renteneintritts in den Fokus. Für Diskussionen sorgt der Vorschlag, den Renteneintritt nicht mehr an ein festes Lebensalter zu knüpfen, sondern an die Zahl der Beitragsjahre. Das hatte Wirtschaftsprofessor Jens Südekum vorgeschlagen.

Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) sagte dazu der ARD: "Ich finde die Idee grundsätzlich ganz gut." SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf schloss sich dem an: "Ich finde erst mal, dass es eine Idee ist, die deutlich besser geeignet ist, darüber zu diskutieren als eine schnöde Anhebung des Renteneintrittsalters." Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich dafür offen – wenngleich es viele Dinge zu bedenken gebe, etwa wie in den Beitragsjahren wirklich gearbeitet worden sei, etwa durch Teilzeit.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, lehnt die Idee hingegen ab. "Der Vorschlag wird die Altersarmut nicht reduzieren, sondern Ungleichheiten verstärken", sagte der Ökonom der Rheinischen Post. Aus seiner Sicht würden so auch "Menschen und vor allem Frauen, die viele Jahre ehrenamtlich tätig waren oder sich um die Familie gekümmert haben, schlechter gestellt". Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) lehnt das Konzept ab. "Der von Bas unterstützte Vorschlag eines einzelnen Beraters ist eine Neuauflage der ,Rente mit 63‘ unter einer neuen Überschrift. Dieses war falsch, bleibt falsch – und wird auch zukünftig unter einer neuen Überschrift falsch", sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter mit Blick auf die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren.

Linke-Fraktionsvize Nicole Gohlke lehnte Südekums Vorschlag als "vergiftetes Angebot" ab. "Wer körperlich hart arbeitenden Menschen einen früheren Ruhestand ermöglichen will, rennt bei uns offene Türen ein. Aber das darf nicht gegen diejenigen ausgespielt werden, die sich für ein Studium entschieden haben." Weil Akademiker wegen der Studienjahre in der Regel später zu arbeiten anfangen, könnte für sie eine Umsetzung von Südekums Vorschlag von Nachteil sein. Eine noch für Dezember erwartete Rentenkommission soll bis zum Sommer Vorschläge zur langfristigen Sicherung der Alterseinkommen machen. CDU-Generalsekretär Linnemann sagte: Diese müsse "ohne Denkverbote und Vorfestlegungen arbeiten".
Schlagworte: Bärbel Bas, Steffen Kampeter, Linke-Fraktionsvize Nicole Gohlke

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