Es ist ein spektakuläres Verfahren: Der Soldat Bradley Manning wird beschuldigt, die USA verraten zu haben – an Wikileaks. Tat er es aus Idealismus oder aus Frust?
Das also ist der angebliche Whistleblower. Der Obergefreite, der 250.000 geheime US-Dokumente ans Internet verraten haben soll. Der Mann, ohne den Wikileaks-Chef Julian Assange heute noch unbekannt wäre. Bei der Anhörung in Fort Meade sieht Bradley Manning nicht so aus, wie auf dem Porträt, das die Welt von ihm kennt.
Der 1,57 Meter kleine Obergefreite wirkt hager, und das schmale Gesicht unter der kräftigen schwarzen Brille kämpft mit Hautproblemen. Manning trägt Tarnanzug wie alle Militärs im Saal, aber er verschwindet auch so beinahe in den riesigen Ledersesseln der Verteidigung. Er müht sich, konstruktiv zu wirken, sobald er angesprochen wird, aber abgesehen von Formalien zum Auftakt war das nie der Fall. Also blättert er in Unterlagen und dreht einen kleinen Stift zwischen ...