Familienurlaub
Tipps für lange Autofahrten mit Kindern

"Sind wir bald daaaaa?" – in den Ferien wird vor allem die Urlaubsanreise oft zur Geduldsprobe. Ein paar Ideen für Beschäftigungen auf langen Autofahrten, die Kindern Spaß machen und Eltern nicht nerven.
Berliner Ohrwürmer
Auf langen Autofahrten können Kopfhörer ein Segen sein: Die Kinder auf der Rückbank machen, was sie wollen (und was die Eltern erlauben...), und auf den vorderen Plätzen herrscht Ruhe. Aber irgendwann kommt immer die Zeit, gemeinsam Musik zu hören. Papas Funk-und-Soul-Klassiker stoßen meist nur kurzzeitig auf Zustimmung; natürlich wollen die Kinder bestimmen, was läuft. Das kann die Geschmacks- und Geduldsnerven der Eltern ordentlich auf die Probe stellen, muss es aber nicht.
Ein Tipp: Das Berliner Kindermusikprojekt "Bummelkasten" mit dem Album "Irgendwas Bestimmtes" (auch auf Spotify). Die A-cappella- und Beatbox-Stücke, die der Musiker und Künstler Bernhard Lütke selbst einspielt, sind echte Ohrwürmer, originell und anarchistisch. Songs wie "Rolltreppenmax" oder "Prinzessin Susi" ("die härteste aller Prinzessinnen") wird man so schnell nicht wieder los. "Hausmeister Klaus" hat die Schule fest im Griff: "Staubsaugen, jo, Staub, Du hast verlor’n, jeder Krümel, jeder Fussel, jedes Haar, jedes Korn, Warning, ick sach’ nur Warning, ich mach den Fettfleck weg every morning." Und bei "Kommt ihr bitte" verspüren wohl alle Eltern einen schmerzlichen Wiedererkennungseffekt. Auch die Videos sind toll. Eine echte Abwechslung zu den immer wieder grandiosen "Deine Freunde" – gerne auch ohne Kopfhörer.
Ja? Haha!
Clevere Kinder sind geduldig. Sie lassen kilometerweit die Landschaft vorbeiziehen, bis sie aus dem Hinterhalt (= Rücksitz) ein fieses: "Duhuuuu, Papaaaaa?" schießen. Der Angesprochene antwortet im gleichen Tonfall und gedehnt: "Jahaaaa?", gefolgt von wilden Flüchen, die wir an dieser Stelle aus Gründen des Kinderschutzes auf keinen Fall zitieren können. Mit seinem "Ja?" hat Papa nämlich verloren. Beim Ja-Nein-Spiel dürfen die im Auto Mitfahrenden niemals Ja oder Nein sagen. Alle Alternativen sind erlaubt, zum Beispiel: Was ist? Natürlich! Auf jeden Fall. Kann doch nicht sein. Aha. Ist das wirklich so? Unglaublich. Oder: Mmmmh. Wenn man direkt nach der Ankündigung spielt, halten die Eltern meist tapfer durch. Wenn aber einige Minuten verstrichen sind, steigen die Chancen der fragenden Kinder.
Und das Spiel ist auch andersherum ausgesprochen lustig. Wer kann schon ein vorfreudiges Ja zurückhalten auf die Frage: Magst du was Süßes? Oder sich das spontane Nein verkneifen, wenn Mama auf die Idee kommt zu fragen: Hast du Lust, eine Runde Einmaleins zu üben?
Rätsel lösen
"Um seinen Verfolgern zu entkommen, sprang Helmut ohne Fallschirm aus dem Flugzeug – und überlebte. Was ist hier passiert?" So oder ähnlich beginnen die sogenannten Black Stories. Eine seltsame, oft unsinnig erscheinende Szene wird vom Spielleiter beschrieben, die anderen müssen erraten, was sich abgespielt hat, damit es zu dieser Situation kommen konnte. Dafür darf jeder eine Frage stellen – wird sie mit Ja beantwortet, darf er weiterfragen, bei einem Nein ist der nächste dran. Zum Beispiel "Ist Helmut in einem Boot gelandet"? Nein, ist er nicht. "Ist Helmut ein Vogel?" Ebenfalls ein Nein. Man muss kreativ sein beim Nachfragen, ein wenig um die Ecke denken, offen sein für das Absurde. Perfekt also für Kinder, die gestellten Rätsel lassen sich gut alterstechnisch anpassen.
Der Moses-Verlag hat zahlreiche Kartensets mit Black Stories für Kinder herausgebracht, sie liegen preislich um die zehn Euro. Online finden sich kostenlose Black Stories, unter Namen wie Laterale, Ja-Nein-Rätsel oder Rätselkrimi. Ach, und die Frage, die bei Helmut zum Ziel führt, lautet: "Stand das Flugzeug auf dem Boden?" – Ja!
Das kleine Einmalups
"Och nö, jetzt nicht!" Diesen Satz kennen wohl alle Eltern, die Kinder im Grundschulalter und schon gelegentlich den Versuch unternommen haben, mit ihnen das kleine Einmaleins zu üben. Doch es nützt nichts, man muss es lernen, lernen, lernen. Autofahrten dazu zu nutzen ist aus Elternsicht optimal: Man hat gerade nichts anderes zu tun und das Kind hat weder eine Ablenkungs- noch eine Fluchtmöglichkeit. Damit das Ganze wenigstens ein bisschen lustig wird, kann man das Rechnen in ein Spiel verpacken und die Zahl, die gerade dran ist, immer durch ein "ups" ersetzen. So geht das reihum mit allen, die mitfahren: eins, zwei, drei, ups, fünf, sechs, sieben, ups ... Bei der Vierer-Reihe werden außerdem alle Zahlen geupst, in denen eine Vier vorkommt. Also auch 14, 34 ... Spannend wird es, wenn man über die 40 hinausgeht: Es folgen dann neun Upser aufeinander. Da zeigt sich schnell, wer aufgepasst hat. Und, liebe am Steuer Sitzende: Sich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen, ist eine miserable Ausrede.
Quatschsätze Bilden
Wenn es etwas gibt, das bei langen Fahrten im Auto so reichlich vorhanden ist wie die Langeweile, dann sind es andere Autos. Das kann man nutzen für ein lustiges Spiel – vorausgesetzt, die Kinder sind alt genug, um Buchstaben zu erkennen. Denn die stehen auf den Nummernschildern der vielen anderen Fahrzeuge auf der Straße.
Die Grundidee ist simpel: Alle merken sich das Kennzeichen eines Autos, das einem entgegenkommt oder, auf der Autobahn, das einen überholt. Also zum Beispiel FR-AB 123. Die Zahlen fallen weg, die Buchstaben werden zu Quatschsätzen, indem jeder zum Anfangsbuchstaben eines Wortes wird. FR-AB wird so zu: "Frische Reibekuchen aus Berlin." Oder: "Fritz rüttelt am Baum." Die Reihenfolge der Buchstaben muss erhalten bleiben, wobei man sie nach Absprache auch von hinten nach vorne verwenden kann. Echte Herausforderungen sind Kennzeichen wie MYK-XZ 123. Oder Nummernschilder aus anderen Ländern mit noch gewagteren Buchstabenkombinationen. Wer als erster einen Quatschsatz findet, bekommt einen Punkt, und das nächste Kennzeichen ist dran. Das geht so lange, bis keiner mehr Lust hat. Oder das Ziel erreicht ist.
Auf Safari gehen
Ein Klassiker, der immer noch hervorragend funktioniert: Wir gehen auf Safari. Gejagt wird mit den Augen, und zwar immer das, was gerade vorgegeben ist. Weniger kreative Eltern lassen ihre Kinder nach einem blauen Auto oder einem italienischen Kennzeichen suchen. Spannender wird es mit: Finde zehn Dinge, die mit B anfangen. Zehn Dinge, die rund sind. Das geht natürlich je nach Alter der Kinder auch etwas schwieriger: Zehn dreieckige Dinge, die größer sind als du selbst. Zehn Dinge, die Mama echt hässlich findet. Modifizieren lässt sich die Dinge-Safari durch Zeitvorgaben (zwei Minuten für Laubbäume!), Suchorte (nur auf der rechten Seite rausgucken! im Auto gilt auch!) und den Wettkampfmodus (Erwachsene gegen Kinder).